Buch-CoverDie wahren Geschichten krabbeln heimlich und geduckt durch die glatt polierte Gesellschaft wie die sprichwörtlichen Kakerlaken durch die Küche.

Wer am Rande der Gesellschaft steht, muss deshalb nicht gescheitert sein, lautet so eine Erkenntnis des literarischen „Arme-Leute-Anwaltes“ Elias Schneitter. In seinen jüngsten Erzählungen geht es folglich um Helden, die sich verrückt geduldig mit den Ungereimtheiten des Lebensstroms auseinandersetzen müssen.

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Die Zauberwurzel heißt „pro-trahere“, das Wesentliche herausziehen, daraus ist das Porträt entstanden.

In einem grandiosen Überblick über die wichtigsten Stationen des Porträts, lässt der sorgsame Einbegleiter Andreas Hapkemeyer keinen Zweifel aufkommen, dass das Porträt gerade weil es die Fotografie gibt, seinen Stellenplatz in der Kunst des Herausziehens hat.

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Oft ist es eine einzige Gesichtsikone, die die Erinnerung an wunderbare Literatur auslöst. Wer kennt nicht das hohle Tuberkulosegesicht Franz Kafkas, das einen sofort in den Augen das undurchdringliche Schloss suchen lässt? Und wer sucht nicht im aufgequollenen Gesicht Adalbert Stifters nach dem Schnitt der Rasierklinge, mit dem der ewige Nachsommer beendet worden ist?

Der Berner Autor E. Y. Meyer nimmt die Erinnerung an das „literarisch heftige Gesicht“ zum Anlass, um in einer kunstvoll komponierten Erinnerungsgeschichte des fünfzigsten Todestages Robert Walsers zu gedenken.

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Es gab einmal eine Literatur der Arbeitswelt, die war noch viel bitterer als die Arbeitswelt selbst und wurde nach dem kohleschwarzen Industrieort der DDR „Bitterfelder Weg“ genannt. Mittlerweile ist die Arbeitswelt tief-dirty geworden, aber die Literatur begegnet diesem Höllenphänomen mit Witz und Skurrilität, man denke nur an Kathrin Rögglas über-wachen Roman „Wir schlafen nicht“.

Margit Hahn postiert in ihren gut zwanzig Erzählungen Figuren rund um die Arbeitswelt, die entweder schon tot sind, und darüber noch reden, oder ihr Leben gerade kaputt reden. Ausgepumpte Menschen zwischen vierzig und geht nicht mehr legen uns Lesern ihre Herzen auf den Tisch mit der Bitte, sie irgendwie zu reanimieren oder doch so zu tun, als sei es noch nicht so schlimm.

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Der Prosaband „Sie stand da“ gleicht beim ersten Durchblättern einer Sammlung von gleich großen Dingen, wie etwa Muscheln in der Vitrine liegen oder Nudelstücke im Nudelsieb.

Bleistiftzeichnungen unterbrechen in kompakten Schüben die Texte. Unter den Schraffuren der Zeichnungen sind immer Frauenköpfe, Frauenhirne, und Frauengedanken zu sehen, oft überlagert von halbausgezeichneten Ornamenten oder Strukturen einer Alltagsszenerie.

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Die griffigste Sehnsucht entsteht durch eine einfache Landkarte, worauf magisch-reale Orte wie vergrabene Schätze verzeichnet sind. In Peter Plattners Reiseroman vom „Grün“ ist eine solche Sehnsuchtskarte im Vorspann eingelegt.

Die Karte zeigt in Abenteuer-Manier einen Ausriss aus Südamerika, in Kolumbien ist etwa Bahia Solana eingezeichnet, in Venezuela Ciudad Bolivar, in Bolivien Potosi. Zwischen den Orten wuchern Gebirge, wilde Wasser und Dschungel, Dschungel, Dschungel.

Buch-CoverAlle guten Dinge sind drei, und über die Aktion ?Innsbruck liest? sind mittlerweile drei Bücher kostenlos an die Bevölkerung verteilt worden, die alle das Prädikat wunderbar, ergreifend, aufwühlend tragen. Nach Thomas Glavinic?s Roman "Der Kameramörder" und Sepp Mall's Roman "Wundränder" ist heuer Dimitré Dinev mit seinen Erzählungen "Ein Licht über dem Kopf" in allen Händen und in aller Munde.

Es gibt in der Literatur die ergreifende Erkenntnis, dass wir alle Emigranten sind, denn zumindest aus der Kindheit musste jeder von uns einmal aussiedeln und hat somit die elementare Erfahrung der Emigration am eigenen Leibe erfahren können. In den Erzählungen Dinevs sind die Figuren ständig unterwegs mit einer Selbstverständlichkeit, als ob Unruhe, Wanderschaft, Emigration und Flucht das Selbstverständlichste der Welt wären.

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Gute Geschichten müssen immer wieder neu erzählt werden, bis entweder das Kind zu Hause eingeschlafen oder das Festpublikum im Gemeindesaal eingenickt ist, ehe dieses von Applaus und jenes vom Harndrang zur Unzeit geweckt wird.

Susanne Schaber erzählt die Tiroler Einschlafgeschichten, bei denen normalerweise das Festpublikum wegdöst, so frech und spritzig, dass man als Leser unbedingt wissen will, wie sie weitererzählt, obwohl diese Geschichten ja jedem Patrioten schon bekannt sind.

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Manchmal gibt es zwischen den Lesern und dem Autor so etwas wie unausgesprochene Freundschaft, das heißt, die Leser warten tapfer auf das nächste Buch und machen sich Sorgen, ob der Autor wohl nicht verschollen ist mit seiner Erzählkunst.

Und dann taucht das Buch als fröhliches Lebenszeichen auf, alles in Ordnung, scheint der Autor zu erzählen, ich habe nur besonders sorgfältig gearbeitet, deshalb hat es ein wenig gedauert.

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In der Managementsprache nennt man es suboptimal, wenn etwas nicht ganz perfekt oder überhaupt ein Schas ist. Und dieser kleine suboptimale Mangel zieht sich oft durch den Alltag der so genannten kleinen Leute, mal etwas hypochondrisch angelegt, mal als miese Laune.

Guy Helmingers Geschichten geben auf die Frage, was fehlt dir denn, die perfekte Antwort: - Alles!