Emily J. Taylor, Hotel Magnifique
„Ich bewegte den Zeigefinger über die Seite und deutete auf eine Anzeige, die vor etwa einer Stunde in sämtlichen Tageszeitungen der Stadt aufgetaucht war. Die Tinte schimmerte leuchtend violett, wie der Blutmohn in Aligney oder amethystfarbener Pannesamt. Sie stach aus dem Rest hervor, ein eigenartiges Leuchtsignal in einem Meer von Schwarz und Weiß. »Hotel Magnifique. Wir stellen ein. Interessierte melden sich morgen zur Mittagsstunde. Bitte mit gepackter Tasche für Anderswo. Abreise ist um Mitternacht.«“ (S. 13)
Emily Taylor erzählt die fantastische Geschichte des „Hotel Magnifique“, das sich mit seinen Gästen unablässig in der Welt bewegt und mit ihnen beeindrucken Plätze besucht. Janine nutzt mit ihrer Schwester den Aufenthalt des Hotels in ihrer Stadt, um der Armut zu entgehen und ein wenig von der weiten Welt zu sehen. Sie ahnt nicht, dass sich hinter der schönen Fassade des „Hotel Magnifique“ ein gefährliches Geheimnis verbirgt.
Die siebzehnjährige Janine Lafayette, die Ich-Erzählerin, genannt Jani, stammt aus dem Inseldorf Aligney in Verdanne. Nach dem Tod ihrer Mutter lebt sie mit ihrer dreizehnjährigen Schwester Zosa in der Pension Bézier. Als das berühmte „Hotel Magnifique“ die Stadt besucht, ergreift Jani die Chance und bewirbt sich - auf ein Inserat hin - mit ihrer Schwester um eine Anstellung im Hotel.
Im Hotel angekommen, treffen die beiden auf Bel, den junger Portier des Hotel Magnifique und ein sogenannter Suminaire, wie die Magier genannt werden und warnt sie:
„Wenn ich du wäre, würde ich zusehen, dass ich schleunigst nach Hause komme. Tu so, als sei das Hotel nie aufgetaucht.“ (S. 30)
Jani lässt sich von dem merkwürdigen und unfreundlichen Verhalten Bels nicht vom Bewerbungsgespräch abhalten. Dabei wird sie von Yrsa, einer statuenhaften Frau mit olivfarbenem Teint ausgefragt, mit einem merkwürdigen Kompass aus Bronze ausgemessen und schließlich abgelehnt. Ihre Schwester Zosa hingegen, die schon als Kind durch ihre Gesangskünste beeindrucken konnte, wird aufgenommen und muss einen Vertrag mit einer Tinte unterzeichnen, die mit einem Tropfen Blut aus ihrem Finger versehen ist.
Als in der Nacht Bel in der Pension Bézier auftaucht, um Zosa abzuholen, weigert sich Jani ihre junge Schwester allein gehen zu lassen. Erst als er verspricht Jani als Hausmädchen im Hotel anzustellen, gibt sie schließlich nach. Dabei lässt Bel sie zu ihrem Glück versehentlich einen Vertrag für Gäste statt für Angestellt unterschreiben. Es stellt sich heraus, dass alle die einen Arbeitsvertrag für das Hotel unterzeichnen, alles aus seinem früheren Leben vergessen.
Im Hotel verliert Jani ihre Schwester im Hotel bald aus den Augen verliert. Zu ihrem Entsetzen muss sie erkennen, dass Zosa nach jedem ihrer Auftritte in einen bunten Vogel verwandelt wird. Bel entpuppt sich unerwarteter Weise als ihr Freund, der sie vor den zahlreichen Gefahren im Hotel zu schützen versucht, vor allem vor dem zwielichtigen Hoteldirektor Alastair, für den er in allen Weltregionen nach sogenannten Artefakten suchen muss, die für Alastair von ganz besonderer Bedeutung sind. Trotz aller Bedrohungen gibt Jani nicht auf, ihrer Schwester aus den magischen Fängen des Hotels zu befreien.
Emily J. Taylor gelingt es die Leserinnen und Leser von Beginn immer tiefer in die gruselige und furchteinflößende Welt des Hotel Magnifique zu ziehen. Dabei offenbaren sich nach und nach die düsteren Hintergründe des nach außen hin strahlenden Luxusquartiers.
Ein überaus spannend zu lesender und außergewöhnlicher Fantasyroman, der durch seine faszinierende Umgebung, starken Protagonisten und seine überraschenden Wendungen zu fesseln weis und beste Unterhaltung garantiert.
Emily J. Taylor, Hotel Magnifique – Eine magische Reise. Übers. v. Bettina Spangler [Orig. Titel: Hotel Magnifique]
München: Heyne Verlag 2023, 512 Seiten, 22,70 €, ISBN 978-3-453-32196-0
Weiterführende Links:
Heyne Verlag: Emily J. Taylor, Hotel Magnifique
Homepage: Emily J. Taylor (engl.)
Andreas Markt-Huter, 02-05-2024