Belletristik und Sachbücher

Daniel Suckert, Kommissar Prohaska - Weltstadt Innsbruck

andreas.markt-huter - 14.01.2011

Buch-CoverDas Perverse an alpinen Figuren besteht meist darin, dass sie äußerlich durchaus internationales Format verströmen, sobald sie aber den Mund aufmachen Geröllmassen von unverständlicher Semantik ausspucken.

Ähnlich verhält es sich mit der "Weltstadt Innsbruck", hinter einer Fassade von Tourismus-Business spielen sich erschütternde Provinzszenen ab.

Judith W. Taschler, Sommer wie Winter

andreas.markt-huter - 13.01.2011

Buch-Cover

Oft sind Geschichten so kompliziert, dass sie die handelnden Personen erst nach Jahrzehnten begreifen.

Sommer wie Winter ist eine teuflisch verdrängte Familiengeschichte aus einem touristisch hochgefahrenen ehemaligen Tiroler Bauerndorf. Nicht nur die Jahreszeiten sind im Tourismus mittlerweile verschwunden, indem zwischen Sommer und Winter kein Unterschied mehr gemacht wird, auch in der privaten Sphäre gibt es kaum noch einen Unterschied zwischen vorgespielten Sommer-Verhältnissen und der Kälte der Winter-Realität.

Atac / Kraler / Ziai (Hrsg.), Politik und Peripherie

andreas.markt-huter - 12.01.2011

Buch-CoverOft gibt es Lehrbücher zu ziemlich banalen Themen, und dann fehlen wieder für wichtige Entscheidungen die entsprechenden Unterlagen. Politik und Peripherie ist eine frische Einführung in den Stoff der Politikwissenschaft, das Besondere dabei ist, dass das Zentrum der Beobachtung in Frage gestellt und neu definiert wird.

Denn das ist ja die entscheidende Frage jeglichen Agierens: Wo ist etwas los? Wo sitzt die Macht? Wer muss umgedreht werden, damit sich die Welt umdreht?

Edward Abbey, Die Monkey Wrench Gang

andreas.markt-huter - 11.01.2011

Buch-CoverIn guten Romanen ist die Political Correctness aufgehoben und die Leser dürfen für einige Seiten das denken, was man sonst öffentlich nicht aussprechen kann.

Die Geschichte von der Monkey Wrench Gang aus dem Jahre 1975 gilt als einer der witzigsten und wichtigsten Öko-Romane, entstanden im Südwesten der USA, mitten in einem Klima von Vietnam-Trauma und kastriertem Selbstbewusstsein.

Stefanie Holzer, Franz Ferdinand

andreas.markt-huter - 11.01.2011

Buch-CoverManchmal kann man eine Geschichte nur verstehen, wenn man sie als Komplementärmenge zur nicht erzählten Geschichte liest.

In Zeiten von Diktatur, bei biographischer Ermüdung oder einem verschämten Paradigmenwandel greifen Autoren und Autorinnen gerne zu einer sogenannten blöden Story, um letztlich etwas wie einen großen Stinkefinger zu erzählen.

Christian Lorenz Müller, Wilde Jagd

andreas.markt-huter - 10.01.2011

Buch-CoverJeder Beruf bringt Schattierungen der Einsamkeit mit sich, denn arbeiten heißt oft auch mit sich alleine in der Berufswelt herumirren. Dennoch gibt es aber diese romantische Einsamkeit in der Arbeitswelt, wie wir sie in den Cockpits der Lokomotiven, unter dem Headset des Callcenters oder am Bauernhof in Randlage vorfinden.

Im Roman Wilde Jagd vegetiert der verstockte junge Mann Emmeran auf einem Bauernhof herum, am liebsten wütet er im Wald mit seiner Motorsäge, in seiner Freizeit verkriecht er sich in seine Schnitzwerkstadt und bastelt an einer mechanischen Umzugs-Installation, die er "Wilde Jagd" nennt.

Harald Gsaller, Zwang

andreas.markt-huter - 05.01.2011

Buch-CoverManche Wörter lösen vortrefflich genau das aus, was sie bezeichnen. Zwang ist so ein Musterwort, fällt es, denkt sofort jeder nach, welcher Zwang gerade akut ist.

In Harald Gsallers Text-Bild-Sammlung tritt die Figur Zwang auf, die selbstverständlich alles in Beschlag nimmt. Alle Beobachtungen und Ereignisse münden im Zwang:

Norbert Loacker, Leben Lesen Träumen

andreas.markt-huter - 03.01.2011

Buch-CoverVielleicht liegt es am Thema, das ja völlig nach innen gerichtet ist, dass Norbert Loackers Buch sich so gegen Leser wehrt. Alle diese drei Zustands-Tätigkeiten ?leben, lesen, träumen haben wahrscheinlich als gemeinsames Geheimnis, dass sich davon nichts erzählen lässt.

Der Autor fädelt nun einige Gedankengänge auf, wie man sie manchmal bei einem philosophischen Plausch aus sich heraus lässt oder als Redner, wenn es mit philosophischem Gestus zu erzählen gilt, dass das Lesen etwas Besonderes ist.

Martin Kolozs, Die Geschichte geht weiter

andreas.markt-huter - 03.01.2011

Buch-CoverVielleicht die wichtigste Frage auf dieser Welt lautet: ?Wie geht es weiter? -  Liebespaare stellen sich diese Harte-Nuss-Frage genauso wie besorgte Eltern, die Raumfahrt oder regionale Agrarpolitiker. Aber niemand weiß eine rechte Antwort darauf. Die einzigen, die wirklich etwas Passables dazu zu sagen haben, sind die Dichter.

Martin Kolozs erzählt von der Selbstverständlichkeit, mit der sowohl die erzählte wie auch die historische Geschichte weitergehen.

Lukas Hartmann, Finsteres Glück

andreas.markt-huter - 02.01.2011

Buch-CoverEin beliebtes Gesellschaftsspiel unserer Tage besteht darin, Konstellationen ausfindig zu machen, die einen gerade noch von einer Familie sprechen lassen. So handeln die zeitgenössischen Romane oft von jener skurrilen Dekonstruktion der Beziehungen, die einen die klassische Vorabend-Familie völlig vergessen lassen.

Lukas Hartmann führt in seinem Roman zwei Bruch-Familien zu einem Stück finsteren Glück zusammen.