„Der Tag war herrlich, bis ihn jemand fressen wollte. Es war ein schwarzes, hundeähnliches Biest, ähnelte aber keinem ihm bekannten Hund. Seine Zähne waren so lang wie sein Arm, mit den Klauen hätte es eine Eiche zerfetzen können. Es spricht also sehr für Christopher Forrester, dass er durch Tempo, List und Mut dem Schicksal entging, verschlungen zu werden. (S. 21)
Christopher Forrester und Mal Arvorian, die aus gänzlich unterschiedlichen Welten stammen, ahnen nicht, dass sie gemeinsam das Schicksal der Welt in ihren Händen tragen werden. Während Christopher im Stadtleben London zu Hause ist, lebt Mal im Archipel, einer geheimnisvollen verborgenen Region und dem letzten magischen Ort auf Erden, wo auf vierunddreißig Inseln abertausende magische Geschöpfe leben.
Christopher hat wie seine verstorbene Mutter eine ganz besondere Beziehung zu Tieren, die er wie magisch anzulocken scheint. Als sein Vater einmal auswärts arbeiten muss, besucht er für diese Zeit seinen Großvater Frank Aureate in Schottland, der in einem einstmals prächtigen Haus am Fuße eines steilen Hügels lebt.
„Du kannst bis zum Baumgürtel gehen, also bis auf halbe Höhe, aber nicht weiter.“ (S. 45)
Das Verbot des Großvaters weckt jedoch erst recht die Abenteuerlust des Jungen, der sich gleich am nächsten Tag auf den Weg macht, den geheimnisvollen Hügel zu erkunden.
Währenddessen ahnt Mal Arvorian nicht, dass sie von einem angeheuerten Mörder verfolgt wird, der ihr nach dem Leben trachtet. Mal hat die Gabe mit einem Flugmantel zu fliegen, was auch auf dem Archipel zu den seltenen Eigenschaften gehört. Da Mutter bei ihrer Geburt verstorben war, musste sie das Fliegen alleine erlernen. Mal lebt in der Stadt Icthus, auf der Insel Atidina, wo sie im Hafen das Schiff Seehändler besucht, um ein Casapasaran zu kaufen, das ihr helfen soll, beim Fliegen den Weg nach Hause zu finden.
Mal fliegt in den grauen Wald, um den Kompass auszuprobieren, wo sie ein totes Ratatoska findet, ein Eichhörnchen ähnliches Fabeltier mit einem kurzen Horn auf der Stirn. Schon seit vielen Jahren scheint sich der Wald von Atidina in einem schleichenden Niedergang zu befinden. Wieder zu Hause angekommen, wird Mal von einem Auftragsmörder überfallen. Es gelingt ihr, sich in einen Fluss zu retten, aber ihre Großtante, die ihr zu Hilfe eilt, wird getötet.
Christopher entdeckt im geheimnisvollen Wald zahlreiche magische Lebewesen und reitet einem jungen Greif das Leben. Von seinem Großvater erfährt er das Geheimnis von der verborgenen Welt des Archipels, und dass etwas Finsteres deren Frieden bedroht. Als Christopher neuerlich den Wald betritt, trifft er auf Mal, mit der er sich auf den Weg macht, um die magische Welt zu retten.
Katherine Rundell gelingt mit ihrem Auftaktband zur Trilogie „Impossible Creatures“ ein atmosphärisch dichtes Fantasyabenteuer, das mit seinen zahlreichen Fantasietieren tief in die Welt der Mythen und Fabelwesen entführt. Die stark gezeichneten Charaktere und das außergewöhnliche Umfeld bietet ein Fantasy-Flair, das an große englische Vorbilder wie Tolkien und Rowling erinnert.
Ein überaus lesenswertes und spannendes Fantasy-Buch für Kinder und Jugendliche das die jungen Leserinnen und Leser von Beginn weg in ihren Bann zieht und durch seine mitreisende Geschichte und seine dramatischen Handlungsbogen zu überzeugen weiß und neugierig auf die Fortsetzung macht.
Katherine Rundell, Impossible Creatures – Das Geheimnis der unglaublichen Wesen. Aus. d. Reihe Impossible Creatures Bd. 1, übers. v. Henning Ahrens [Orig. Titel: Impossible Creatures], ab 10 Jahren
Frankfurt a. Main: Fischer Sauerländer Verlag 2025, 384 Seiten, 19,95 €, ISBN 978-3-7373-7323-4
Weiterführende Links:
Fischer Sauerländer Verlag: Katherine Rundell, Impossible Creatures – Das Geheimnis der unglaublichen Wesen
Wikipedia: Katherine Rundell (engl.)
Wikipedia: Henning Ahrens
Andreas Markt-Huter, 01-07-2025