Aktuelle Buchtipps

 

Elisabeth Zöller, Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel

andreas.markt-huter - 17.05.2013

„Die Entscheidung ist für mich klar. Ich verrate niemanden. Ich sage kein Wort. Papa hat sich für den Führer entschieden und ist sein treuer Handlanger geworden. Alles, was er tut, geschieht aus Überzeugung, wie er sagt. Er hat sich gegen mich entschieden, nicht umgekehrt.“ (236)

Paula kommt aus einer durch und durch nationalsozialistischen Familie. Ihr Vater ist seit 1931 Mitglied der NSDAP und als Major der Schutzpolizei für Juden- und Räumungsangelegenheiten in Münster zuständig, wobei er eng mit der Gestapo zusammenarbeitet. Ihre Mutter leitet in der NS-Frauenschaft das Winterhilfswerk. In ihrer Jugend wollte sie nach Abschluss ihres Abiturs gern Ärztin werden. Nachdem ihr das Studium verweigert worden war, konnte sie nur Krankenschwester werden. Paula selbst ist aktiv im BDM tätig, im Bund deutscher Mädels, wo sie es gerade erst zur Schaftführerin gebracht hat.

Rainald Goetz, Johann Holtrop

h.schoenauer - 16.05.2013

Eine Hauptaufgabe der Literatur ist es, die Zeitgeschichte in diskussionswürdige Geschichten zu verpacken, um dann die Geschichtsforschung auf den Plan zu rufen.

Rainald Goetz nennt dieses Unterfangen in seinem Roman über den Wirtschaftsboss Johann Holtrop einen Abriss der Gesellschaft, was durchaus doppelsinnig zu verstehen ist als Dekonstruktion und Überblick.

Aytül Akal, Der Elefant, der Masern hatte

andreas.markt-huter - 15.05.2013

„Wie schön wäre es, wenn er heute nicht zur Schule gehen müsste und den ganzen Tag schlafen könnte. Wäre er doch bloß krank. Wenn er krank wäre, könnte er den ganzen Tag in aller Ruhe schlafen und es sich gemütlich machen …“ (7)

Eines Morgens will der kleine Elefant einfach nicht aus dem Bett kommen. Trotz aller Zurufe seiner Mutter, die mit der Zeit immer heftiger werden, bleibt er liegen und döst weiter vor sich hin. Er wünscht sich nichts mehr als krank zu sein und daheim bleiben zu dürfen.

Martin Widmark, Das Bibliotheksgeheimnis

andreas.markt-huter - 13.05.2013

„Wenn jemand versuchen würde, ein Buch aus der Bibliothek zu schmuggeln, würde der Alarm sofort losheulen. Aber dieses Buch war verschwunden, ohne dass der Alarm ausgelöst worden war.“ (19)

In der Bibliothek des kleinen Städtchens Valleby geschehen merkwürdige Dinge: kostbare Bücher verschwinden, obwohl die Bibliothek alarmgesichert ist.

Kein Wunder, dass der Polizeiinspektor der Stadt die beiden jungen Detektive Lasse und Maja bietet, sich die Bibliothek ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit einem Fernrohr beobachten und notieren die beiden alle Besucher, die in der Bibliothek ein- und ausgehen.

Christian Becker / Sven Nordqvist, Pettersson und Findus. Das große Vorschulbuch

andreas.markt-huter - 10.05.2013

„Findus hat meistens nur Unsinn im Kopf. Und wenn er etwas aufschreiben soll, wird es immer nur Krickelkrackel. Deshalb lernt er jetzt, geschickter zu sein. Macht doch mit! Es gibt viele Bilder zum Anmalen, und ihr könnt Linien, Kreise, Wellen und Formen üben, die für das Schreibenlernen in der Schule wichtig sind.“ (S. 3)

Die bekannten und beliebten Kinderbuchhelden Pettersson und Findus laden Kinder ab 5 Jahren zu spannenden und unterhaltsamen Vorschulübungen ein. Da werden zunächst Aufgaben geboten, um spielerisch Striche, Schwünge und Kreise zu ziehen und anzumalen, wobei die gewünschte Richtung für das Zeichnen vorgegeben wird. Neben ersten Schreibübungen gibt es aber auch Konzentrationsübungen wie Labyrinthrätsel, wo es Seile, Fußspuren u.a. von einem Ende zum anderen zu verfolgen gilt.

Marjana Gaponenko, Wer ist Martha?

h.schoenauer - 09.05.2013

Im aktuellen Literaturbetrieb benützen immer öfter dreißigjährige Autorinnen alte Protagonisten mit der Diagnose Krebs, um jenen Stoff zu erzählen, der ihnen als Dreißigjährige sonst nicht als glaubwürdig abgenommen würde.

Das hat vielleicht mit einer Sehnsucht zu tun, dass das Alter erträglich sein kann, wenn man es mit den Augen der Jugend sieht, das hat vielleicht mit dem Phänomen zu tun, dass selbst engagierte Junge nur mehr den Alten die Revolution zutrauen.

Walter Thorwartl, Klippen der Diebe

andreas.markt-huter - 08.05.2013

„Er riss das Bündel auf und – hatte einen Stoß von Hundert Euro – Banknoten vor sich! Dahinter sah er Zweihunderter und Fünfhunderter. Das mussten mehrere tausend Euro sein. Er hatte einen Schatz aus dem Meer gefischt!“ (59)

Nicolas lebt seit der Trennung seiner Eltern bei seiner Mutter. Als ihn sein Vater ein Jahr später einlädt, mit ihm und seiner neuen Freundin Isabella eine Woche Urlaub im kroatischen Rovinj zu verbringen, ist er froh, dass seine Mutter nichts dagegen hat.

Lindita Arapi, Schlüsselmädchen

h.schoenauer - 07.05.2013

In kaum einer europäischen Gegend machen sich die Menschen das Leben so schwer, wie in Albanien. Als Verschärfung des politischen Regulativs kommt oft noch die Sippschaft hinzu, der niemand entrinnt. Die Sippe nämlich weiß immer, was der oder die Einzelne tut, im Familiengroßverband gibt es kein Individuum.

Lindita Arapi erzählt anhand des Mädchens Lodja von der Unwirtlichkeit des sozialen Zusammenlebens in Albanien. Das Mädchen wird von der Umwelt ferngehalten, es darf nicht mit anderen spielen oder am Abend auf den Corso, jeden Tag blickt es aus dem kleinen Fenster in den Innenhof. Wir sind nicht so wie die anderen, lautet die lapidare Erklärung.

Claudia Gliemann, Paula ist glücklich

andreas.markt-huter - 06.05.2013

„Manchmal liegt Paula auch einfach nur im Gras und hört den Vögeln zu, während Sonnenstrahlen sie an der Nase kitzeln.“

Paula ist ein kleines Mädchen, das sich in seiner Familie mit Mama, Papa, Oma und Opa sowie ihrer Schwester wohl und zufrieden fühlt. In ihrem Garten kann sie mit ihren Freunden und ihrer Schwester bei gutem wie auch schlechtem Wetter spielen.

Andrea Wolfmayr, Weiße Mischung

h.schoenauer - 05.05.2013

Letztlich gibt es für die Darstellung des undurchschaubaren Lebens in der Provinz zwei brauchbare Erzählrezepturen, zum einen braucht es grob aus dem sozialen Teig herausgestochene Kleinfamilien, zum anderen braucht es Kochrezepte, die zu allen Anlässen die entsprechenden Kaubewegungen auslösen.

Andrea Wolfmeier stellt in ihrem süffisanten Provinzroman die Hauptakteure in einem ausführlichen Anhang ins Schaufenster. Die Familien sind sauber geordnet nach den Kategorien Bürger, Geschäftsleute, Arbeiter, Bauern, „Edel“-Bürger/Kulturschickeria, „Alternativ“-Bildungsbürger, Künstler, „Gemeinde-Wichtige“ uns sonstige.