„Das ist Benno. Benno hat es gut: Er hat tolle Eltern, eine nette Nachbarin und wohnt in einem schönen Haus im Grünen. Sein einziges Problem: Er wünscht sich dringend ein Haustier. Am liebsten einen Bernhardiner. Notfalls wäre auch ein Fisch okay. Das sind Bennos Eltern. Sie sind genau so, wie Eltern sein sollten […] Doof ist bloß, dass sie keine Tiere mögen. Jedenfalls nicht in der Wohnung.“ (S. 8)
Benno ist ganz verzweifelt. Während er sich mit aller Macht ein Haustier wünscht, wissen seine Eltern gegen jeden Tiervorschlag einen Einwand: Hunde machen zu viel Arbeit, Hamster machen in der Nacht einen furchtbaren Krach und Goldfische beißen einem beim Füttern die Hand ab. Seine Eltern schlagen statt eines Haustieres einen Lego-Bauernhof vor.
Als Benno verärgert das Haus verlässt, trifft er auf Professorin Mahmudi, die gerade von der Arbeit nach Hause kommt. Als er erzählt, dass er wie seine Schulfreunde gerne ein Haustier hätte, erklärt ihm die Professorin, dass er falsch liege:
„Du hast mehr Haustiere, als du denkst. Mindestens Hundert! Warte nur ab … ich werde es dir beweisen.“ (S. 12)
Kurze Zeit später klingelt es an der Haustür und Professorin Mahmudi steht mit einer Lupe vor der Tür und macht sich mit Benno auf die Suche nach den Haustieren. Sie starten im Bad und entdecken rasch unter der Waschmaschine Silberfischchen. Zunächst ekelt ihm vor den kleinen Insekten, die sich von Haaren, Hautschuppen und Staubmilben ernähren. Als ihm die Professorin aber einiges Interessantes über die zierlichen Tierchen zu berichten weiß, steigt seine Bewunderung für sie, vor allem als er erfährt, dass sie schon zur Zeit der Dinosaurier gelebt haben.
Nächste Station der Expedition sind die Bücherregale im Wohnzimmer, wo sie in einem alten Buch einen Bücherskorpion entdeckt. Benno zeigt sich gar nicht begeistert von dem kleinen Tier und hätte lieber einen Hund. Als er erfährt, dass der Bücherskorpion in einem Bücherregal der gefährlichste Jäger ist, der seiner Beute mit giftigen Scheren nachstellt, steigt seine Begeisterung gleich mächtig an.
Und so wandern die beiden von einem Ort im Haus zum anderen und überall gibt es interessante kleine „Haustiere“ mit ganz erstaunlichen Eigenschaften und Fähigkeiten zu entdecken.
Mit viel Humor und Hintergrundwissen gelingt es Nicole Röndigs die meist unbemerkte Tierwelt in Wohnungen auf kindergerechte Weise näher zu bringen. Dabei werden die jungen Leserinnen und Leser auf die kleinen Mitbewohner aufmerksam gemacht und zum Selberentdecken eingeladen.
Die interessanten und verständlichen Erklärungen und Porträts und die fröhlichen Illustrationen machen das Kinderbuch zu einem ebenso unterhaltsamen wie informativen Kindersachbuch, das ein spannendes gemeinsames Leseabenteuer garantiert.
Nicole Röndigs, 102 Haustiere. Ill. v. Horst Hellmeier, ab 4 Jahren
Zürich: Woow Books Verlag 2025, 56 Seiten, 15,50 €, ISBN 978-3-03967-022-2
Weiterführende Links:
Woow Books Verlag: Nicole Röndigs, 102 Haustiere
Homepage: Nicole Röndigs
Homepage: Horst Hellmeier
Andreas Markt-Huter, 23-06-2025