Erin Jade Lange, Firewall
„Letztes Schuljahr habe ich etwas gesehen, was ich nie mehr vergessen werde. Am ersten April kam Jordan Springer in die Cafeteria der Haver High marschiert und hat sich in Brand gesetzt. Aber es war kein Aprilscherz. Der Typ hat sich mit Benzin übergossen und ein Streichholz angerissen. Mit voller Absicht.“ (S. 7)
Ein Jahr später steht die Haver Highschool noch immer unter dem Schock, den der tragische Tod Jordan Springers ausgelöst hat, der durch Cybermobbing in den Selbstmord getrieben worden ist. Die Schule hat darauf mit strengsten Sicherheitsmaßnahmen reagiert, um einen solchen Vorfall in der Zukunft zu verhindern.
Eli Bennett, der jugendliche Ich-Erzähler, ist ein klassischer Computer-Nerd und ein Außenseiter an seiner Schule. Ausgerechnet am Jahrestag von Springers Selbstverbrennung wird er vom berüchtigten Schulschläger Malcolm Mahoney auf dem WC niedergeschlagen, weil mitangehört hat, dass Malcolms Freundin vermutlich schwanger sein dürfte. Als er sich die blutigen Flecken abwaschen will, entdeckt er auf dem Waschtischspiegel eine in Binärcode verfasste Zeichenfolge, die sein bester Freund Zach sofort als „Adrasteia“ entziffert, der Name einer Bergnymphe aus der griechischen Mythologie, die einst den jungen Zeus beschützt hat.
Bald darauf erhält Eli eine Nachricht auf seinem Handy eine mysteriöse Nachricht, die seine digitale Signatur „I*e$b*/“ aus den Anfängen seiner Hacker-Zeit zeigte. Eli hat diese Signatur das letzte Mal benutzt, als er die Daten vom Server der Polizeiwache in Haver abgesaugt und zur Demonstration seiner Fähigkeiten als Hacker frei zugänglich ins Netz gestellt hatte. Die Folgen waren katastrophal, weil dabei auch Undercover-Polizisten enttarnt worden waren. Nur mit Glück war es zu keinen Todesfällen gekommen. Umso besorgniserregender empfindet Eli das E-Mail, weil er immer noch fürchtet, dafür von der Polizei belangt zu werden.
Über einen Weblink wird Eli zu einem geheimnisvollen Treffen in einem Keller aufgefordert. Er trifft auf die beiden Computer-Nerds Seth und Mouse, die ursprünglich mit Jordan Springer an der amerikanischen Cybersicherheitsmeisterschaft teilnehmen wollten und nun versuchen Eli als Ersatzmann zu rekrutieren. Als erstes Projekt soll das Sicherheitssystem der Haver Highschool auf Schwachstellen geprüft werden. Zum Beweis soll eine Website eingerichtet werden, die das Sicherheitssystem nicht erfassen kann, eine Website zum Gedenken an Jordan Springer. Als Eli, hin und her gerissen, seine Mitarbeit ablehnt, machen die beiden klar, dass sie über seinen Polizei-Hack Bescheid wissen. Bald muss Eli erkennen, dass es Seth und Mouse im Grund um Rache und Vergeltung an den für Springers Suizid verantwortlichen Personen geht.
„Firewall“ setzt sich mit den aktuellen Themen Cyber-Mobbing, Rache und Suizid auseinander und stellt dabei zahlreiche wichtige Fragen in den Raum: Was ist Mobbing und wie soll damit auf gerechte Weise umgegangen werden? und welche Rolle und Gefahren gehen dabei vom Internet aus?
Erin Jade Lange gelingt es die Leserinnen und Leser mit ihrer spannend erzählten Geschichte von der ersten Seite an in ihren Bann zu ziehen. Nachdem die Grenzen zwischen richtig und falsch immer mehr verschwimmen, stellt sich die Frage nach Gerechtigkeit und Verhältnismäßigkeit und regt damit zu differenzierten Überlegungen und Urteilen an.
Ein überaus lesenswertes Jugendbuch, das zahlreiche Fragen im Jugend- und Schulbereich aufwirft und sich ganz besonders als Schullektüre empfiehlt, für die dazu eine eigene kostenfreie Lehrerhandreichung zum Download bereitgestellt wird.
Erin Jade Lange, Firewall. Übers. v. Sandra Knuffinke / Jessika Komina [Orig. Titel: The Chaos of Now], ab 13 Jahren
Bamberg: Magellan Verlag 2022, 400 Seiten, 11,90 €, ISBN 978-3-7348-8221-0
Weiterführende Links:
Magellan Verlag: Erin Jade Lange, Firewall
Homepage: Erin Jade Lange (engl.)
Magellanverlag: Lehrerhandreichung „Firewall“
Andreas Markt-Huter, 26-04-2023