„Ich hatte zu viel Zeit zum Nachdenken. Ich saß in diesem Glaskäfig und dachte darüber nach, ob ich das Leben eines jungen Mädchens hätte verschonen sollen, ob ich für den Tod meiner Familie verantwortlich war und wie ich jemals den Mord an einem unschuldigen Menschen hätte rechtfertigen können, um das Leben eines anderen zu retten. Ich habe nachgedacht und nachgedacht, bis ich nicht mehr zwischen Gut und Böse unterscheiden konnte.“ (S. 8)
Nach der Niederlage der letzten freien Nation Mara gegen die Truppen der übermächtigen Föderation konnten nur wenige Mitglieder der einst stolzen Striker, der Kampftruppe von Mara, dem Tod oder der Gefangenschaft entgehen. Der Skyhunter Red, der bei der letzten Schlacht schwer verletzt wurde, hat sich der neugegründeten Widerstandsbewegung von Mara angeschlossen hat, während Talin in die Hände der Föderation geraten ist.
Wieder stehen sich die beiden Geliebten in verfeindeten Lagern gegenüber. Red hat sich in der Schlacht eine schwere Verletzung seiner metallischen Flügel zugezogen und kann nur unter Schmerzen seine gewaltige Kraft zu Einsatz bringen. Im Gegensatz dazu wurde Talin ebenfalls zu einer Skyhunterin umgeformt und dem persönlichen Befehl des jungen Premiers der Karensa-Förderation, Konstantin Tyrus, unterstellt, mit dem sie nun in gedanklicher Verbindung steht. Um sich die uneingeschränkte Loyalität Talins sicher zu sein, hält Konstantin ihre Mutter an geheimen und wechselnden Orten gefangen. Von ihrem jeweiligen Verhalten macht er abhängig, wie diese behandelt wird.
Die frühere starke geistige Verbindung zwischen Red und Talin ist mit der Distanz fast völlig zum Erliegen gekommen, was sich aber wieder ändert, als Talin Konstantin nach Newage begleiten muss, wo Red gerade dabei ist, einen Anschlag auf den Ausbau der Eisenbahn durchzuführen. Talin wohnt gedanklich der Planung des Attentats bei, muss dies aber dem Premier melden, wodurch der Angriff verhindert wird. Dabei stehen sich die beiden Skyhunter erstmals als Gegner gegenüber. Trotz der Angst um das Leben ihrer Mutter lässt Talin Red entkommen.
Innerlich zerrissen über die Angst um ihre Mutter, ihre neue Rolle als Feindin ihrer ehemaligen Freunde und der Hoffnung einer weiterbestehenden Verbindung mit Red gelingt es Talin die wahren Ziele und ein mörderisches Kriegsgeheimnis des Premiers aufzudecken. Gemeinsam mit Red setzt Talin ein riskantes Spiel in Gang.
In einem actionreichen und bildgewaltigen Finale lässt Marie Lu ihre Helden gegen einen grausamen Diktator antreten und existenzielle Entscheidungen zwischen Pflicht und Liebe sowie Loyalität und Verrat treffen.
Der überaus spannende Abschluss des Fantasy- und Liebesromans überrascht durch unvorhergesehene Wendungen, denen sich ihre seine stark gezeichneten Charaktere stellen müssen. Ein großartiges Lesevergnügen, das seine Leserinnen und Leser von Beginn an in ihren Bann zu ziehen weiß.
Marie Lu, Skyhunter – A Shining Rise. Aus d. Reihe: Skyhunter Bd. 2, übers. v. Petra Koob-Pawis [Orig. Titel: Steelstriker], ab 14 Jahren
München: dtv 2025, 496 Seiten, 22,70 €, ISBN 978-3-423-76566-4
Weiterführende Links:
dtv: Marie Lu , Skyhunter – A Shining Rise
Wikipedia: Marie Lu
Andreas Markt-Huter, 25-06-2025