Buch-CoverJede Literatur ist letztlich Reiseliteratur, denn es gibt nichts anderes auf der Welt zu erzählen, als wie Menschen zu sich, zu anderen oder sonst wohin unterwegs sind.

Kurt Fallnbügl erzählt wild und wüst von der ganzen Welt, weshalb er seiner Literatur die Struktur von Reisebeschreibungen unterlegt. In Wirklichkeit ist dieser Essay ein phantastisches Stück Text über Gott und die Welt, weshalb das Erzählunternehmen auch augenzwinkernd heißt: Wo Gott wohnt.

Buch-CoverChinesische Romane schaffen es spielend, die Lesegewohnheiten jedes europäischen Lektüre-Freaks aus den Angeln zu heben.

Irgendwie muss man beim Lesen eines chinesischen Romans immer ganz von vorne anfangen und sich fragen: Was macht ein chinesischer Roman eigentlich, wie lässt er sich mit einem europäischen vergleichen, was ist individuelle Strategie und was ist staatlich vorgegebener Usus?

Buch-CoverMeist werden historische Ereignisse mit großen Armbewegungen erzählt, je weiter jemand beim Texten ausholt, umso mehr Luft wirbelt er damit auf.

In Gerd Graenzs kleinem Roman Zahnlos geht es geradezu irdisch unhistorisch zu. Der Protagonist ist noch zu DD-Zeiten im Anflug auf Ost-Berlin, als es mit dem Gebiss nicht mehr ganz hinhaut. Obwohl er sich eigentlich ein paar harmlose Urlaubstage machen will, wird er jetzt zum Getriebenen, denn irgendwo muss eine zahnärztliche Hilfe her.

Buch-CoverNach einer intensiven Reise wird das Informationsmaterial meist in einer Schachtel abgelegt und Jahre später wird alles umgestülpt und neuerlich zum Vorschein gebracht. Die wahre Ordnung einer Reise aber bestimmt stets der Reisende.

In Waltraud Seidlhofers poetischer Materialschachtel betritt vielleicht jemand ein Museum, umkreist es, geht hinein und legt sich eine Ordnung der ausgestellten Dinge zurecht. Ähnlich geht man ja auch beim Erkunden einer Stadt vor, man reist an, umkreist sie und durchschreitet sie mit aufgerissenen Augen.

Buch-CoverKomplizierte Vorgänge brauchen eine komplexe Darstellungsweise, und was ist als Stoff üppiger als das Leben?

Judith Gruber-Rizy hat in ihrem Roman drei Vorgänge des Lebens im Auge und daher auch in jedem Abschnitt mindestens drei erzählerische Zugänge. Einmal geht es um die Drift, ein Phänomen, wo etwas scheinbar ungesteuert irgendwohin driftet, zum anderen geht es um die Verlässlichkeit von Erinnerung, und zum dritten geht es um das wahrhaftige Schreiben.

Buch-CoverEs gibt die schöne These, wonach sich das Genie nach außen und das Arschloch nach innen zeigen. Zyniker meinen, bei Österreichern sei es genau umgekehrt.

Manfred Chobot hat ein Dutzend Schriftstellerinnen und Schriftsteller eingeladen, über das grandios widersprüchliche Begriffspaar Genie und Arschloch jeweils Fallbeispiele zu dokumentieren.

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Im Deutschland des Dreißigjährigen Krieges wurden Außenseiter, Deserteure und Flüchtlinge, die sich in den Feldern versteckten, Kornwölfe genannt. Der Begriff hat in älteren deutsch-amerikanischen Gemeinden bis heute überlebt.

Tristan Egolf beschreibt Amerika stets von den Rändern her, dort wo der amerikanische Traum längst aufgehört hat, wo die Verkehrsverbindungen an ihr Ende kommen, wo sich eine verzopfte Gedankenwelt über Jahrhunderte ungeschoren als Desaster im religiös verwirrten Kopf halten kann.

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Manchmal gelingt Dichtern nicht nur der große literarische Wurf, sondern auch ihr Leben verläuft dermaßen dicht, dass daraus wieder Stoff für einen Roman wird.

Martin Beyer wendet sich mit seinem Roman Alle Wasser laufen ins Meer Georg Trakl und seinem Verhältnis zu seiner Schwester Grete zu. Dabei geht es vor allem um die Beschreibung einer Künstlertruppe am Vorabend des Ersten Weltkrieges.

Buch-CoverIn der Literatur gibt es eine eigene Kategorie von Regen-Romanen, darin wird alles hinter einem Guss aus Wasser erzählt, die Konturen der Helden sind naturgemäß mit der Umwelt verflossen und die Seele der Figuren zieht sich dabei auf das Erbärmlichste zusammen und verkriecht sich unter der eigenen nassen Haut.

Bei Lorenz Langenegger regnet es den ganzen Roman hindurch, und der Titel Hier im Regen evoziert die Redewendung im Regen stehen lassen.

Buch-CoverSlam Poetry hat sich längst von einer spontan süffisanten Verbaleinlage für einen literarischen Wettstreit zu einer selbständigen Kunstform entwickelt.

Dabei steht der fetzige Vortrag im Mittelpunkt der Darbietung, aber durch die Konservierungsform CD und Buch erfährt der Slam eine neue Seh- und Hörweise und entsprechenden Tiefgang.