Unter dem moralisch knalligen Titel „Seitensprung“ stellt sich jeder sofort etwas individuell Aufregendes vor. Bei William Trevor jedenfalls sind unter diesem Titel zwölf abgeklärte Geschichten zusammengefasst, und die Erotik ragt dabei wie ein Büschel Strohblumen der Zuneigung aus einer Vase aus vergangener Zeit.
Schon die erste Erzählung bringt diese seltsame Zuneigung über die Jahre auf einen fulminanten Punkt. Gerade, als die zwei Schwestern die Nachbarschaftshilfe antreten, um vielleicht ihrer Nachbarin zu helfen, ist deren Mann gestorben. Die allgemeine Plauderei geht also sofort in ein begleitendes Hinterbliebenengespräch über, was darf man ansprechen, was bleibt tabu, und ist nicht zwischendurch alles tabu? Hilfreich ist für die Witwe, dass der Mann auf jeden Fall gestorben wäre, nicht nur weil er mit einem dünnen Hemd bekleidet ins Freie gegangen ist.