Christopher Buehlman, Der schwarzzüngige Dieb

Ich war im Schlösserknacken, Mauernerklettern, Stürzeabfangen, Lügenspinnen, Stimmenwerfen, Fallenbauen und Fallenfinden ausgebildet worden und war außerdem ein passabler Bogenschütze, Fiedler und Messerkämpfer. Und ich beherrschte ein paar Dutzend Tricks – kleine, aber nützliche Zauber. Nur leider schuldete ich der Nehmergilde so viel Geld für meine Ausbildung, dass ich jetzt mit diesen fetten Mistkerlen im Waisenwald herumlungerte, in der Hoffnung, jemanden auf die gute alte Art ausrauben zu können.

Der schwarzzüngige Dieb Kinsch Na Shannack stammt aus Galtia und wurde von der gefürchteten Nehmenergilde als Dieb ausgebildet. Dafür steht er der Gilde tief in der finanziellen Schuld, die er unbarmherzig abzuarbeiten hat. Ein gefährlicher Auftrag der Gilde bietet ihm die Chance, seine Schulden auf einen Schlag loszuwerden und frei zu sein.

Der Berufsdieb Kinsch Na Shannack wollte eigentlich Magier werden, eher er eine Ausbildung zum Dieb absolvierte und damit in die Abhängigkeit der allgegenwärtigen Verbrecherorganisation der Nehmergilde geriet. Dabei verfügt er über beachtliche Fähigkeiten. Auch wenn seine magischen Fähigkeiten nur schwach ausgebildet sind, gilt er als ausgezeichneter Dieb, Befreiungskünstler und Bogenschütze, dabei verlässt sich hauptsächlich auf sein Glück, das er erahnen kann. Außerdem kann er als Chiffre jede Sprache auf Anhieb lesen und verstehen. Eine Gabe, die er geheim hält.

Um seine Schulden bei der Gilde zu begleichen, unternimmt er, gemeinsam mit anderen Räubern, einen Überfall auf Galva, eine Ritterin aus Ispanthia, den diese mühelos zurückschlagen kann. Galva hat auf die Suche nach Königin Mireya begeben, die auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Kinsch wiederum wird von der Attentäterin Sesta von der Nehmergilde beauftragt, Galva nach Austrim zu begleiten, um sie zur Königin zu führen. Sesta versteckt sich im Körper des blinden Katers Karl, der Kinsch auf seiner Reise begleiten wird.

Während der Besprechung der Hexe mit Galva fällt Kinsch in einen tiefen Schlaf. Danach macht er sich mit Galva, begleitet von der Norrigal, der Großnichte der Hexe, auf den gefährlichen Weg Austrim, auf dem sie Kobolde und Riesen begegnen werden und sich Kinsch in Norrigal verliebt.

Christopher Buehlman entführt die Leserinnen und Leser in seinem Fantasy-Roman „Der schwarzzüngige Dieb“ in eine Welt der rauen Sitten und losen Zungen, die nach schrecklichen Kriegen gegen Kobolden von einer organisierten Verbrechergilde beherrscht wird, die fast alle Regionen zu kontrollieren weiß. Neben gewaltigen Kriegsraben, bevölkern zahlreiche Fantasy-Wesen wie Riesen, Kobolde und starke Magie die mittelalterliche Welt. Eine Karte am Endes des Buches sowie ein Kalender bieten hilfreiche räumliche und zeitliche Orientierung.

Eine überaus spannend verfasste Fantasy-Geschichte, in welcher ein außergewöhnlicher Held die Wahl treffen muss, für welche Seite er sich entscheiden will. Auch wenn zwei Fortsetzungsbände geplant sind, bietet das Buch eine in sich abgeschlossene Geschichte, die sich auch allein lesen lässt.

Christopher Buehlman, Der schwarzzüngige Dieb. Übers. v. Urban Hofstetter / Michael Pfingstl [Orig. Titel: The Blacktongue Thief], ab 16 Jahren
Stuttgart: Klett Cotta Verlag / Hobbit Presse 2022, 518 Seiten, 27,90 €, ISBN 978-3-608-98641-9

Weiterführende Links:
Christopher Buehlman, Der schwarzzüngige Dieb
Wikipedia: Christopher Buehlman

Andreas Markt-Huter, 13-02-2023