Buch-CoverOft ist das Abweichen einer Erwartung eine Art Lebenssinn. Gerade wenn wir Leser nicken, weil wir die Geschichte verstanden haben, geht sie anders aus.

Robert Kleindienst greift diese semantische Minjuskel, die wir ständig verwenden, auf, um mit Später vielleicht zu erzählen, dass es kein Später gibt. Während sein Roman davon handelt, eine Lebenshaltung zu erzählen, brechen ihm gut gewollt die Figuren aus und verrecken letztlich an ihren Vorstellungen.

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Ein Flugzeugabsturz löst immer eine ganze Kettenreaktion an Vermutungen aus. Wie kann es möglich sein, dass trotz aller Checks und Sicherheitsvorkehrungen die Luft einfach unter den Tragflächen zusammenbricht und die Maschine am Boden zerschellt.

Buch-CoverManchmal gibt ein Buchtitel geradezu die Lesehaltung vor. Wenn ein brennender Dornbusch zu uns spricht, sind wir sofort vor Ehrfurcht starr und auf religiösen Konnex getrimmt.

Tatsächlich wimmelt es in Hans Augustins Roman über das gegenwärtige Leben im Staate Israel nur so von religiösen Bildern, biblischen Zitaten und etymologisch bis in die Vorzeit zurückverwurzelten Begriffen.

Buch-CoverDie Maus ist mittlerweile zu einem Epochenwort geworden. Während die Älteren noch an das kleine Nagetier aus dem Keller denken, denken die Jüngeren ausschließlich an dieses kleine Ding, das elegant in der Hand liegt und den Curser auf dem Bildschirm bewegt.

In Sandra Hughes Roman spielen beide Mäuse eine Rolle. Der Held nämlich ist einsamer Computer-Freak und verschreckter Lebens-Solist in einem.

Buch-CoverWenn alles gelungen und das Leben sozusagen im Kasten ist, entsteht meist der unbändige Wunsch, alles wieder umzustoßen und zu verändern.

Andrej Blatnik erzählt von einem Helden, der scheinbar gut aufgestellt ist. Geld ist vorhanden, der Lebenssinn scheint zumindest auf den ersten Blick ungebrochen und die Familie entspricht völlig den gängigen Glücksvorstellungen.

Buch-CoverEine gute Crimestory zielt vor allem darauf ab, den Leser mit einer ausgewiesenen Crime-Sprache bei Laune zu halten. Während sich der Leser an der gelungenen Erzählung erfreut, lassen sich allerhand lebensanschauliche und alltagsphilosophische Gedanken einträufeln.

So ist auch in Martin Kolozs Erzählung vom dienst-abgehangenen Lieutenant Jason Crane das Erzählen selbst das Hauptthema. Es geht dabei nicht um authentisch aufgemachtes Kriminalmaterial sondern um dessen Bearbeitung in Erinnerung, Literaturtheorie, Leseerfahrung und Klischeehaftigkeit.

Buch-CoverIm Tourismus werden unter dem Label ?Weiße Nächte Dämmerungen in Sankt Petersburg ausgelobt, wobei man sich ordentlich betrinkt, dem Hochklappen der Brücken über die Newa zusieht und sich freut, dass die Sonne zwar verschwindet, aber das Licht über Nacht erhalten bleibt.

David Schalko genügt eine einzige weiße Nacht, um Glück, Weltendstimmung, Wahnsinn und Mythos in einem Aufwaschen zu erledigen.

Buch-CoverDie Umgangssprache ist meist sehr genau: ?Einleben bedeutet mehr, als sich eingewöhnen, wer sich einleben will, will dem Leben auch noch eine Art Sinn geben.

So leben sich manchmal Personen in ihrer neuen Wohnung ein, Verwegene wollen sich gar im Beruf einleben und in der Hauptsache geht es Tag und Nacht darum, sich in einer Beziehung einzuleben.

Buch-CoverDie Gier ist ein Luder, alles, was die Menschen kaputt macht, geht auf die Gier zurück. - Im Roman Viktor ist der Held völlig perplex, dass das Leben völlig anders abläuft, als er es je geplant hatte.

Viktor ist der Ehemann von Mona, die man lose aus dem Roman "Mona Liza" als kaputte Heldin in Erinnerung hat.

Buch-CoverVon außen betrachtet sind Familien immer Stoff für eine Komödie, von ihnen gesehen sind sie pure Tragödien.

Manfred Chobots Reise nach Unterkralowitz ist auf den ersten Blick eine Familiengeschichte über vier Generationen. Wenn man sich aber auf die jeweilige Generation einlässt, so entdeckt man jede Menge Alltagsgeschichte, welche elegant in der Weltgeschichte versteckt ist.