Lydia Mischkulnig, Schwestern der Angst
Nichts lässt sich so schwer finden wie die eigene Persönlichkeit. Bis sich so ein Individuum zu einem singulären Ereignis zusammengerappelt hat, bedarf es oft eines lebenslangen Kampfes.
Im Roman Schwestern der Angst geht es vordergründig um eine Dreiecksgeschichte, in der Substanz jedoch um Leben und Tod und Identität.
Manchmal entsteht das Ungeheure durch bloße Entlegenheit. In der Story Morbus Dei ist so ziemlich alles versteckt, entrückt und entlegen, in einem unscheinbaren Dorf in Tyrol spielen sich zu einem unauffälligen Zeitloch nach dem dreißig Jährigen Krieg vorerst unsichtbare Besonderheiten ab.
Satiren greifen oft einen voluminösen Titel auf um ihn dann ordentlich aufzublasen und zum Platzen zu bringen.
Wenn man die gesellschaftliche Seele eines Landes kennen lernen will, tut man oft gut daran, sich an einen Gesellschafts-Krimi zu halten. Darin kommen in Figurenführung, Themenwahl und Didaktik der Alltagsbewältigung oft mehr Dinge zum Vorschein als in einem Landes-Knigge.
Manchmal fassen Romane einen zeitkritischen Löffel aus und kratzen damit die Geschehnisse eine ganzen Generation mit ein paar Sätzen aus dem Topf der Zeit.
Wenn man vor und nach der Lektüre nicht weiß, wie man den Roman lesen soll, dann ist er vor allem eines: aufregend gelungen.
Das größte Abenteuer ist sicher das allmähliche Hineinwachsen in die eigene Person.
In der Literaturkunde gibt es so etwas wie die Nullstufe des Erzählens, das heißt, es wird dem Leser etwas Material angeboten, aber es wird nicht erzählt. Die Liste ist so eine Materialiensammlung, die nichts kommentiert und deren Information ausschließlich in der Auswahl der aufgezählten Elemente besteht.
Üblicherweise traut man es Beamten nicht zu, dass sie ein aufregendes Leben führen, aber in Verbindung mit Kriminalfällen werden selbst aus den flachsten Beamten noch Erlebnismonster.
Die raue Wirklichkeit lässt sich noch immer bestens mit romantischen Mitteln beschreiben. Je inniger und romantischer die poetische Erzählweise ist, umso heftiger und realer fällt das zwischen den Zeilen Ungesagte aus.