Was für eine verheißungsvolle Erzählkonstellation! In einer Bar unter dem Wasser sind die Figuren offensichtlich ausgesetzt dem relaxenden Gefühl bei Getränken und dem Druck schwerer Geschichten, die auf ihnen lasten wie auf einem U-Boot.

Christoph W. Bauer führt in 19 Erzählungen tatsächlich unscheinbare Gegebenheiten unter dem Druck lang angestauter Verhältnisse einem explosiven Ausbruch zu. Es sind fast immer flach atmende Leute, denen einmal im Leben etwas aus dem Ruder läuft und sie somit aus ihrer Gewöhnlichkeit wirft.

Die einzige Methode, das Leben zu meistern, besteht darin, den jeweils aktuellen Tag hinzukriegen. Dutzende Ratgeber stehen mit ihren Tipps Schlange beim ratlosen Leser, scheitern aber meist, weil sie die Sache zu ernst nehmen.

Bertram Haid und Elias Schneitter haben einen Easy-Begleiter „einfach durch den Tag“ entwickelt. Wie schon der Titel ausdrückt, geht es vor allem darum, überhaupt durch den Tag zu kommen.

Manche Institutionen entfalten erst dann ihre wahre Größe, wenn sie physisch devastiert und psychisch verdrängt sind.

Auf Victor Tiefenbrunners Story-Pinnwand „Sportcafé“ verrotten und vergilben die Geschichten bereits oder sind gar wie viele ihrer Helden schon unter der Erde. Aber kaum schlägt jemand einen Erinnerungston an, braust schon die ganze Symphonie eines niedergerungenen Trinkorchesters los.

Das Projekt die andere Geschichte geht in die zweite Runde. Sinn dieser Publikationen ist es, ein gemeinsames Auftreten unterschiedlichster Autorinnen zu dokumentieren.

Der Leser sucht sich dabei seinen persönlichen Geschichtenmix zusammen, die Texte sind in den thematischen Schalen „Freunde / Gedanken / Wendepunkte / Wind / Feuer / Alt / Neu / Begegnungen“ zur Verkostung ausgelegt.

Die Novelle ist eine Kunstform, die in einem unaufgeregten Ambiente oft kurzfristig für Aufregung sorgen kann.

Hartmut Lange verfasst immer wieder Novellen, die man als Leser zuerst mehrmals schrubben muss, bis man zu ihrer spannungsgeladenen Oberfläche vordringen kann. Seine fünf aktuellen Novellen spielen am sogenannten Teltowkanal im Süden von Berlin. Dieser ist außergewöhnlich ruhig und entlegen und magische 38,39 km lang, er ist also für sich gesehen schon eine Novelle.

Museen sind üblicherweise ein Ort der Anschauung mit beigefügtem Depot. Das Essl-Museum in Klosterneuburg startet immer wieder Versuche, durch die bloße Anwesenheit des Museums diverse Kunstgattungen zum Anspringen zu bringen.

Für die Sparte Literatur haben dabei sechs sogenannte junge österreichische Autoren und Autorinnen unter der Schirmherrschaft Erwins Ullmans im Umfeld des Museums ihre eigene Literatur in Gang gesetzt.

Manchmal kann das Infrage-Stellen eines einzigen Satzes ein ganzes Weltbild zum Kippen bringen. Die Behauptung „Kein Schluss geht nicht“, geht auf eine Katzengeschichte Margret Rettichs zurück und bringt damit quasi die gängige Erzähl-Theorie auf den Punkt.

Ludwig Laher testet in seinen Erzählungen und Reflexionen nämlich fixe Behauptungen auf ihren Schwankungsgrad. Wie lange muss ich einen Text zum Schaukeln bringen, dass er kippt? Wie lange muss ich etwas Fixes hinterfragen, bis es mehrdeutig wird?

Selten eine Ermunterung löst Schrecken und Erlösung gleichzeitig aus wie jenes berüchtigte „Die nächste bitte!“

Ingrid Windisch nimmt diese Floskel zum Anlass für Geschichten, die hinter den Krankengeschichten ihrer Patientinnen stehen. Als Hausärztin muss sie zuerst einmal mit dem männlichen Befehl aufräumen, denn noch immer sprechen auch Ärztinnen mit ihren Patientinnen in der männlichen Form „der nächste“.

Manche Namen erzeugen von sich aus einen sakralen Sound, manche Orte werden ungefragt zu einem Mythos, an dem sich eine ganze Nation aufrichtet oder zugrunde geht.

Oksana Sabuschko widmet sich in ihrem „Kern-Essay“ dem Planeten Wermut, die alte ukrainische Ortsbezeichnung für Tschernobyl heißt nämlich nichts anderes als Wermut. Über Tschernobyl wird vor allem international gesprochen, im eigenen Land gibt es einen recht seltsamen Zugang zu dieser Katastrophe. Das hat damit zu tun, dass ursprünglich alle Informationen darüber von „außen“ gekommen sind und es im Innern kaum eine Kultur gibt, wie man mit diesen Katastrophen des Kolonialismus umgehen könnte.

Seit den Zeiten der Wahlverwandtschaften gibt es in der Literatur immer wieder Überlegungen, ob die Erotik nicht eine chemische Angelegenheit zwischen dem weiblichen und dem männlichen Element sei.

Manfred Rumpl schickt in seinen sechs Stories den männlichen Erzähler Anatol Hofer auf die Suche nach dem weiblichen Element. Und die erste Erfahrung, die der Held dabei macht: das weibliche Element lässt sich nicht suchen und schon gar nicht finden, es taucht von sich aus ungefragt auf.