Wo immer man im öffentlichen Raum mit diesem Buch unterwegs ist, man wird als Leser gnadenlos angestarrt nach dem Motto, was haben die Obdachlosen mit Nietzsche zu tun.

Das Vermischen von scheinbar fixen Kultur-Vorgaben ist das Hauptanliegen von Toni Kleinlerchers „Takes aus japanischen Tagen“, die er als Vermächtnis seiner Japan-Jahre zusammengestellt hat.

Üblicherweise leiden in der Literatur die Helden unter der Zeit, sie werden von ihr aufgefressen, verstoßen oder zur Strecke gebracht.

In Rainer Juriattis Roman „Lachdiebe“ freilich ist es umgekehrt. Da geht der Held so forsch mit seiner Umgebung um, dass sogar die Zeit abhaut. „So floh die Zeit“ heißt jeweils der letzte Satz eines Kapitels.

In der Literatur gibt es das pathetische Motto: Wenn du eine Nacht extrem hingekriegt hast, hast du vielleicht das ganze Leben hingekriegt.

An dieses Motto halten sich im Roman Schattenfuge von Gabriele Bösch die beiden Helden, sie, eine kreative Malerin, er ein kaputter Architekt. Für eine Nacht haben die beiden offensichtlich eine Vereinbarung getroffen: Er erzählt sein verpfuschtes Leben, sie malt ihn dabei, was das Zeug hält.

In der Literatur gibt es vom Klang der Namen her gesehen Orte der Konfrontation und Orte der Versöhnung.

Rita Egger sucht in ihren dreizehn Sommergeschichten wohlwollend gesonnene Orte auf, an denen sie ihre Figuren räsonieren, lustwandeln und mit Gelassenheit das eigene Leben überblicken lässt.

In der idealen Erzählung wird der Leser zu einem Kokon versponnen und somit ein Teil der Erzählung.

Der rätselhafte Begriff Odradek geht auf eine Erzählung Franz Kafkas zurück, worin eine gesichtslose Zwirnspule mit dem Hausvater in ein Gespräch tritt und ihm rätselhafte Zusammenhänge aus dem Untergrund des Hauses offenbart.

Selten eine Ermunterung löst Schrecken und Erlösung gleichzeitig aus wie jenes berüchtigte „Die nächste bitte!“

Ingrid Windisch nimmt diese Floskel zum Anlass für Geschichten, die hinter den Krankengeschichten ihrer Patientinnen stehen. Als Hausärztin muss sie zuerst einmal mit dem männlichen Befehl aufräumen, denn noch immer sprechen auch Ärztinnen mit ihren Patientinnen in der männlichen Form „der nächste“.

Die Literaturzeitschrift Podium stellt in verlässlicher Folge Poeten und Poetinnen vor, die nicht in den Bestsellerlisten des literarischen Alltagsgeschehens aufscheinen.

In der jüngsten Serie wird Bosko Tomasevic vorgestellt, der erste Stadtschreiber Innsbrucks. Sein umfangreiches Werk ist nur in Ansätzen ins Deutsche übersetzt, das Hauptwerk schlummert in der serbischen Sprache, wie wir Sprachunkundigen zu sagen pflegen.

Die schlimmste Kindheit ist wahrscheinlich jene, die entfällt. Menschen, die quasi als Erwachsene ins Leben gestoßen werden, leiden ein Leben lang darunter.

Isabel Senoner stellt eine Ich-Erzählerin vor, der das Leben gleich von Kindesbeinen an in die Parade fährt.

Wie kann man das Tabu um eine historische Person aufbrechen, ohne diese Person nicht gleich wieder andersrum zu zerbrechen?

Waltraud Mittich versucht den in der öffentlichen Versenkung verschwundenen Widerstandskämpfer Hans Egarter zumindest in seinen Grundzügen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

So wie es keine eindeutigen Sachverhalte gibt, gibt es natürlich auch keine eindeutigen Wörter. Am ehesten können Wortketten im Hirn eine Art Richtung des Denkens auslösen, mehr ist im Hirn nicht drin.

Markus Köhle, der mehrfach gekrönte König der Slam Poetry schafft es mit seinem Roman, Sprachkritik, Handlung und politische Logik auf die Reihe zu kriegen.