Bessa Myftiu, An verschwundenen Orten
Manche Orte sind untrennbar mit der eigenen Kindheit verbunden. Verschwindet die Kindheit, verschwinden auch die maßgeblichen Orte dafür.
Bassa Myftiu geht in ihrem Roman verschwundenen Orten während der Zeit des albanischen Kommunismus nach. Dabei schickt sie eine Ich-Erzählerin durch die Erinnerungsfelder eines Stadtviertels in Tirana. So werden Szenen aus dem alten Regime kurz ausgeleuchtet, tauchen seltsam sperrig ins Bewusstsein und verschwinden dann wieder samt der evozierten Ausstattung.
In jedem Menschen steckt ja auch ein ziemliches Stück Tier, und wenn die tierischen Umstände Überhand nehmen, bleiben vom Menschlichen oft nur noch Restbestände.
Das Wort vergessen ist eine raffinierte Sache, einerseits kann damit alles gemeint sein, was man nicht mehr im Gedächtnis auffindet, zum anderen ist es eine Tätigkeit, etwas elegant zum Verschwinden zu bringen.
Wenn eine Epoche kriminell strukturiert ist, wird quasi von selbst alles, was sich darin abspielt, zu einem Krimi.
Manche Dinge haben kein Ende, weil sie in sich abgeschlossen sind. Nichts ist so dynamisch mit sich selbst beschäftigt, wie das Leben. Und die Literatur greift an manchen Tagen in dieses Leben ein, indem sie es quasi in einer Endlosschleife beschreibt.
Manchmal besteht der Reiz der Literatur einfach darin, inwiefern sich der Autor oder die Autorin trauen, vorhandene Klischees bis an den Rand mit frischem Erzählwachs auszugießen.
Der Sinn des Lebens besteht in einem Garvorgang unter einer Salzkruste. Nach dieser mediterranen Methode des Fisch-Garens bereiten die wahren Helden ihr Leben zu.
Die wahren Geschichte spielen sich meist jenseits der Google-Welt ab, nur in kurzen Schimmern tauchen dabei die Helden auf und verlöschen in sich selbst.