„Wir sind keine gewöhnliche Familie – aber das habt ihr euch vermutlich schon gedacht. Wir Winslows sind Hexen. Beziehungsweise Hexer – ich will die rar gesäten männlichen Nachkommen unserer Familie ja nicht unterschlagen. Winslow-Frauen neigen zu weiblichen Kindern, was vermutlich mehr mit unseren Genen zu tun hat als mit unserer Magie. Unter den Hexenfamilien des nordamerikanischen Festlands gibt es ebenso viele Hexer wie Hexen, bei einigen sind es sogar mehr Männer als Frauen.“ (S. 10)
Die sechzehnjährige Marissa Winslow lebt mit ihren Eltern, der Familie ihrer Tante Natasha, ihrer Großmutter und ihrer Großtante Minnie in Silvercrest Manor, einem außergewöhnlichen Landhaus auf Carter’s Island im US-Bundesstaat Main. Aber nicht nur das Haus ist etwas ganz besonderes auch die Familie selbst. Bis auf Marissas Vater und ihren Onkel sind alle Winslows Hexen und Hexer. Marissa selbst verfügt über Visionen der Zukunft, die sie nach ihrer Volljährigkeit weiter ausbilden soll.
Schon seit ewigen Zeiten besteht eine Feindschaft zwischen der Familie Winslow und den McSweeneys, denen die Winslows vor 150 Jahren Silvercrest Manor abgekauft haben. Der der New Yorker Großindustrielle Percival McSweeney hat das Haus in den 1860-er Jahren auf dem noch kaum besiedelten Carter Island erbauen lassen. Um den Verkauf an Marissas Urahnin ranken sich die unterschiedlichsten Sagen. Kurz nach der Übereignung des Hauses soll der alte Patriarch auf unerklärliche Weise spurlos verschwunden sein, wofür die Familie McSweeney die Winslows verantwortlich machte. Seit dieser Zeit herrscht eine Art Blutfehde zwischen den beiden Familien.
Auf ihrem Weg zur Schule erblickt Marissa aus dem Schulbus heraus eine dunkle Gestalt, die sie direkt anstarrt und wieder verschwindet. Als sie am Nachmittag nachsitzen muss, wird sie von ihrer Lehrerin ausgerechnet neben Caleb Rosenbaum gesetzt, dessen Mutter aus der Familie McSweeney stammt. Die beiden begegnen einander neuerlich auf einer Strand Party, wo Marissa trotz anfänglicher Abneigung, Gefallen an dem überraschend amüsanten Mitschüler findet.
Als Marissas Cousine Norah erkrankt und alle Fähren ausfallen bemerkt Marissa allmählich, dass merkwürdige Dinge vor sich gehen und ihre vor Jahren verbannte Tante Gladys damit zu tun haben könnte. Sie erkennt, dass sie ein und denselben Tag immer wieder erlebt und sie der Vergangenheit ihrer Familie auf den Grund gehen muss. Doch ist sie nicht die Einzige, die in dieser Zeitschleife gefangen ist.
Christian Handel erweckt in seinem Jugendroman „Beneath the Ivy“ die Filmromanze „Und täglich grüßt das Murmeltier“ wieder zum Leben und verbindet die Geschichte mit Shakespeares „Romeo und Julie“, in der sich ebenfalls zwei verfeindete Familien gegenüberstehen. Die Verbindung der beiden Vorlagen, garniert mit viel Fantasy und erster Liebe-Romantik, bietet ein spannendes Lesevergnügen, sobald sich die Grundrichtung der Geschichte herauskristallisiert.
Ein überaus spannender und unterhaltsamer Jugendroman, der sich durch seine liebenswerten Protagonisten und seine überraschenden Wendungen auszeichnet und die Leserinnen und Leser immer tiefer in die Geschichte hineinzieht.
Christian Handel, Beneath the Ivy. The Witches of Silvercrest Coven, ab 14 Jahren
Berlin: Ueberreuter Verlag 2025, 384 Seiten, 20,60 €, ISBN 978-3-7641-7152-0
Weiterführende Links:
Ueberreuter Verlag: Christian Handel, Beneath the Ivy
Wikipedia: Christian Handel
Andreas Markt-Huter, 20-08-2025