Roman

Lydia Mischkulnig, Schwestern der Angst

h.schoenauer - 21.09.2010

Buch-CoverNichts lässt sich so schwer finden wie die eigene Persönlichkeit. Bis sich so ein Individuum zu einem singulären Ereignis zusammengerappelt hat, bedarf es oft eines lebenslangen Kampfes.

Im Roman Schwestern der Angst geht es vordergründig um eine Dreiecksgeschichte, in der Substanz jedoch um Leben und Tod und Identität.

Bastian Zach / Matthias Bauer, Morbus Dei

h.schoenauer - 20.09.2010

Buch-CoverManchmal entsteht das Ungeheure durch bloße Entlegenheit. In der Story Morbus Dei ist so ziemlich alles versteckt, entrückt und entlegen, in einem unscheinbaren Dorf in Tyrol spielen sich zu einem unauffälligen Zeitloch nach dem dreißig Jährigen Krieg vorerst unsichtbare Besonderheiten ab.

Der Deserteur Johann ist aus einem der permanenten Kriege übrig und am Leben geblieben, weil er offensichtlich rechtzeitig desertiert ist.

Dietmar Füssel, Diesseits von Eden

h.schoenauer - 08.09.2010

Buch-CoverSatiren greifen oft einen voluminösen Titel auf um ihn dann ordentlich aufzublasen und zum Platzen zu bringen.

Dietmar Füssel hat nichts Gewaltigeres vor, als das Paradies aus literarischer Sicht zu schildern und die darin eingelagerten Wahnvorstellungen zum Platzen zu bringen.

Eva Rossmann, Evelyns Fall

h.schoenauer - 07.09.2010

Buch-CoverWenn man die gesellschaftliche Seele eines Landes kennen lernen will, tut man oft gut daran, sich an einen Gesellschafts-Krimi zu halten. Darin kommen in Figurenführung, Themenwahl und Didaktik der Alltagsbewältigung oft mehr Dinge zum Vorschein als in einem Landes-Knigge.

Eva Rossmann führt mit ihrer aufklärenden Journalistin Mira Valensky schon seit Jahren elegant und raffiniert durch die Untiefen der Österreichischen Seele. In ihrem mittlerweile zwölften Krimi, geht es um das Problem Armut, Sozialhilfe, Negativ-Karriere. In einem abgewohnten Haus, das man in der ersten Klischee-Empfindung in Rumänien ansiedeln möchte und nicht in einem Wiener Vorort, wird die tote Evelyn Maier entdeckt.

Sigitas Parulskis, Drei Sekunden Himmel

h.schoenauer - 06.09.2010

Buch-CoverManchmal fassen Romane einen zeitkritischen Löffel aus und kratzen damit die Geschehnisse eine ganzen Generation mit ein paar Sätzen aus dem Topf der Zeit.

Sigitas Parulskis nennt seinen Roman drei Sekunden, weil sich offensichtlich die wesentlichsten Ereignisse auf diese Zeiteinheit zusammenstutzen lassen. Die drei Sekunden haben freilich noch einen handfesten Sinn, militärischen Fallschirmspringer müssen aus Sicherheitsgründen drei Sekunden im freien Fall die Luft anhalten, ehe sich der Schirm öffnet (oder auch nicht).

Norbert Gstrein, Die ganze Wahrheit

h.schoenauer - 02.09.2010

Buch-CoverWenn man vor und nach der Lektüre nicht weiß, wie man den Roman lesen soll, dann ist er vor allem eines: aufregend gelungen.

Norbert Gstrein, der Meister des Verunsicherungstextes, lässt in seinem Roman Die ganze Wahrheit den Leser immer wieder ins Leere laufen. Denn auf den ersten Blick erzählt er eine verkorkste Liebes- und Ehegeschichte, deren Trivialität nur deshalb von Interesse ist, weil sie im Verleger-Milieu spielt.

Ljubko Deresch, Intent!

h.schoenauer - 30.08.2010

Buch-CoverDas größte Abenteuer ist sicher das allmähliche Hineinwachsen in die eigene Person.

In Ljubko Dereschs Roman Intent! wächst Petro Pjatotschkin nicht nur in sich selbst hinein sondern über sich hinaus.

Raimund Jäger, Listen

h.schoenauer - 26.08.2010

jaeger, listenIn der Literaturkunde gibt es so etwas wie die Nullstufe des Erzählens, das heißt, es wird dem Leser etwas Material angeboten, aber es wird nicht erzählt. Die Liste ist so eine Materialiensammlung, die nichts kommentiert und deren Information ausschließlich in der Auswahl der aufgezählten Elemente besteht.

Raimund Jäger "erzählt" in seinem Listen-Roman von einem knapp vierzig Jährigen Mann, der einen Tick hat: alles muss sich in Listen darstellen lassen. Aus diesem Grund hat dieser Held namens Rochen eine Grundeinteilung getroffen: Menschen die ich mag, Menschen die ich nicht mag, Menschen die ich zuordnen kann/will, Ziele.

Georg Haderer, Ohnmachtspiele

h.schoenauer - 25.08.2010

Buch-CoverÜblicherweise traut man es Beamten nicht zu, dass sie ein aufregendes Leben führen, aber in Verbindung mit Kriminalfällen werden selbst aus den flachsten Beamten noch Erlebnismonster.

Schäfer ist Kriminal-Major in Wien und auf der Karriereleiter unauffällig unterwegs. Die beste Geschwindigkeit für einen Beamten ist das bürokratische Schritttempo, dabei gilt sowohl das Trödeln als auch das Überholen als unpassend.

Juri Andruchowytsch, Zwölf Ringe

h.schoenauer - 23.08.2010

andruchowytsch, ringeDie raue Wirklichkeit lässt sich noch immer bestens mit romantischen Mitteln beschreiben. Je inniger und romantischer die poetische Erzählweise ist, umso heftiger und realer fällt das zwischen den Zeilen Ungesagte aus.

Jury Andruchowytsch verwendet für seinen Roman Zwölf Ringe gleich mehrere romantisch überhöhte Mittel. Da schickt er einmal den österreichischen Fotografen Karl-Joseph Zumbrunnen schmachtend in die Ukraine, um sinnliche Bilder zu schießen. Mit der Zeit verliebt sich Zumbrunnen dermaßen in das Land, dass sich seine Wiener Frau von ihm trennt.