Otfried Preußler, Der kleine Wassermann
„Als der Wassermann eines Tages nach Hause kam, sagte die Wassermannfrau zu ihm: »Heute musst du ganz leise sein. Wir haben nämlich einen kleinen Jungen bekommen.« »Was du nicht sagst!«, rief der Wassermann voller Freude. »Einen richtigen Jungen?« »Ja, einen richtigen kleinen Wassermann«, sagte die Frau.“ (S. 9 f)
In der romantisch verschlafenen Kulisse des Mühlenweihers lebt die Familie Wassermann und freut sich über die Geburt ihres kleinen Jungen. Mit einem riesigen Fest wird der kleine Wassermann von der ganzen Verwandtschaft begrüßt, bei dem es besonders fröhlich zugeht. Der kleine Wassermann mit seinen grünen Haaren und seinen Schwimmhäuten wächst schnell und bald kann er schwimmen wie die Großen. Nach ein paar Wochen schon beginnt er den Weiher zu erkunden.
Bei seinen Ausflügen im Teich mit seinem Vater lernt der kleine Wassermann den Karpfen Cyprinus kennen, der den ermüdeten Jungen auf seinen Rücken sitzen lässt und nach Hause bringt. Der kleine Wassermann macht auf seinen Ausflügen durch den Weiher zahlreiche Entdeckungen. Er trifft auf das arrogante Neunauge, das im nicht ganz geheuer ist und ihm eine schlaflose Nacht beschert.
Nach einiger Zeit wird der kleine Wassermann von seinem Vater an das Ufer an der Wasseroberfläche geführt, um ihm die Welt oberhalb des Wassers zu zeigen. Da gibt es viel Neues zu entdecken wie die Sonne mit ihrem hellen Licht, Libellen im Schilf, die Luft, Wiesen, Bäume und zum ersten Mal Menschen. Der kleine Wassermann will nach ihnen rufen, aber sein Vater drängt ihn, sich lieber zu verstecken.
Der kleine Wassermann ist erstaunt, dass die Menschen keine Schwimmhäute haben und im Wasser nicht atmen können. Der Vater rät ihm, sich von den Menschen fernzuhalten, doch zieht ihn seine Neugier immer wieder an die Oberfläche des Weihers zurück, um die Menschen zu beobachten. Vor allem die Zigeuner in fahrenden Wohnungen machen einen besonderen Eindruck auf ihn. Als er mit trockenen Füßen nach Hause kommt, befürchten seine Eltern, dass er krank werden könnte. So vergeht das Jahr mit zahlreichen Abenteuern und Erfahrungen mit den Menschen, bis im Winter der Weiher zu frieren beginnt und es Zeit für den Winterschlaf wird.
Otfried Preußler erzählt mit viel Fantasie das aufregende erste Jahr im Leben des kleinen Wassermanns. Wir erleben seine Neugier, seine liebevolle Familie und die Unterwasser- und Tierwelt an einem romantischen Mühlenweiher und wie ein kleiner Junge voller Neugier seine Welt erlebt und entdeckt. Die liebevoll gestalteten Illustrationen von Winnie Gebhardt die von Mathias Weber in Farbe gesetzt sind lassen mit ihren zahlreichen Details, die Welt des kleinen Wassermanns lebendig werden.
Ein wunderschönes Vorlesebuch für die Kleinen und Buch zum Selberlesen für die größeren Kinder, das durch seine Ruhe und Harmonie und den Besonderheiten des Alltags zu überzeugen weiß und unterhaltsame und fröhliche Lesestunden garantiert.
Otfried Preußler, Der kleine Wassermann. Ill. v. Winnie Gebhardt / Mathias Weber, ab 6 Jahren
Stuttgart: Thienemann Verlag 2023, 120 Seiten, 18,95 €, ISBN 978-3-522-18643-8
Weiterführende Links:
Thienemann Verlag: Otfried Preußler, Das kleine Gespenst
In Erinnerung: Otfried Preußler
Wikipedia: Winnie Gebhardt-Gayler
Homepage Mathias Weber
Andreas Markt-Huter, 14-11-2023