Karl May / Engelbert Gressl, Winnetou reloaded

Karl May - Engelbert Gressl, winnetou„Zum ersten Mal seit Wochen sah ich die Sonne wieder und spürte den warmen Hauch des Herbstwindes im Gesicht. Ganz langsam verließ ich den Raum, in dem ich mich von meiner schweren Verletzung erholt hatte. Heute also sollte es geschehen. Heute sollte ich sterben.“ (S. 7)

Vom Marterpfahl aus, wo Old Shatterhand mit seinen Freunden Sam Hawkins, Will Parker und Dick Stone auf seine Hinrichtung wartet, blickt er zurück auf die vergangenen Tage, seit seiner Ankunft in St. Louis, wo er zunächst als Hauslehrer die Kinder von Mr. Henry unterrichtet, um dann als Feldvermesser beim Bau der Eisenbahnstrecke von St. Louis bis zur Pazifikküste anzuheuern.

Von Mr. Henry, einem Waffenschmied erhält der Ich-Erzähler, der später wegen seines kräftigen Faustschlags „Old Shatterhand“ genannt werden wird, den „Bärentöter“, ein Gewehr mit einer enormen Feuerkraft, mit dem selbst die stärksten Büffel und Bären erlegt werden können.

Gemeinsam mit seinen neuen Begleitern, den Westmännern Sam Hawkins, Dick Stone und Will Parker sowie einer Schutztruppe, die der gefährliche und verschlagene Rattler anführt, wird die Reise in den Westen angetreten, um die Bahnlinie mitten durch das Gebiet der Apachen auszumessen.

Bei der Büffeljagd und einem Kampf mit einem Grizzly erwirbt sich Old Shatterhand den Respekt seiner neuen Freunde, während Rattler ihn mit Missgunst betrachtet. Als eines Tages Intschu-tschuna, der Häuptling der Apachen, sein Sohn Winnetou und Klekih-petra, der deutsche Lehrer der Apachen, das Lager der Eisenbahngesellschaft besuchen, ist allen klar, dass es zu Problemen kommen wird. Die Gesellschaft plant unerlaubter Weise die Bahnstrecke durch das Gebiet der Apachen zu bauen.

Als Intschu-tschuna die Vermessungsarbeiten der Eisenbahngesellschaft verbietet, kommt es zum Eklat. Bei einem Streit zwischen Winnetou und Rattler, schießt der betrunkene Anführer der Schutztruppe auf den jungen Indianer. Klekih-petra wirft sich schützend vor ihn und wird tödlich getroffen. Intschu-tschuna und Winnetou verlassen das Lager, um mit Hilfe ihrer Krieger den Tod des alten Lehrers zu rächen.

Im zweiten Band „Mörderjagd in der Prärie“ verfolgen Winnetou und Old Shatterhand die Spur von Santer, der Winnetous Vater und seine Schwester gegen Ende des ersten Bandes ermordet hat. In St. Louis trennt sich Old Shatterhand, um von New York aus nach Europa zurückzukehren. Aber das Schicksal will es anders. Ein Schiffbruch lässt sein Schiff untergehen. Bei einem Auftrag für ein Detektivbüro trifft er auf Old Death und später wieder auf seinen Blutsbruder Winnetou. In St. Louis trifft Old Shatterhand Mr. Henry, von dem er eine weitere außergewöhnliche Waffe erhält, den „Henry-Stutzen“. Dieses Gewehr verfügt über fünfundzwanzig Schüsse, bevor es wieder geladen werden muss.

Im letzten Band geht die Mörderjagd auf Santer weiter, der gegen Ende des zweiten Bands entkommen hat können. Winnetou und Old Shatterhand müssen zahlreiche Auseinandersetzungen bestehen, wobei sie immer wieder zwischen die Fronten der Auseinandersetzung zwischen Weißen und Indianern geraten, ehe sie endlich wieder die Spur Santers aufnehmen können. Die Jagd auf den Mörder endet in einem fulminanten Finale.

Karl May / Engelbert Gressl, Winnetou reloaded
Ein alter Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur in neuem Kleid. Die drei Bände
von Karl Mays Winnetou-Trilogie neu erzählt von Engelbert Gressl. Bild: Proverbis

 

Engelbert Gressl gelingt es mit viel Liebe zum Originaltext die Geschichte von Winnetou, dem großen Häuptling der Apachen in einer der heutigen Zeit angepassten Sprache neu zu erzählen, wobei er auch nicht vor bewussten Änderungen zurückscheut. So verzichtet Gressl auf die etwas langatmige Einleitung Karl Mays und baut mit einem geschickten Kunstgriff gleich am Anfang ein Spannungsmoment ein. Er lässt die Geschichte des Helden direkt am Marterpfahl mit einem Rückblick Old Shatterhands auf die vergangenen Ereignisse beginnen.

Inhaltlich werden zahlreiche detaillierte Beschreibungen und Ausführungen Karl Mays, wie z.B. über den Begriff „Greenhorn“ auf das nötigste gekürzt und auch sprachlich werden für heutige Leserinnen und Leser so manche schwerfälligen Satzgebilde und veraltete Ausdrücke an das heutige Sprachgefühl angepasst, ohne dabei aber die wesentlichen Inhalte und die Grundstimmung der Geschichte zu verletzen.

Eine überaus empfehlenswerte Neuerzählung, mit der heutigen jungen Leserinnen und Lesern ein Zugang zu einer Geschichte eröffnet wird, die mehrere Generationen von Jugendlichen zu fesseln vermocht hat.

Karl May / Engelbert Gressl, Winnetou reloaded. Karl Mays Winnetou neu erzählt. Bd. 1: Freunde am Marterpfahl, Bd. 2 Mörderjagd in der Prärie, Bd. 3 Das Geheimnis des Häuptlings, mit 4 Karten, ab 12 Jahren
Wien: Proverbis Verlag 2014, 860 Seiten, 28,00 €, ISBN 978-3-9502912-5-4


Weiterführende Links:
Proverbis Verlag: Karl May / Engelbert Gressl, Winnetou reloaded
Engelbert Gressl, Karl-May-Wiki

 

Andreas Markt-Huter, 09-01-2018

Bibliographie

AutorIn

Karl May / Engelbert Gressl

Buchtitel

Winnetou reloaded. Karl Mays Winnetou neu erzählt

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2014

Verlag

Proverbis Verlag

Reihe

Bd. 1: Freunde am Marterpfahl, Bd. 2 Mörderjagd in der Prärie, Bd. 3 Das Geheimnis des Häuptlings

Übersetzung

Engelbert Gressl

Seitenzahl

860

Preis in EUR

28,00

ISBN

978-3-9502912-5-4

Lesealter

Altersangabe Verlag

o.A.

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Engelbert Gressl arbeitete nach der Matura als Zeitungsredakteur, bevor er sich zum Volksschul- und Sonderschullehrer ausbilden ließ. Er arbeitete für den ORF, war Pressereferent und Ghostwriter. Seit 1994 ist er Professor für Didaktik an der Pädagogischen Akademie in Graz. Neben dieser Tätigkeit ist er Verfasser von Schulbüchern, Kinder- und Jugendliteratur.