Was haben uns die Häuser zu erzählen, an denen wir täglich vorüber gehen? Können sie vielleicht helfen, den Blick zu öffnen für unsere Geschichte? Wie war das damals, als die großen Pestepidemien in Europa wüteten, oder zur Zeit des Nationalsozialismus - was berichten die Häuser Innsbrucks darüber?

In seinem neuesten Buch Im Alphabet der Häuser erzählt Christoph W. Bauer Stadtgeschichte und nimmt zugleich Stellung gegen die Blindheit, gegen die Gleichgültigkeit, die uns nichts mehr sehen lässt. Das Buch soll auch aufzeigen, wie man mit Geschichte umgeht und wie man Geschichte erzählen kann, ausgehend vom konkreten Ort, von der konkreten Person, eben vom konkreten Haus.

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Ein Millenniums-Sprung garantiert immer eine gewisse Veränderung, auch wenn sich letztlich nichts verändert. Allein schon die Erwartung einer neuen Epoche lässt alles Geschehene als neu erscheinen, wenn sich nur die passende Jahreszahl dazu einstellt.

Vladimir Pistalo erzählt in seinem Roman von der unverwüstlichen Stadt Belgrad, die auch das neue Jahrtausend in irgendeiner Form über die Runden der Geschichte bringen wird. Was immer auch in Zukunft geschehen wird, es wird eine Kleinigkeit gegen diesen Schock sein, den der Tod Titos ausgelöst hat.

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Jedes Land hat vermutlich einen sogenannten National-Roman, der in Gestalt einer einleuchtenden Story Auskunft gibt über Probleme und Bemühungen einer aktuellen Gesellschaft.

Im Falle der Türkei erfüllt sicher Orhan Pamuk, der Nobelpreisträger von 2006, mit seinem Roman ?Schnee diese Aufgaben. Noch zehn Jahre nach seiner Erstauflage dient "Schnee" im Inland als Kodex politischer Auseinandersetzung und im Ausland als Foyer, die reichhaltigen Mythen und den alltäglichen Kampf um ein politisch erträgliches System in Augenschein zu nehmen.

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Wer einmal die Kraft der Kindheit verspürt hat, weiß, dass man nur mit einem Flugzeug aus Karton in die Luft gehen kann.

Andrzej Stasiuk geht in seinen Essays und Skizzen diesen Augenblicken nach, wo die Schwerkraft aufgehoben und durch Poesie ersetzt wird.

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So wie innen und außen relative Begriffe sind, ist auch nicht eindeutig, was abwesend anwesend und was anwesend abwesend ist.

Für Gerhard Jaschke ist dieses Zucken zwischen anwesend und abwesend die Grundlage für Literatur und folglich auch des Lebens. Denn seine Literatur hat immer mit der Formung und Formulierung der Welt zu tun, weshalb die Bezeichnung Weltbude eine ziemlich gute Umschreibung für seine Bühne ist. Einerseits kleinkariert wie eine Kirchtagsbude, andererseits universell wie das Weltall selbst.

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So wie es in der Literatur eine Liste mit den größten Plots gibt, gibt es auch ein Ranking der unauffälligsten Begebenheiten im Aktionismus von Helden.

William Trevor gilt als der Meister der stillen Verfestigung von Erzähllava. ?Mogeln beim Canasta ist wahrscheinlich etwas vom Unaufgeregtesten, was man sich bei vollem Bewusstsein ausdenken kann. Nicht nur dass das Kartenspiel in sich schon die komplette Unruhe in ein beschauliches Leben bringt, dabei noch zu mogeln ist tatsächlich Kreislauf schädigend.

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In Gedichten wird der wahre Blick manchmal durch Ironie oder andere Ablenkungen etwas beiseite gekrümmt, um den Weg auf die Wahrheit frei zu legen.

Erich Schirhuber verwendet oft bekannte Sequenzen, um sie durch ein paar raffinierte poetische Handgriffe lyrisch zu tunen und unvergessliche Gedichte daraus zu machen. Schon der Titel ?Im Herbst fast weiß zeigt diese Methode. Der Lebensabend, im Haar vielleicht vollkommen weiß, wird euphemistisch noch Herbst genannt, und auch die offensichtlich vom Winter schon geweißelte Szenerie suggeriert noch die Sattheit des Herbstes.

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Manche Gedichte sind wie verwachsene Liegenschaften, um die der Leser herum streicht, angezogen durch magische Musik, die daraus hervor dringt, abgeschreckt durch die Ahnung, dass vielleicht wilde Hunde darin herum rennen.

Stefan Schmitzers Gedichte sind voller Musik, gleichzeitig haben sie Schutzzäune um sich aufgebaut, so dass man nur an gewissen Stellen zu ihnen vorzudringen mag.

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"Kleine Kinder werden ins Taufwasser geschüttet. Damit werden sie in die Gemeinschaft der Kirchgänger aufgenommen." (26)

Das ist der Südtiroler Schriftsteller Georg Paulmichl. Kurz, humorvoll, genau, und scheinbar leicht daneben. Der Autor gilt als das Paradebeispiel für eine Literatur des Handicaps. ?Ich bin nicht behindert, ich kann reden lautet einer seiner wichtigsten Sätze.

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Über das Giga-Thema Liebe einen Roman zu schreiben, ist an und für sich schon ein eigenes Thema unter den Aspekten was lässt man weg, wie sucht man den Standpunkt aus, welche Figuren lässt man zu.

Bernhard Moshammer nimmt einen Ich-Erzähler, der mit der Liebe deshalb nicht fertig wird weil sie ihn fertig macht. In feiner Ironie wird eine eigene Zeitzählung eingeführt. Da gibt es die sogenannte Grund- oder Nullzeit, darin erfährt der Fünfzehnjährige Ich-Erzähler alles von der Liebe in Echtzeit. Und dann gibt es 24 Jahre später die Zeitmessung 24 n F, nach Felicitas genannt, die damals das ganze Liebesdesaster angezettelt hat.