Buch-CoverUnter dem Papier, auf dem die Literatur gedruckt ist, tut sich offensichtlich eine ganz andere Welt auf, in der es von besessenen, papierenen und ausgeklinkten Menschen nur so wimmelt.

Das Papierhaus erzählt von einer Welt, in der Menschen vollends abtauchen können, und in der letztlich alles in Vollendung endet, auch wenn dies mit den Maßstäben der normalen Welt etwas Verrücktes und Irres sein kann.

Buch-CoverVielleicht sollte man manche Texte gar nicht zu tief lesen, damit sie ihren Tiefgang entfalten können. Peter Handkes Kali-Roman ist jedenfalls eine Geschichte voller Leichtigkeit, Logik, Märchenhaftigkeit und Zeitlosigkeit.

Figuren kommen und gehen wie bei einem Scherenschnitt, den jemand angefangen und vergessen hat, manche Episoden werden angerissen und schon nach ein paar Gedankenansätzen wieder aufgegeben, dann kommt ein angeleimter Text aus einer anderen Epoche hinzu, die Jahreszeit ist zeitlos, auch wenn es vorwinterlich konkret um Schnee zu gehen scheint.

Buch-CoverWenn du geil ins Leben gehst, springt dich dieses ebenso geil an. – So etwa lautet die lebensfreche Grundbotschaft in Anne Marie Pirchers Haupterzählung „Rosenquarz“.

Der Plot ist geradezu eine Rakete voller Abenteuerkraft. Die Friseurin Paula kann am Gemüse-Standl nicht bezahlen, ein Unbekannter hilft ihr mit zehn Euro aus, es macht klacks und Paula ist nicht mehr von dieser Welt.

Buch-CoverRoutinierte Einheimische erkennt man meist daran, dass sie sich mit einem einzigen verbalen Hammer die Welt erschließen. Was sich mit diesem Einheitstool nicht aufmachen lässt, hat eben Pech gehabt, es bleibt außerhalb der Wahrnehmung dieses Users.

Amir P. Peymann schickt seinen Helden Tarek Kemal gleich mit einem gigantischen Sprach-Set durch den Alltag, aus diversen Landstrichen und Kulturen sind die Bezeichnungsmittel zusammengetragen, mit denen sich so gut wie alles aufsperren lässt.

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Ein Logbuch führen meist Abenteurer, Entdecker, Forscher und Grenzgänger. Der Poet Raoul Schrott ist alles von dem, wenn er sich haptisch hochgerüstet und ortsgebunden auf den Weg macht, im Norden des Tschad den letzten unentdeckten weißen Flecken dieser Erde aufzusuchen.

Raoul Schrott stellt seinen drei Kapiteln des Logbuchs jeweils ein wunderbar-skurriles Zitat von Herodot voran.

Buch-CoverDie wahren historischen Ereignisse handeln alle vom Sterben der Menschen. Erzähle mir was vom Tod und ich weiß alles über die Zeit.

Sieben Jahre nach dem Publikationsstart von Gerhard Ulbrichs Sterbe-Triologie, der erste Teil „Stillfried“ spielt um 1991und erzählt das elende, radioaktiv verseuchte Sterben kurz nach Tschernobyl, erscheint jetzt der Mittelteil. In „Geh mit Gott und stirb“ geht der Vertreter der nächsten Generation nach Ruanda, gerät in den Bürgerkrieg, und bringt sich wegen des daraus entstehenden Wirrwarrs im Kopf um.

Buch-CoverLandschaften werden meist deshalb aufgesucht, besungen und abgemalt, weil sie in ihrer Mannigfaltigkeit eindeutig sind. Voll in einer Landschaft aufgehen heißt so ein Gefühl, bei dem das Subjekt in einen klaren Zustand eintaucht.

In den Texten von Judith Gruber-Rizy liegen diese Subjekte meist zwischen den Landschaften. Jemand ist in der Stadt und denkt sich aufs Land, eine prägende Landschaft aus der Kindheit strahlt mit unmäßigen Signalen in die Erwachsenenwelt, oder eine Landschaft besteht überhaupt nur aus Zwischenräumen, mit welchen die Haltestellen einer Reise ausgefugt sind.

Buch-CoverWenn am Klappentext der Schriftsteller als Wunderguru mit Auszeichnungen und Sternen der Dritten Art herzunterglänzt, wird es für die Leserschaft so richtig interessant, diesen Balsam des gelungenen Lebens mit der Qualität des Textes zu vergleichen.

Im Falle von Hermann Winkler spielt sich bereits auf der Umschlaglasche höchste Literatur ab. Während da Begriffe heruntersegeln wie Student des Jahres, Master of King Hong Kong oder Controller of the year, sind seine literarischen Auszeichnungen nicht minder aus den Socken werfend: Sparkassenpreis alle zwei Jahre und Prosaanerkennungspreis Brixen / Hall.

Buch-CoverBei diesem fruchtigen Titel denkt man auch als Nichtraucher zu allererst an eine Zigarette. Aus alten Inseraten, als im Spiegel noch für Rauch geworben werden durfte, steigt der Duft von Bonn und Kleinbürgertum auf, alles riecht goldig und erfolgreich.

Tatsächlich lässt sich Gerhard Ochs Erzählung wie ein Stück Wunder aus der Nachkriegszeit an. Der Icherzähler ist Schelm, Held eines Bildungsromans und mit wachsender Zeitgenosse.

Buch-CoverIch traf gestern einen Käfer / Er sprach kein Deutsch / und beschwerte sich über Kreuzschmerzen / in einer Sprache, / die ich nur deshalb verstand, / weil es um Schmerzen ging. Die Strophe aus Goran Novakovics Gedicht Die Sprache (S.34)stößt einen unmittelbar, wie mit einem kurzen Knüppel in die Welt der Migration hinein.

In knapp 100 lyrischen Texten zeichnen 38 Autorinnen und Autoren, die als MigrantInnen in Österreich leben, wehmütige Bilder von Sehnsucht, Heimweh, Überlebensängsten und vom Leben in der Fremde. Ihre Gedichte und lyrischen Texte sind Erinnerungen an die Vergangenheit aber auch ein Ausdruck von Hoffnung und nach dem Wunsch nach Friede und Freiheit.