Gudrun Tielsch, Der kleine Basilisk
„Weißt du, was ein Basilisk ist? Ich wusste es auch lange nicht, obwohl ich selbst einer bin. Ich erzähle dir, wie ich darauf kam. Und was ich dann alles erlebte! Hast du dich hingesetzt, das wäre nämlich gut, denn die Geschichte, die du jetzt hörst, wird dich umhauen. Wenn du stehst, halte dich irgendwo fest. Mit einer Hand zumindest.“ (S. 5)
Der kleine Basilisk Basileus heißt mit vollem Namen Meusewin Tragebodo Wortwinus Helfrich Emichio Antonius Dudo Basileus. Wie gut für alle jungen Leserinnen und Leser, dass seine Freunde einfach nur Basileus zu ihm sagen. Seine Geschichtet spielt im Wien des Jahres 1215, wo er mit seiner Mama, einer Kröte, in einem Brunnen in der Schönlaterngasse lebt.
Während Basileus Mama sich ums Essen kümmert, dreht sich sein Papa auf der Spitze des Kirchturms als goldener Wetterhahn im Wind. Fast jede Nacht erzählt ihm seine Mutter ihre Geschichte, in der sie mit ihren sechs Krötenschwestern im Dienst des Zauberers Belial, was der Böse hießt, gestanden hat. Sein Ziel war es, Herrscher über die Welt zu werden, die Kröten sollten zur Belohnung Ministerinnen in einem Land werden, wo sie keine Feinde hätten. Dafür sollte sie ihm ihren Krötenschleim zur Verfügung stellen, mit dem er einen Zaubertrank braute, mit der er die sieben Todsünden, die Gier, die Lust, den Zorn und Neid sowie die Völlerei und Trägheit bei denen weckt, die ihn trinken.
Basileus Mutter erkennt mit der Zeit, dass es dem Zauberer nur um Macht geht und ergreift die Flucht. Seitdem versteckt sich mit ihrem Sohn vor dem Zauberer, der sich unerbittlich auf die Suche nach ihr gemacht hat. Eine andere Geschichte erzählt von Basileus Vater, der ebenfalls Basileus hießt, dem der Herzog Heinrich Jasomirgott für seine Tapferkeit eine Krone auf den Kopf gesetzt hat. Dies machte den stolzen Hahn jedoch so hochmütig, dass er seitdem auf die Kirchturmspitze übersiedelt ist.
Zu seiner eigenen Überraschung legte sein Vater ein riesiges Ei, das er für den Mond hielt und dem er seine Krone aufsetzte. Aus Wut stieß der Hahn das Ei, aus dem sein Sohn schlüpfen sollte vom Kirchturm, wo es von seiner Mutter gerettet und ausgebrütet wurde. Als seine Mutter eines Tages plötzlich verschwindet, macht sich Basileus verzweifelt auf die Suche nach ihr. Dabei trifft er auf den Teufel, mit dem er eine Wette eingeht. Der Teufel verspricht Basileus zu helfen, seine Mutter zu finden, wenn er die Wetter verlieren sollte. Basileus‘ Einsatz für die Wette scheint hingegen weit höher zu sein:
„Du gibst mir deine Seele und ich bringe sie zu mir in die Hölle.“ (S. 59)
Zu seinem Glück gewinnt Basileus die Wette und so machen sich beide auf die Suche nach dem bösen Zauberer, wo er seine Mutter zu finden hofft.
Die wunderbar sagenhafte Geschichte vom kleinen Basiliken erzählt von Freundschaft und Liebe und der Bereitschaft alles dafür zu wagen. Die spannende Erzählung entführt die jungen Leserinnen und Leser in eine ferne Vergangenheit und eine magische Umgebung voller dunkler Gestalten wie Teufel, Zauberer u.a.
Eine ebenso unterhaltsame wie spannende Abenteuergeschichte mit sagenhaften Fantasy-Elementen und liebenswerten aber auch bedrohlichen Protagonisten. Die einfache Sprache, kurzen Kapitel und fröhlichen Illustrationen empfehlen das Kinderbuch sowohl zum Selberlesen für junge Leserinnen und Leser als auch zum gemeinsamen Lesen für Jung und Alt.
Gudrun Tielsch, Der kleine Basilisk. Eine Wiener Sagengeschichte, ill. v. Anna Frohmann, ab 8 Jahren
Innbruck: Tyrolia Verlag 2023, 192 Seiten, 18.00 €, ISBN 978-3-7022-4121-6
Weiterführenden Links:
Tyrolia Verlag: Gudrun Tielsch, Der kleine Basilisk
Wikipedia: Gudrun Tielsch
Homepage: Anna Frohmann
Andreas Markt-Huter, 06-03-2024