Aktuelle Buchtipps

 

Michael Madeja / Katja Naie, Denkste?!

andreas.markt-huter - 15.03.2014

„Willkommen in der Schaltzentrale des Körpers, dem Gehirn. Ohne es geht nichts, keine Empfindung und kaum eine Bewegung. Und deshalb ist eigentlich alles in unserem Körper mit dem Gehirn verbunden.“ (72)

Es ist schon erstaunlich, was unser Gehirn so alles zu leisten vermag. „Denkste?! – Verblüffende Fragen und Antworten rund ums Gehirn“ bietet auf knapp 200 Seiten einen informativen, spannenden, vor allem aber überaus unterhaltsamen Einblick in unser wichtigstes Organ.

Margarita Kinstner, Mittelstadtrauschen

h.schoenauer - 14.03.2014

Die Mittelstadt liegt literaturgeographisch vermutlich zwischen dem Großstadtroman „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin und dem skurrilen Kleinod des „geometrischen Heimatromans“ von Gert Jonke.

Margarita Kinstner legt ihren Sound vom Mittelstadtrauschen markant über ein Gebilde, das vielleicht nur aus einem Punkt besteht, worin das volle Mittelmaß im Abfluss innehält. Die literarische Stadt beinhaltet alle Merkmale von Wien, aber wie die diese U-Bahnstationen, Plätze und Cafés angeordnet sind, deutet auf eine andere Ordnung hin als jene eines Chronisten oder Stadtplaners.

Elisabeth Zöller, Der Krieg ist ein Menschenfresser

andreas.markt-huter - 13.03.2014

„Weißt du, Junge“, begann sein Vater die Unterhaltung nun. Sein Ton war ganz ruhig und sachlich, als wollte er etwas erklären. „Wir müssen uns nicht nur daran gewöhnen, dass Menschen weggehen. Wir müssen uns vor allem daran gewöhnen, dass sie nicht wiederkommen.“ (44)

„Der Krieg ist ein Menschenfresser“ schildert berührend, wie das Schicksal das Leben junger Menschen im 1. Weltkrieg aus ihrer Bahn wirft und nichts als Unglück, Schuld und Leid zurück bleiben.

Franz Kabelka, Die Muschel

h.schoenauer - 12.03.2014

Reisen und Zeitreisen sind quasi die Komplementärmenge zum Alltag und somit ein lohnender Stoff, das Leben von der unsichtbaren Seite des Mondes her zu beleuchten.

Franz Kabelka greift in seinen Reiseerzählungen den Protagonisten unter die Arme der Sehnsucht, indem er nicht nur den Ablauf als Tourismus-Chronist im Auge behält sondern vor allem die Träume, die angelesenen Paradiese und die verschlungene Reiseliteratur mit ins Erzählboot nimmt.

I. C. Springman, Mehr . . . immer mehr!

andreas.markt-huter - 11.03.2014

Wie viel muss ein Mensch besitzen, bis er genug hat? Eine Frage, die nicht nur für Kinder und Jugendliche interessant erscheint, sondern auch Erwachsene zum Nachdenken anregen kann.

„Mehr … immer mehr!“ beginnt mit dem Bild einer einsamen und überaus deprimiert wirkenden Elster. Auf der oberen linken Hälfte der Doppelseite sehen wir nur das Wort „Nichts“. Relativ klein und unscheinbar geschrieben dringt es mit einer Wucht in das Auge des Betrachters und lässt reflexartig „mehr“ erwarten.

Gwenaëlle Aubry, Niemand

h.schoenauer - 10.03.2014

Wenn Identitätsnachweise der Daten-Verwaltung versagen, hilft oft nur ein Roman, eine Nicht-Person oder einen Niemand zu beschreiben.

Gwenaëlle Aubry setzt in ihrem Roman eine klassische Vater-Sohn-Konstellation in den Mittelpunkt des Erzählens, darüber hinaus geht es um den Sinn von Romanen und das Aufschreiben und Erinnern als Therapie.

Derek Harvey, Supertiere

andreas.markt-huter - 08.03.2014

„Das Leben auf der Erde hat sich vor ungefähr 3,5 Milliarden Jahren in den Ozeanen entwickelt. Seitdem sind unglaublich viele verschiedene Lebensformen entstanden, die jeden Winkel unseres Planeten besiedeln. An Land und in den Meeren kommen viele Tier vor, die erstaunliche Fähigkeiten und faszinierende Lebensweisen haben.“ (6)

Rekorde im Tierreich haben schon seit jeher eine faszinierende Ausstrahlung und gerade junge Leserinnen und Leser können sich für Superlativen in der Tierwelt besonders begeistern. „Supertiere – Die 100 größten, schnellsten, gefährlichsten Tiere der Welt“ lässt in dieser Hinsicht keine Wünsche offen und bietet erstaunliche Einblicke in die Lebensweise und die Fähigkeiten dieser Tiere.

Ada Zapperi Zucker, Theater der Schatten

h.schoenauer - 07.03.2014

Manchmal muss man für sich Entfernungen in die richtigen Relationen setzen, um eine Geschichte begreifen zu können. So sind etwa mit dem Auge der Monarchie gemessen die Städte Lemberg und Meran gleich weit von Wien entfernt.

Ada Zapperi Zucker beschreibt in ihrem Roman „Theater der Schatten“ den Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie an ihren Rändern.

Klaus Merz, Unerwarteter Verlauf

h.schoenauer - 07.03.2014

Die Geschwindigkeit, mit der ein Ereignis abläuft, hat nichts mit seiner Erwartbarkeit zu tun. So können uns spitze Dinge genauso unerwartet anspringen wie wir über den unheimlichen Verlauf eines langen Vorgangs überrascht sind.

Klaus Merz setzt mit seinen Gedichten Nadelstiche in den Alltag, dadurch lässt er an manchen Tagen aufgestauten Überdruck ab, während er anderntags dem allmählichen Ablauf und Verrinnen der Zeit eine höhere Struktur zufügt.

Sonja Kaiblinger, Scary Harry - Von allen guten Geistern verlassen

andreas.markt-huter - 06.03.2014

„Vielleicht kannst du deinen Nachbarn hier im Radieschenweg mal nahelegen, lieber tagsüber zu sterben“, motzte der Sensenmann weiter. „Uns allen vom SBI wäre damit sehr geholfen. Womöglich schickt man dir dafür sogar eine Weihnachtskarte.“ (57)

Jeden Abend beobachtet der elfjährige Otto, wie der 102 Jahre alte Mr Olsen vor dem Schlafengehen noch seinen geliebten Radieschengarten gießt. Als Mr Olsen eines Tages einfach rücklings in Radieschenbeet kippt, ruft Otto rasch den Rettungsnotdienst. Kurz darauf steht ein klappriger weißer Transporter vor Mr. Olsen Gartenzaun und ein Fahrer mit einem schwarzen Umhang mit Kapuze steigt aus dem Wagen. Mit einer Art Schmetterlingsnetz fängt er einen leuchtenden Feuerball ein, der über Mr Olsens Kopf schwebt und sperrt es in eine Art Gurkenglas.