Manfred Chobot, Reise nach Unterkralowitz
Von außen betrachtet sind Familien immer Stoff für eine Komödie, von ihnen gesehen sind sie pure Tragödien.
Manfred Chobots Reise nach Unterkralowitz ist auf den ersten Blick eine Familiengeschichte über vier Generationen. Wenn man sich aber auf die jeweilige Generation einlässt, so entdeckt man jede Menge Alltagsgeschichte, welche elegant in der Weltgeschichte versteckt ist.
Manchmal muss man die Helden in die Versenkung stecken, um ihrer habhaft werden zu können.
Was gibt es letztlich Traurigeres und Skurrileres, als einen Schriftsteller, der an seiner Altersgeilheit verzagt?
Wer fürchtet sich vorm Gendarmen Polt? Niemand. Und wenn er aber kommt, dann trinken wir uns davon.
Was für ein Titel! - Geheimnis. Sofort fragt man sich, wer hat ein Geheimnis, worin besteht es und wo liegt es?
In einem trivialen Wohnhaus in unauffälliger Gegend spielen sich oft die philosophischsten Episoden ab. Wie in der Vorabendserie Lindenstraße wohnen x-beliebige Leute miteinander und untereinander, jeder hat einen liebenswerten Vogel im Hirn, der ihm verlässlich hilft den Alltag zu bewältigen.
Es gibt einen Fluch im touristisch erschlossenen Alpengebiet: "Tote Saison!" Die Touristikwirtschaft hasst diese Zeit, die Politik fürchtet sie und die Bewohner erschrecken vor ihr, denn die tote Saison hält allen den Spiegel vor: Diese Alpengegenden sind toter als jede Hose!
Im Volksmund gibt es das gnadenlos genaue Wort vom ?Hirnwixen, wenn ein etwas unrunder Zustand zwischen Körper und Geist dargestellt werden soll.
Der gebildete Leser denkt beim großen Durst natürlich an den Wissensdurst, zumal es sich bei Dominik Bernet's Roman im vagen Sinn um einen Bildungsroman handelt. Aber in diesem konkreten Durst ist alles anders, denn es ist ein Bildungsroman der besonderen Art.
Manchmal kann der Stoff für eine idyllische Kleinfamilie zu einem epochalen biographischen Desaster führen.