Christoph Simon, Spaziergänger Zbinden
Der Sinn des Lebens lässt sich mannigfaltig suchen, und was jemand dabei tut, ist letztlich egal, Hauptsache er macht es ein Leben lang.
Christoph Simon lässt seinen Spaziergänger Zbinden ein Leben lang Runden drehen und mit jedem Tag erschließt sich ein Stück Leben, mal mit Gegenwartsstoff ausgestattet, mal als Erinnerung.
Manchmal baut sich das Ungeheuerliche deshalb vor unseren Augen auf, weil es gar nicht beschrieben ist. Wir sehen, dass alles aus den Fugen geraten ist und machen uns als Leser daran, das Verfremdete irgendwie auf die Reihe zu kriegen.
In einer Gesellschaft, die voll auf Glätte abfährt, wirken bereits Haarrisse wie unüberwindliche Klüfte.
Oft lässt sich eine aus den Fugen geratene Gesellschaft nur mehr mit einem brutalen Thriller beschreiben, der jegliche Hemmschwelle des Erzählens abgelegt hat.
Der sogenannte Heimatroman funktioniert nur, wenn er als Karikatur erzählt wird, aber dann umso heftiger.
Manche Romane zielen in keine Richtung, sie explodieren als Rohrkrepierer samt der erzählerischen Abschussrampe.
Wenn man unsere Gesellschaft einmal den Nachfahren beschreiben sollte, dann reden wir am besten von einer Koch-Gesellschaft.
Die Literatur muss alles: Die Zeit zurückdrehen, anhalten oder beschleunigen, je nach Aufgabenstellung erledigt sie alle diese Vorgänge tapfer. Und es ist kein Geheimnis, dass wir alle sagen: Wenn etwas bleibt von der Gegenwart, ist es die Literatur.
Manchmal muss man nur diesen Ansaugstutzen beschreiben, der ganze Lesergenerationen in das Buch hinein saugt, um das Werk zu beschreiben.