Michael Forcher, Kleine Geschichte Tirols
„Möge die anregende Fülle des Bildmaterials und die Kürze des Textes, der sich in wenigen Stunden lesen lässt, vielen Tirolerinnen und Tirolern, geborenen oder zugewanderten, die der Geschichte nicht viel Zeit widmen können, vielleicht auch interessierten Gästen einen ersten verlässlichen Überblick über das Werden unseres Landes ermöglichen.“ (S. 11)
Die kleine Geschichte Tirols beginnt mit dem berühmten "Ötzi, dem Mann vom Hauslabjoch" und führt relativ rasch über die Römerzeit bis ins früheste Mittelalter und zeigt die Bischöfe als Herren des Landes auf und stellt den Schöpfer Tirols, Meinhard II. vor. Neben der Herrschaftsgeschichte wird auch die Sozialgeschichte des Landes vorgestellt, wie das Wirtschaftsleben, die Städtegründungen, die rechtlich-soziale Sonderentwicklung des Bauernstands in Tirol sowie das kulturelle und geistige Leben im frühen und hohen Mittelalter.
Neben der Geschichte rund um Margarethe Maultasch und wie Tirol schließlich zu Österreich kam, weist das Kapitel „Die ersten »Tiroler Habsburger« auf die europäische Bedeutung hin, welches das Land unter den Habsburgischen Fürsten Friedl mit der leeren Tasche bis Kaiser Maximilian I. erringen konnte.
Die folgenden Kapitel zeigen die Entwicklung der Tiroler "Demokratie" im 14./15. Jahrhundert mit dem großen Freiheitsbrief und der Sonderstellung des Landes und Kaiser Maximilian I. Weiters wird die Entwicklung der Wirtschaft, der Städte und des Verkehrs dieser Zeit ebenso beleuchtet wie die wichtige Rolle Tirols auf kulturellem und geistigem Gebiet zu Beginn der Neuzeit, die mit Namen wie Michael Pacher, Oswald von Wolkenstein, Hans Schnatterpeck, Jörg Kölderer und Nikolaus Cusanus verbunden ist.
Michael Gaismair und sein Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit werden in einem eigenen Kapitel gewürdigt. In einem Exkurz geht der Autor auf die Rezeption Gaismairs in der Geschichte Tirol ein wenig näher ein.
Als weitere Stationen in "Tirols Geschichte" sind die Jahrzehnte nach dem Bauernaufstand, das Aussterben der letzten "Tiroler Habsburger", der Bayerneinfall 1703, die Entmachtung der Stände und der Sieg des Zentralismus im 18. Jahrhundert ebenso zu nennen, wie der Weg Tirols in Gegenwart vom Anschluss Tirols an Bayern und dem Aufstand unter Andreas Hofer, von der beginnenden Industrialisierung, über den Ersten Weltkrieg, der Teilung Tirols, der NS-Zeit in Tirol und dem Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart.
Forcher gelingt es anschaulich und knapp das politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben in Tirol über einen Zeitraum von knapp 5.000 Jahren darzustellen. Dabei kommen die zahlreichen wichtigen Stationen in der politischen Geschichte ebenso zur Sprache wie die wesentlichsten gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung des Landes.
Mit einer klaren und verständlichen Sprache, einer kompakten inhaltlichen Gliederung sowie durch zahlreiches Bildmaterial bietet das überaus empfehlenswerte Taschenbuch einen raschen Einblick und Überblick zur Tiroler Geschichte.
Michael Forcher, Kleine Geschichte Tirols. Mit zahlr. Abb.
Innsbruck: Haymon Verlag 2023, 352 Seiten, 16,95 €, ISBN 978-3-85218-902-4
Weiterführende Links:
Haymon Verlag: Michael Forcher, Kleine Geschichte Tirols
Wikipedia: Michael Forcher
Andreas Markt-Huter, 25-09-2023