Silke Vry, Der Dinosaurier im Fels
„In diesem Buch dreht sich alle um Knochen. Nicht um irgendwelche Knochen, sondern um ganz besondere: um die Reste urzeitlicher Tiere. Und es geht um Männer und Frauen, die diese Knochen entdeckten, ihnen regelrecht nachjagten, die staunten, forschten, zweifelten, verzagten, kämpften und die sich ihr Leben lang den Kopf über diese rätselhaften Funde zerbrachen.“ (S. 7)
Waren Dinosaurier seit dem Hollywood Film „Jurassic Park“ in aller Munde und regten die Neugier bei Kindern wie Jugendlichen an, so ist die Geschichte der Entdeckung der ersten Dinosaurierüberreste doch weitgehend unbemerkt geblieben. Silke Vry bringt mit ihrem Sachbuch für Kinder und Jugendliche die nicht weniger spannende Geschichte „der ersten Knochenjäger“ einem jungen Publikum näher.
In neun Kapiteln erzählt Silke Vry die Entdeckung ausgewählter ausgestorbener Tiere von der ersten Hälfte des 18. bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA, Niederlanden, Großbritannien, Deutschland und in Tansania. Die Knochenfunde reichen vom Mastodon über den Mossasaurus bis hin zu Archaeopteryx und Tyrannosaurus Rex. Dabei lässt die Bezeichnung Dinosaurier „schreckliche Echsen“ bereits erahnen, welche Furcht die riesigen Fossilien zur Zeit ihrer Entdeckung ausgelöst haben.
Den Anfang macht die Entdeckung von Knochen des eiszeitlichen amerikanischen Mastodons in der Nähe der heutigen Stadt Cincinnati im Jahr 1739. Eine Gruppe französischer Soldaten entdeckt in einem sumpfigen Gelände riesige Knochen und Zähne, die sie zunächst für die Überreste eines Riesen halten. Die Knochen landen schließlich in der Wunderkammer König Ludwigs XV. und werden erst Jahre später von Spezialisten näher betrachtet und analysiert.
Ein anderes Kapitel beschäftigt sich mit dem Fund eines Mosasaurierskelettes 1780 bei Maastricht in den Niederlanden. Bergarbeiter in einem Kalksteinbruch entdecken in ca. 30 Meter Tiefe einen riesigen Schädel im Stein. Alle zeigen sich verwundert, dass in dieser Tiefe und weit entfernt von jeglichem Wasser ein krokodilähnliches Tier erscheint.
Weitere Kapitel schildern die Entdeckungen des Ichthyosaurus durch Mary Anning in Lyme Regis im Jahr 1812 oder des Megalosaurus im Jahr 1821 durch William Buckland, in Kirkdale und des Iguanodons in Cluckfield durch Gideon Mantell im Jahr 1822
in England.
Vorgestellt werden auch der Fund des Archaeopteryx 1861 im deutschen Solnhofen, sowie die Funde von Plesiosaurus, Hadrosaurus, Apatosaurus, Monoclonius und der damit verbundene Wettstreit zwischen den Fossilienjägern Othniel Charles Marsh und Edward Drinker Cope im US-amerikanischen Como Bluff im Jahr 1877. Am Ende wird noch von den Entdeckungen des Tyrannosaurus Rex durch Barnum Brown in Hell Creek im 1902 und des Giraffatitans in Tansania 1906 berichtet.
Silke Vry gelingt es in ihrem Sachbuch für Kinder und Jugendliche die Entdeckung fossiler Überreste anschaulich und lebendig aufzubereiten und aufzuzeigen, wie spannend entdecken und forschen sein kann. Neben kompaktem Hintergrundwissen zur Geschichte der Archäologie und erwartet die Leserinnen und Leser das spannende Abenteuer großer Entdeckungen.
Ein ebenso fesselndes wie informatives Sachbuch, das einen aufregenden Blick auf eine einmal andere Sicht auf die Welt der Dinosaurier wirft. Mit klarer Struktur und Sprache und anschauliche Illustrationen entführt das Buch in „die abenteuerliche Geschichte der ersten Knochenjäger“.
Silke Vry, Der Dinosaurier im Fels. Die abenteuerlichen Geschichten der ersten Knochenjäger, ill. v. Claudia Lieb, ab 10 Jahren
Hildesheim: Gerstenberg Verlag 2023, 112 Seiten, 27,90 €, ISBN 978-3-8369-6090-8
Weiterführende Links:
Gerstenberg Verlag: Silke Vry, Der Dinosaurier im Fels
Homepage: Silke Vry
Homepage: Claudia Lieb
Andreas Markt-Huter, 30-05-2023