Kerstin Gulden, Fair Play

kerstin gulden, fair play„Trotzdem haben wir nach den Sommerferien beschlossen, etwas zu opfern: unsere Freiheit. Zumindest für drei Monate. Wir kriegen etwas Besseres für das, was wir aufgeben, dachten wir. Das war das große Ziel, klar, das offizielle: Die Welt retten, wenigsten ein bisschen. Vielleicht wäre das Experiment nicht außer Kontrolle geraten, wenn es dabei geblieben wäre.“ (S. 5)

Vier Schülerinnen und Schüler entwickeln eine App, die helfen soll, so zu leben, dass die Bedrohung durch die Klimakrise gestoppt werden könnte. Alle haben ihre ganz persönlichen und eigenen Interessen, am Projekt teilzunehmen und bald schon beginnen die Dinge aus dem Ruder zu geraten.

Der Berliner Bildungssenator Christoph Eichner lässt für die gymnasiale Oberstufe einen Förderwettbewerb zum Umweltschutzthema „Dürresommer und Mikroplastik – sind wir noch zu retten?!“ ausschreiben. Dazu sollen für den Zeitraum von drei Monaten Forschungsprojekte, Kampagnen, Experimente oder Aktionen durchgeführt werden, die Helfen sollen die Umweltkrise zu bewältigen.

Die siebzehnjährige Keira musste in der Vergangenheit Eichners Skrupellosigkeit kennenlernen und als die Klassenlehrerin Frau Wenger ihre Schülerinnen und Schüler um Ideen und Vorschläge bittet, sieht sie eine Möglichkeit, den Senator herauszufordern. Als Experiment schlägt sie vor, auf einer Social-Media-Seite den gesamten Konsum der Projektteilnehmer sichtbar zu machen, um zu zeigen, wie sehr jeder Einzelne die Umwelt belastet.

Leonard ist begeistert und verspricht, eine App zu programmieren, die den jeweiligen Energieverbrauch der Teilnehmer misst und aufzeichnet. Als Vertreter des Wettbewerbs bestimmt Frau Wenger Keira, Leonard, die Influencerin Elodie und, als Vertreter des skeptischen Teils der Klasse, Max. Jeder der sogenannten „Fair Play Four“ verfolgt beim Projekt seine eigenen Interessen. Max erhält von Wenger die Zusage, in die nächste Klasse versetzt zu werden, wenn er dabei ist. Außerdem sieht er eine gute Gelegenheit Keira näher zu kommen, für die er sich interessiert. Er weigert sich aber die App herunterzuladen und will das Projekt von außen beobachten. Elodie stammt aus ärmeren Verhältnissen und ist auf ihr Einkommen als Influenzerin angewiesen. Sie erkennt für sich sofort die Gelegenheit, mit Hilfe des Projekts ihre Reichweite zu erhöhen. Leonard wiederum gilt als Nerd und Außenseiter in seiner Klasse und erhofft sich durch die Programmierung von Fair Play Anerkennung, Respekt und Bewunderung.

Durch die von ihm programmierte App „Fair Play“ gelingt es Leonard, das Projekt so zu gestalten, dass alle Teilnehmer an der Schule in ihrem alltäglichen Verhalten kontrolliert werden. Bald beginnt er jedoch zu betrügen und sein eigenes Verbraucherkonto zu manipulieren und andere, wie Keira und Max an den Pranger zu stellen.

Nach und nach beginnt das Projekt immer mehr aus dem Ruder zu laufen und das Verhalten der Teilnehmer autoritär zu lenken. Bald müssen Keira und Max erkennen, dass auch außerhalb der Schule undurchsichtige Interessen mit dem Projekt verfolgt werden.

Abwechselnd werden die Ereignisse aus der Sicht der „Fair Play Four“ erzählt, sodass die Leserinnen und Leser unmittelbar die Gedanken und Beweggründe der Hauptprotagonisten erfahren können. Daneben wird nach und nach aufgedeckt, welche wirtschaftlichen und politischen Machenschaften im Hintergrund gespielt werden, von denen die vier Protagonisten zunächst keine Ahnung haben.

Ein überaus empfehlenswerter und spannend erzählter Thriller zu einem aktuellen Thema, der zahlreiche diskussionswürdige Fragen zum Thema Umweltschutz, Politik, Macht und soziale Medien aufwirft und der die Leserinnen und Leser von Beginn weg in ihren Bann zu ziehen vermag.

Kerstin Gulden, Fair Play. Spiel mit, sonst verlierst du alles! Ab 14 Jahren
Hamburg: Rowohlt Verlag 2021, 336 Seiten, 18,50 €, ISBN 978-3-499-00628-9

 

Weiterführender Link:
Rowohlt Verlag: Kerstin Gulden, Fair Play

 

Andreas Markt-Huter 18-02-2021

Bibliographie

AutorIn

Kerstin Gulden

Buchtitel

Fair Play. Spiel mit, sonst verlierst du alles!

Erscheinungsort

Hamburg

Erscheinungsjahr

2021

Verlag

Rowohlt Verlag

Seitenzahl

336

Preis in EUR

18,50

ISBN

978-3-499-00628-9

Lesealter

Altersangabe Verlag

14

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Kerstin Gulden hat in Tübingen, München und London Literatur, Philosophie und Kommunikation studiert. Seitdem hat sie in London, München und Brüssel gearbeitet, unter anderem als Pressesprecherin und in der Kulturförderung. Mehrere Jahre war sie in der Jury des Literaturpreises der deutschen Wirtschaft.