Zoran Drvenkar, Der einzige Vogel, der die Kälte nicht fürchtet
„Vor gar nicht allzu langer Zeit gab es einen Winter, so einen Winter hat es noch nie gegeben. Er fing ganz normal an, schlich sich in den Frühling und stürmte dann durch den Sommer, bevor er mit Schneefall den Herbst bedeckte und von da an zum längsten Winter wurde, den man sich vorstellen kann.“ (S. 11)
Nach einer langen Zeit der Kälte scheinen sich alle mit der Kältewelle abgefunden zu haben. Doch ebenso wie die Temperaturen hat sich auch die Stimmung der Menschen abgekühlt, niemand zeigt sich mehr fröhlich oder freut sich auf etwas, bis es eines Tages dem kleine Ricki reicht.
Ricki will nicht länger Schneemänner bauen, während seine Eltern erschöpft und deprimiert mit ihren Pudelmützen im Bett liegen bleiben. Er beschließt, sich auf die Suche nach dem Winter zu machen, um diesem einmal richtig die Meinung zu sagen. Zunächst sucht Ricki ein Reisebüro auf, weil er davon überzeugt ist, dass sie dort wissen müssen, wo der Winter wohnt. Das Reisebüro ist menschenleer, doch entdeckt er auf einer Weltkarte den Nord- und Südpol, kann sich aber nicht entscheiden, wohin er nun fahren soll.
Er beschließt zunächst einmal den Bahnhof aufzusuchen, um zu schauen, welche Züge überhaupt noch fahren. Mit Hilfe eines freundlichen Taxifahrers erreicht er gerade noch den einzigen Zug der noch fährt. Nachdem der Kartenschalter wegen der Kälte geschlossen bleibt, muss Ricki ohne Karte in den Zug steigen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl durchschreitet er die einzelnen Waggons und bemerkt, dass sich außer ihm, kein einziger Fahrgast im Zug befindet. Als er auf den Schaffner trifft, befürchtet er, aus dem Zug geworfen zu werden. Zu seiner Überraschung beginnt der Schaffner zu weinen, weil Ricki seit länger Zeit der erste Fahrgast ist, der mit dem Zug fährt.
Ricki hat Glück, weil der Zug auch nach Zarminski fährt, den ältesten Ort der Welt. Dor hofft er nun endlich, den Winter zu finden und diesem von der schrecklichen Kälte und dem trostlosen Leben zu erzählen, das sich auf der Erde ausgebreitet hat. Auf seiner Suche in den gefrorenen Straßen der Stadt, begegnet ihm plötzlich ein merkwürdiger Vogel, mit grünem Hemd, Straußenfedern und einem Krähenschnabel aus Pappe.
Zoran Drvenkar erzählt die märchenhafte Geschichte von einem mutigen Jungen, der sich auf den Weg macht, um der Kälte und der deprimierenden Stimmung auf der Welt ein Ende zu bereiten. Tapfer und voll Zuversicht nimmt der junge Held sein Schicksal selbst in die Hand und ist bereit, alle Schwierigkeiten zu überwinden.
Ein spannendes und unterhaltsames Abenteuer, das die jungen Leserinnen und Leser von Beginn an zu fesseln vermag, dabei verleihen die fröhlichen Illustrationen der fantasievollen Geschichten ihren ganz besonderen Charme.
Zoran Drvenkar, Der einzige Vogel, der die Kälte nicht fürchtet. Ill. v. Martin Baltscheit, ab 7 Jahren
Weinheim: Beltz & Gelberg Verlag 2022, 110 Seiten, 13,40 €, ISBN 978-3-407-75680-0
Weiterführende Links:
Beltz & Gelberg Verlag: Zoran Drvenkar, Der einzige Vogel, der die Kälte nicht fürchtet
Wikipedia: Zoran Drvenkar
Wikipedia: Martin Baltscheit
Andreas Markt-Huter, 12-10-2022