Aktuelle Buchtipps

 

Robert Zink, Schitouren in den Südalpen

h.schoenauer - 12.12.2007

Buch-CoverAchtzig ist eine sehr sinnliche Zahl, um etwa in achtzig Tagen die generelle Welt zu umrunden oder im Laufe eines Winters die Schiwelt einer geheimnisvollen Südalpenlandschaft.

Längst ist die Zeit Geschichte, wo einem feindlich gesinnte Zöllner während einer Schitour nachgeschossen haben, wo man von gegnerischen Alpinsoldaten aufgegriffen worden ist, nur weil man im Gelände vielleicht eine imaginäre Staatsgrenze überschritten hat.

Christine Wiesmüller, Der Garten

h.schoenauer - 12.12.2007

Was harmlos klingt, verbirgt oft die größten Lebenstumulte. Wer sich literarisch unter einem Garten was sauber Aufgeputztes vorstellt, ist spätestens seit Hugo von Hofmannsthal auf der falschen Spur. Literarisch betrachtet ist der Garten die friedliche Form der Hölle.

Christine Wiesmüller fängt ordnungsgemäß mit einem Begräbnis an. Wenn man zusammensteht, um eine Idee samt den damit involvierten Menschen zu begraben, entsteht automatisch eine Geschichte, denn niemand steht sinnlos bei einem Begräbnis herum.

Wolfgang Kindermann, Kein Sterbenswort

h.schoenauer - 10.12.2007

Buch-CoverWenn eine Gedichte-Sammlung mit der Losung "Kein Sterbenswort" überschrieben ist, so eröffnet das mindestens zwei Zugänge: Zum einen soll jede Botschaft verschlossen sein, kein Sterbenswort dürfe herausgerückt werden, zum anderen sind die Gedichte vielleicht so hermetisch angelegt, dass man mit ihnen nicht einmal einen brauchbaren Tod hinkriegt, kein Wort zum Sterben also.

Wolfgang Kindermann setzt seine Lyrik in jene schmale Kluse, welche sich zwischen der öffentliche Wahrnehmung durch genormte Bilder und der individuellen Poesie der eigenen Erfahrung auftut.

Eshkol Nevo, Vier Häuser und eine Sehnsucht

h.schoenauer - 02.12.2007

Buch-CoverHäuser sind ein Dauermotiv in der Literaturgeschichte, ist doch damit vom Herrscherhaus, über die Familienkunde bis hin zum Wüstenrothaus alles angesprochen. Gleich vier Häuser und dazu noch eine Sehnsucht, das ergibt schon eine passable Leseerwartung!

Die vier Häuser könnten jene in allen Windrichtungen sein, aber auch Häuser, die wie russische Puppen in einander geschachtelt sind. Diese Häuserverschachtelung liegt nahe, wenn man an Eshkohls Erzählprogramm denkt, er verschachtelt offensichtlich die Häuser Staat, Ethnie, Wohngemeinschaft und eigenes Glücksgebäude fließend ineinander.

Lina Hofstädter, Valcamona

h.schoenauer - 01.12.2007

Buch-CoverFür die aktuelle Erforschung eines Lands sind nach wie vor fetzige Krimis der beste Zugang.

Nach Kurt Lanthaler, der vor gut zwanzig Jahren mit seinen berüchtigt skurrilen Tschonnie-Tschenett-Romanen den Nord- und Südtirolern einen speziell geschliffenen Spiegel vorgehalten hat, beschreibt Lina Hofstädter in ihren bislang drei Tirol-Krimis das Land in seinen schier unglaublichen Ausbuchtungen des Alltags.

Frau Wolle, Tiroler Märchen

andreas.markt-huter - 13.11.2007

Buch-Cover

In einer Zeit in der sich die Nachrichten aus aller Welt wie Märchen anhören, erweisen sich Märchen aus dem eigenen Land als erfrischende Wohltat.

Die bekannte Tiroler Märchenerzählerin Frau Wolle hat sich die mehr als 150 Jahre alte Märchensammlung der Brüder Zingerle vorgenommen und 23 Märchen ausgewählt, um sie in ein zeitgemäßes Sprachkleid zu gießen. Die langen und oft verschachtelten Satzgebilde der Tiroler Literaturwissenschaftler sind dabei einfachen und prägnanten Sätzen gewichen, die beim Lesen glatt wie Butter von der Zunge gehen. Zusätzlich hat die Autorin die Sammlung mit zwei Märchen aus dem Erzählschatz der Welt ergänzt, die von ihr phantasievoll nach Tirol verlegt worden sind.

Walter Lendl, Darum nerven Österreicher

h.schoenauer - 08.11.2007

Buch-CoverZu einem guten Österreicher gehört es, dass er sich freut, wenn man ihm eine Untugend als typisch österreichisch nachsagt.

So gesehen ist jeder ein guter Österreicher, der sich bei der Lektüre des nervigen Österreich-Buches angesprochen fühlt und sich naturgemäß umso mehr freut, je negativer diese Analyse ausfällt.

Engelbert Obernosterer, Nach Tanzenberg

h.schoenauer - 07.11.2007

Buch-CoverErst wenn man eine Sache von zwei Seiten betrachtet, wird sie dadurch vielleicht wahr und oft auch schräg und zum Schmunzeln.

Engelbert Obernosterer nennt jene Sache, die ihn in seinem Leben wohl am meisten beschäftigt und beschädigt hat "Nach Tanzenberg".

Erika Kronabitter, Mona Liza

h.schoenauer - 06.11.2007

Buch-CoverNatürlich denkt man bei einem Romantitel mit der semantischen Schwingung "Mona Liza" an das einmalige Antlitz aus dem Gemäldekosmos, die Mona Lisa als Inbegriff der Porträtkunst, halb idealisierte Fiktion, halb dokumentierte Poesie.

Erika Kronabitter versteckt in ihren Romantitel ein raffiniertes Erzählprogramm.

Fred Vargas, Die dritte Jungfrau

h.schoenauer - 05.11.2007

Buch-CoverWie kann man zwischen Wahn und Wahrnehmung hin und her driften, ohne dass man nicht restlos den Überblick verliert?

Im Kriminalgenre gibt es die Idee der Dissoziation. Davon betroffen sind Individuen, die sich aus zwei unverbundenen Teilen zusammensetzen, einem, der tötet, und einem anderen, der ein normales Leben führt, wobei die beiden Hälften nichts von einander wissen. (34)