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In der Literatur wird eine Geschichte oft dadurch plastisch und aufregend, dass sie sich beim Erzählen selbst vernebelt. Während der Leser in den Trümmern nach brauchbaren Teilen sucht, entsteht der Psychothriller wie von selbst.

Stefan Abermann macht in seinem Debütroman alles richtig. Angefangen vom bedrohlichen Titel "Hundestaffel", über das überschaubare Figurenset von drei halbstarken Erotik-Hengsten bis hin zu einem verblüffenden Plot wird hier von frei liegenden Hormonen, schweren Medikamenten und einem undurchdringlichen Lebenssinn erzählt.

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Lyrik hat vor allem zwei Wege, um ins Herz zu dringen. Einmal ist es der Klang, zum anderen die Haptik.

In der Edition Thurnhof erscheinen immer wieder Bücher, die vor allem durch die Druckqualität, Graphik und das Papier über die Fingerspitzen in den Leser eindringen. In diesen Büchern wirken die Texte quasi wie mit der Meister-Füllfeder geschrieben und diese Bücher sind naturgemäß das satte Gegenteil eines E-Books. In dieser Aufmachung macht es einen Sinn, wenn straff gesetzte Lyrik auf stringent komponierte Bilder und Zeichen trifft.

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"Die Freundschaft vermehrt das Gute und verteilt das Schlimme; sie ist das einzige Mittel gegen das Unglück, sie ist das Aufatmen der Seele", fasste der spanische Moralphilosoph Baltasar Gracian vor knapp 400 Jahren den großen Wert einer Freundschaft in Worte.

Auch Kathi Appelts Roman Am dunklen Fluss ist eine Geschichte über das Wesen der Freundschaft, Liebe und Treue, aber auch über Eifersucht, Rache und Grausamkeit. Kathi Appelt verwebt drei Handlungen ineinander, die sich am Ende in einem fulminaten Showdown treffen. Einmal ist es die Geschichte einer Katze, die am dunklen Fluss in einem alten vergessenen Wald ausgesetzt wird, weil sie trächtig ist. Einsam und verlassen entsteht zwischen ihr und dem alten Fährtenhund Ranger eine außergewöhnliche Freundschaft, mit deren Hilfe es ihr gelingt, ihre beiden Jungen zur Welt zu bringen.

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Die besten Krimis sind jene, die erzählen, dass sie eigentlich kein Krimi sind. So hat etwa der frühe Peter Handke mit seinem "Hausierer" das ganze Genre aufgerollt bis hin zu der schönen Erkenntnis: Die Kinder spielen schon den Mord.

Peter Clar geht von diesem magischen Wittgenstein-Satz aus, wonach die Welt alles ist, was der Fall ist. Und wenn dann noch jemand vom Kirchtrum eines Kärntner Dorfes herunterfällt wie in Josef Winklers Romanen, dann ergibt sich fast automatisch ein Kriminalroman oder zumindest ein Beobachtungsdrama.

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Kurze Geschichten können sich an manchen Tagen wie ein Ohrwurm ins Gedächtnis brennen und alle Geschehnisse im Lichte dieser Geschichte neu erzählen.

"Die Müdigkeit / Manchmal bin ich so müde, dass ich im Stehen, mit offenen Augen, einschlafe. Sobald ich sie schließe, werde ich wach." (117)

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Es gibt heutzutage kaum eine Nachrichtensendung oder eine Dokumentation, worin nicht von gestrandeten Menschen aus Afrika die Rede wäre. Zwar wissen wir in Worten alle, dass es sich dabei um Menschen handelt, in der Realität des eingebunkerten Europa jedoch werden alle diese Schicksale zu einer Bedrohung.

Margareth Obexer, die sich vielleicht aus Solidarität zu dem Titel "Wenn gefährliche Hunde lachen" selbst wie ein Hund Maxi nennt, stellt romanfüllend das Schicksal der jungen Helen aus Nigeria vor, die nichts anderes im Sinn hat, als in das Paradies Europa zu gelangen.

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"Geschichten haben meist selber eine Geschichte. Wir fantasieren uns die Welt. Wir wollen verstehen, wo wir selber in ihr vorkommen. Wir wollen verstehen, was sie mit uns macht und was wir aus ihr machen können." (133)

Rosie, ein junges jüdisches Mädchen, lebt mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter in einem reinen Frauenhaushalt in New York. Sie liebt es ihren Urgroßvater in Williamsburg, auf der anderen Seite des East River zu besuchen und seinen Geschichten aus der Vergangenheit und dem weit entfernten Ort Hohenems in Vorarlberg zu lauschen, von wo er vor langer Zeit nach Amerika ausgewandert war.

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Wahrscheinlich die wichtigste Reise führt in die Sprache. Denn nur wer darin herum reist, kann physische Reisen planen, sich in der bereisten Gegend zurechtfinden und später davon erzählen.

Wolfgang Pollanz schickt seine Gedichte auf Reise in den Zwischenraum der Sprachen. An der Oberkante der Seiten flitzen Pfeile hin und her du verweisen auf das Deutsche oder Slowenische, denn gute Gedichte sind immer zwischen den Sprachen unterwegs.

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Manche Helden der Geschichte müssen in jeder Generation neu vermessen werden, um deren Aktualität begreifen zu können.

Der Journalist und Historiker Ralf Höller rollt den Fall Michael Gaismair neu auf, einerseits, weil die letzte Gaismair-Welle gut zwanzig Jahre zurückliegt, und andererseits, weil um das Jahr 2025 herum eine gigantische Gaismaieritis ausbrechen wird. Zu diesem Zeitpunkt werden die Aktivitäten des Südtiroler Rebellen dann runde fünfhundert Jahre zurück liegen.

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Wer in ein psychisches Loch fällt, greift einerseits nach jedem Strohhalm der Rettung, andererseits brechen in diesem Zustand alle Strohhalme verlässlich ab.

In Martin Mandlers Roman dauert der Ausnahmezustand der Seele gerade mal 23 Tage, das ist einerseits überschaubar und vielleicht handhabbar, andererseits eine brutal lange Zeit. Dem Ich-Erzähler ist die Liebe zu Laura abhanden gekommen, um die Liebeskräfte neu zu beurteilen, setzt sich Lara für knapp drei Wochen nach London ab.