Lewis Carroll, Alice im Wunderland & Alice hinter den Spiegeln
Wer kennt nicht die berühmten Abenteuer von Alice im Wunderland, die sich plötzlich in einer verrückten fremden Welt wiederfindet. Gemeinsam mit dem Fortsetzungsband „Alice hinter den Spiegel“ sind Alices Abenteuer in einem von Floor Rieder illustrierten Doppelband erschienen.
Die Geschichte beginnt damit, dass Alice an einem warmen Maitag mit ihrer Schwester, die ein Buch liest, am Bachrand sitzt und sich furchtbar langweilt, bis ihr plötzlich ein merkwürdiges weißes Kaninchen mit roten Augen vor die Füße läuft. Das Kaninchen spricht und jammert dauernd vor sich hin:
„Jemine! Jemine! Ich komme zu spät!“ (S. 12)
Alice folgt dem Kaninchen in seinen Bau und stürzt unversehens in einen abgrundtiefen Schacht. Sie findet sich in einem Raum mit zahlreichen versperrten Türen wieder. Sie entdeckt einen Schlüssel, der zwar zur kleinsten Tür passt, für die sie aber viel zu groß ist. Als plötzlich ein Fläschchen mit der Aufschrift „TRINK MICH“ auftaucht, trinkt sie nach längerem Zögern daraus und beginnt zu schrumpfen, bis sie klein genug für die Tür ist. Nun kann sie jedoch den Schlüssel nicht mehr erreichen. Sie isst von einen Stück Kuchen und beginnt sich wieder zu verändern, bis sie schließlich den Schlüssel erreicht und durch die Tür in eine fremde Welt treten kann, wo sie das Kaninchen wieder trifft.
Alice wechselt mehrmals ihre Größe und trifft im Wald eine Raupe, mit deren Hilfe sie wieder ihre normale Größe zurückgewinnt. Auf ihrem weiteren Weg trifft sie auf die Herzogin, den Märzhasen und den verrückten Hutmacher bei ihrer Teeparty. Am Ende erreicht Alice den Herzkönig und die Herzkönigin, die nichts mehr liebt, als jemandem den Kopf abschlagen zu lassen.
Im Fortsetzungsroman „Alice hinter den Spiegeln“ finden sich die Leserinnen und Leser zu Beginn mitten im Endspiel einer Schachpartie, mit etwas merkwürdigen Figuren wieder. Alice spielt mit ihren beiden kleinen Kätzchen vor dem Kamin und will ihnen das Schachspiel beibringen. Dabei beginnt sie den Katzen zu erklären, wie die Welt wohl hinter den Spiegeln aussehen könnte. Als das Spiegelglas wie ein weicher Schleier erscheint, klettert sie auf den Kaminsims und schlüpft durch das Glas auf die andere Seite des Spiegels.
Die neue Welt erscheint zunächst ähnlich wie ihre alte Welt. Bald bemerkt sie jedoch, dass Gegenstände wie Bilder lebendig sind, Uhren ein Gesicht haben und grinsen und Schachfiguren sich bewegen. Sie findet ein Buch mit dem Gedicht „Der Zipferlake“ in Spiegelschrift, das sie zum Lesen erst vor einen Spiegel halten muss. Danach verlässt sie das Haus und trifft im Garten, der wie ein großes Schachbrett gestaltet ist, auf die Schwarze Königin. Alice nimmt als weißer Königinbauer nun am Spiel teil. Wenn es ihr gelingt, auf die gegenüberliegende letzte Reihe zu kommen, wird sie zur Königin. Das Spiel wird zu einer abenteuerlichen Reise durch das Land hinter dem Spiegel.
Passend zu den verrückten Geschichten beginnen die Geschichten im Doppelband „Alice im Wunderland & Alice hinter den Spiegeln“ jeweils auf der gegenüberliegenden Buchseite. Mit frechen fröhlichen Illustrationen und einer angenehmen und kindergerechten Übersetzung lässt die anziehende Wirkung von Lewis Carrolls Geschichte nicht lange auf sich warten, welche die die jungen Leserinnen und Leser auch heute noch mühelos in ihren Bann zu ziehen vermag.
Ein überaus empfehlenswertes Kinderbuch, das mit einem Feuerwerk an Fantasie und Nonsens, die Geschichte um Alice zu Recht als Klassiker der Kinderliteratur aufweist und nichts an Anziehungskraft verloren hat.
Lewis Carroll, Alice im Wunderland & Alice hinter den Spiegeln. Ill. v. Floor Rieder, übers. v. Christian Enzensberger [Orig. Titel: Alice’s adventures in wonderland & Through the looking glass], ab 9 Jahren
Hildesheim: Gerstenberg Verlag 2019, 384 Seiten, 28,80 €, ISBN 978-3-8369-5864-6
Weiterführende Links:
Gerstenberg Verlag: Lewis Carroll, Alice im Wunderland & Alice hinter den Spiegeln
Wikipedia: Lewis Carroll
Andreas Markt-Huter, 14-06-2021