Klicken Sie hier für die Erweiterte Suche ...

„Diese Suche auf den Spuren des Heidnischen im abendländischen Christentum hatte mit einem geheimnisvollen Gemälde von Nicolas Poussin begonnen, auf dem eine rätselhafte Begräbnisstätte abgebildet war.“ (11)

Ausgehend von einem berühmten Gemälde des französischen Barockmalers Nicolas Poussin mit dem unscheinbaren Titel „Die Hirten von Arkadien“ und der mysteriösen Grabinschrift „Et in Arcadia ego“ geht der Autor den zahlreichen im Bild versteckten Hinweisen auf eine längst verloren geglaubte antike Glaubens- und Vorstellungswelt nach, die bis in die Welt der griechischen, ägyptischen und mesopotamischen Mythologie und Religion zurückreichen und mit dem Siegeszug des Christentums im Laufe der Jahrhunderte verdrängt, verboten oder assimiliert worden waren.

Die späten Jahre verbringt ein denkender Mensch vielleicht am besten damit, dass er sein Leben immer wieder aufs Neue erzählt. So wird der sogenannte Lebenslauf jedes Jahr anders, wie auch ein Feld je nach Fruchtfolge ständig etwas anderes aus sich wachsen lässt.

Engelbert Obernosterer beginnt seinen „Kampf mit dem Engel“ mit dem aufregend routinierten Anwerfen eines Tages. Gerade in einer entlegenen Gegend wie dem Gailtal ist scheinbar jeden Tag nichts los, aber noch ehe der Kaffee durch den Filter geronnen ist, springt einen schon das Leben mit mannigfaltigen Eindrücken an. Wo nichts Digitales an Empfindungen vorgeschaltet ist, ist das Leben nämlich sinnlich, haptisch und voller Gerüche.

Gewisse Kunsttechniken sind so knapp an die Seele herangeschneidert, dass sie in mehreren Kunstgattungen auftreten können und dabei jeweils die Psyche der Protagonisten oder die Melodie der Seele zum Klingen bringen.

Martin Mumelter ist Musiker und für ihn hat es mit dem Titel „Spiegelfuge“ wahrscheinlich etwas höchst Musikalisch-Mathematisches auf sich. Man ist an den Thomas Bernhardschen Kosmos erinnert, worin die Figuren stets eine eigene Musik im Kopf haben, sich in sich selbst zurück ziehen und als Ganzes zum Schwingen bringen. Fuge und Spiegel sind zutiefst musikalische Begriffe.

Für Soziologen und Geografen ist das Tal etwas vom schönsten, was einem als Wissenschaftler passieren kann. Ein Tal ist ordentlich im Gelände eingegraben, es gibt ein Oben und Unten, die Entfernungen sind überschaubar, die Soziotope innig.

Willi Pechtl rückt dieser scheinbaren Ordnung des Pitztals mit einer kreativen Chaos-Methode zu Leibe, er nennt es längs und quer, wie sonst die Muskelfasern bei Säugetieren und Menschen bezeichnet werden. Die Hauptquellen für das „Porträt“ des Tales als Lebensraum sind Erzählungen und Bilder.

Wenn ein Meister erzählt, unterscheiden sich diese Kunstwerke äußerlich, thematisch oder strukturell kaum von anderen Erzählungen, die als gewöhnlich gelten. Aber untrügliches Zeichen der Meisterschaft ist immer jenes kaum hörbare Ticken, das sich oft erst nach Tagen im Corpus der Leserschaft entfaltet.

Michael Krüger entlässt seine Erzählungen unspektakulär und leise, wie man vielleicht Fische in tiefes Wasser aussetzt. Seine Erzählpunkte sind immer Aussichtswarten, von denen man auf der einen Seite auf ein reifes Leben zurückblickt und auf der anderen Seite auf ein weites Feld ohne Fixpunkte der Gewissheit Ausschau hält.

Wenn die Sinnesorgane auf Verbrechen eingestellt sind, entdecken sie überall und in den idyllischsten Lagen jenen Rauch, der bei Verbrechen gerne aufsteigt.

Reinhard Kleindl ist mit seinem Krimi-Helden Baumgartner literarisch raffiniert unterwegs. Dadurch, dass Baumgarnter wie alle österreichischen Beamten vom Hocken sehr müde und derangiert ist, braucht er nur die halbe Zeit im Einsatz zu sein. Auch im neuen Krimi kommt er erst in der zweiten Ermittlungshalbzeit zu seinem Auftritt, völlig von Tabletten niedergerungen und auch sonst nur bei losem Verstand.

Schatten und Strand sind bei kluger Anwendung schöne Metaphern für das Bewegliche, Un-Fixe, Veränderbare. Beim Strandschatten tauchen in der Vorstellung vielleicht dunkle Flecken auf, die sich im Sonnenlicht um einen Erzählstandpunkt herum bewegen.

Rainer Juriatti nimmt den Strandschatten zum Ausgangspunkt für eine doppelte Geschichte, einmal fällt der Strandschatten auf den historischen Strand an der Normandie, an dem am D-Day die amerikanischen Truppen landen und dem Nazi-Spuk ein Ende bereiten. Auf der heroischen Ebene des Helden hingegen ist der Strandschatten eine Auffrischung und Neuinszenierung verblichener und verstorbener Gesten im innigsten Familienbereich.

Die verrücktesten Dinge kann man nur zähmen, indem man ihnen einen Namen gibt. Die Griechen haben für skurrile Vorgänge jeweils einen Gott installiert. Gott Erebus ist seither für die Finsternis zuständig und dadurch ein idealer Namensspender für einen Verlag in der Provinz.

Lina Hofstädter nennt ihren kulturspezifischen Schalk-Roman ohne Gattungsbezeichnung einfach Erebus, statt eines Lesezeichens oder Verlagsprospektes ist freilich ein „schmucker“ Lyrikband beigelegt, in welchem 26 Krähengedichte nach Befreiung schreien. Nach einer etwas augenzwinkernder Definition ist ein Gedicht nämlich ein Stück Text, der hinten ausgefranst ist, worin ein Vogel vorkommt und der durch Lesen befreit werden muss. Lina Hofstädters  Gedichte können sich sehen lassen, gerade weil sie scheinbar absichtslos sind und sich mit Ironie selbst durch die Wallungen der Germanisten tragen.

Gegenden, die von Menschen mit gedämpftem Selbstbewusstsein bewohnt werden, tragen gerne verrückte Sportarten aus. So wird der grenzwertige Macho-Dolomiten-Mann naturgemäß in Osttirol ermittelt, während der Kärntner Ironman am Wörthersee sich durch deftiges Kraulen und Strampeln hervortut.

Roland Zingerle setzt seinen Grenzgänger-Krimi idealerweise mitten im Gewusel rund um den Ironman am Wörthersee ab. In dieser Gegend geht man mit Geschäften und sich selbst volles Risiko. So hat es in den letzten beiden Jahren jeweils einen Toten gegeben, was weiter nicht schlimm ist, gehört doch das Sterben mit heraushängender Zunge zu den besonderen Belohnungen des Ironman. Aber für die beiden Opfer ist jeweils eine Lebensversicherung fällig geworden, und das macht selbst Kärntner Versicherer stutzig.

Gedichte wie einen Papierflieger bauen und über eine weiße Fläche jagen, Luft so lange beschreiben, bis sie Knetmasse wird, Sätze so lange abschleifen, bis nur noch die zwei wichtigsten Wörter übrig bleiben.

Jörg Zemmler nennt seine zusammengearbeiteten, luftgenagelten und bodengenieteten Textstücke vorsichtigerweise Gedichte in der Hoffnung, dass sie dann im Gedichtband bleiben. Denn seine Texte sind in Wirklichkeit so ungezähmt, dass sie davon fliegen, wenn man eine Seite aufschlägt.