Sue Lynn Tan, Die Tochter der Mondgöttin
„Um meine Mutter ranken sich zahlreiche Legenden. Manchen zufolge hat sie ihren Ehemann, einen großen sterblichen Krieger, hintergangen und ihm das Elixier der Unsterblichkeit gestohlen, um Göttin zu werden. Andere stellen sie als unschuldiges Opfer dar und behaupten, sie habe das Elixier nur getrunken, damit es nicht Räubern in die Hände fällt. Welche Geschichte man auch glaubt, fest steht, dass meine Mutter, Chang’e, unsterblich wurde. Und ich mit ihr.“ (S. 9)
Sue Lynn Tan bezieht sich in ihrem Fantasyroman „Die Tochter der Mondgöttin“ auf einen alten chinesischen Mythos, der aus der Sicht der Tochter der Mondgöttin erzählt und gekonnt in einer Mischung aus Fantasy-Abenteuer und Liebesgeschichte verpackt wird.
Xingyin ist die Tochter der verbannten Mondgöttin Chang’e und entdeckt eines Tages ein Buch, in dem die Geschichte von Houyi dem Bogenschützen erzählt wird, dem es gelungen ist, neun Sonnenvögel vom Himmel zu schießen und damit die Erde vor einer Katastrophe zu bewahren. Xingyin erfährt, dass es sich bei Houyi um ihren Vater handelt. Als sich ihre magischen Kräfte zu regen beginnen, berührt sie trotz der Warnung ihrer Mutter die Lichtfunken eines Ostmanthusbaumes und zieht damit die Aufmerksamkeit der Himmlischen Kaiserin auf sich, von der ihre Mutter auf den Mond verbannt worden war.
Als ihre Anwesenheit entdeckt wird, mus Xingyin mit Hilfe ihrer Dienerin Ping’er die Flucht ergreifen und sich unerkannt im Himmlischen Königreich verstecken. Sie kommt als Dienerin in den Haushalt von Lady Meiling, der reichen Tochter im Anwesen des Goldenen Lotus. Xingyin wird von Meiling und ihrer ersten Dienerin Jiayis ständig gedemütigt.
Bei Wascharbeiten am Fluss kommt sie mit einem jungen Mann ins Gespräch, der sich als Prinz Liwei, der Sohn des Himmlischen Kaisers entpuppt. Mit seine Hilfe gelingt es Xingyin einen Wettbewerb zu gewinnen, mit dem bestimmt werden soll, wer dem Sohn des Kaisers bei seiner Ausbildung Gesellschaft leisten soll.
Von der Himmlischen Kaiserin misstrauisch beobachtet kommen sich Xingyin und Liwei immer näher. In der gemeinsamen Ausbildung lernt sie, ihre eigenen magischen Fähigkeiten immer stärker zu entwickeln. Damit nährt sie ihren Plan, ihre Mutter aus der Gefangenschaft am Mond zu befreien. Als Liwei eine Prinzessin aus dem Königreich Phönix heiraten soll, ist Xingyin am Boden zerstört, weil sie ihre Liebe, ihre Stellung und die Möglichkeit ihre Mutter zur retten, zu verlieren droht.
Von General Jianyun erhält sie das Angebot, in seine Armee einzutreten und sich um das Karmesinrote Löwenamulett zu bemühen, mit dem der Kaiser der Trägerin auch einen Wunsch vergibt. Xingyin entschließt sich, aus Enttäuschung über die Beziehung Prinz Liweis mit der Prinzessin, für die Armee. Sie ahnt nicht, welch gefährlichen Weg sie damit einschlägt und wie sehr sie sich immer noch Liwei verbunden fühlt.
Sue Lynn Tan führt die Leserinnen und Leser langsam in die magische Welt ihres Fantasy-Romans ein und macht sie mit den verschiedenen Protagonisten vertraut. Ab der Mitte nimmt der Roman dann zügig Fahrt auf und ein riskantes Spiel beginnt, in der die Heldin ihre wahre Liebe entdecken muss und die Rettung ihrer Mutter nicht aus dem Auge verlieren darf.
Ein überaus facettenreicher und fantasievoller Roman für jugendliche Leserinnen und Leser, in dem Liebe, Magie, Gerechtigkeitssinn und Freundschaft im Mittelpunkt stehen. Ein spannendes Leseabenteuer mit starken Charakteren und einer spannenden epischen Handlung in fernöstlicher Tradition.
Sue Lynn Tan, Die Tochter der Mondgöttin. Aus d. Reihe: Die Tochter der Mondgöttin Bd. 1, übers. v. Birgit Maria Pfaffinger / Ulrike Brauns [Orig. Titel: Daugther oft he Moon Goddess], ab 14 Jahren
Hamburg: Carlsen Verlag 2023, 544 Seiten, 17,95 €, ISBN 978-3-551-58524-0
Weiterführende Links:
Carlsen Verlag: Sue Lynn Tan, Die Tochter der Mondgöttin
Homepage: Sue Lynn Tan (engl.)
Andreas Markt-Huter, 06-11-2023