„Seid gegrüßt, ihr Sterblichen. Mein Name ist Loki, und ich bin ein Gott. Also … in gewisser Weise. Es ist kompliziert. Momentan lebe ich in Midgard (euch auch bekannt als Erde), und zwar in Gestalt eines mickrigen sterblichen Jungen namens Liam. Ich verfüge noch immer über die Kräfte eines mächtigen Gottes, aber es ist mir verboten, sie öffentlich einzusetzen. Außerdem muss ich in die Schule gehen. Niemals hat jemand so sehr gelitten wie ich.“ (S. 9)
Der nordische Riese Loki wird aufgrund seiner geschmacklosen Scherze vom Göttervater Odin zur Strafe von Asgard, dem Götterhimmel, auf die Erde, nach Midgard verbannt. Dort muss er in Gestalt eines Kindes namens Liam beweisen, dass er sich tugendhaft zu verhalten weiß. Zur Kontrolle wird ihm der Gott Thor beiseitegestellt. Außerdem muss er ein Tagebuch führen, in das sämtliche Taten eines Tages eingetragen werden und das, je nach Verhalten, Punkte vergeben aber auch wieder abziehen, vor allem aber nicht betrogen werden kann.
Loki bemüht sich ernsthaft nett zu seinen Mitschülern zu sein, was ihm nicht leichtfällt, weil sich alle weit mehr zu Thor hingezogen fühlen als zu ihm. Vor allem aber, weil er keine Ahnung hat, was es heißt nett und nicht nur aus sich selbst bezogen zu sein. Zunächst ärgert ihn, dass eine neue Mitschülerin den Sitzplatz neben ihm ablehnt. Dann er wird er, ausnahmsweise zu Unrecht verdächtigt, eine Lehrerin zu Sturz gebracht zu haben.
Während Loki aus für ihn unerklärlichen Gründen eine Abfuhr nach der anderen erfährt, wird Thor von allen bewundert und umschwärmt. Bei einer Geburtstagsparty versucht Loki mehr Gäste einzuladen als Thor, wobei er vor Drohungen nicht zurückschreckt, was ihn zahlreiche Minuspunkte kostet. Als auf der Party dann auch noch Thors berühmter Hammer Mjolnir verschwindet, fällt der Verdacht sofort auf Loki, der die Tat jedoch sofort bestreitet. Loki versucht sich reinzuwaschen und den wahren Dieb des Hammers zu finden, während „Lokis Tugend-Score“ immer mehr ins Minus gerät.
„Ich werde meinen Namen reinwaschen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.“ (S. 72)
Mit viel Wortwitz und Anspielungen auf die germanische Mythologie lässt Louie Stowell Loki als Kind durch die Menschenwelt rauschen. Dabei gerät er durch sein übertriebenes Selbstbewusstsein und sein Unwissen, wie man sich in der Menschenwelt freundlich und nett verhält von einem Fettnäpfchen in das Nächste. Trotz allem gelingt es dem frechen Gott durch seinen Witz mühelos die Sympathien der jungen Leserinnen und Leser auf sich zu ziehen.
Ein überaus unterhaltsamer, spannender und fröhlicher Kinderroman, der durch seinen Slapstick und Wortwitz aber auch seine markanten Illustrationen im Comic-Stil zu überzeugen weiß.
Louie Stowell, Loki - Warum man als schlechter Gott immer an allem schuld ist (oder auch nicht). Aus d. Reihe: Loki Bd. 2, ill. v. Ulf K., übers. v. André Mumot [Orig. Titel: Loki. A Bad God's Guide to Taking the Blame], ab 9 Jahren
München: Hanser Verlag 2023, 256 Seiten, 15,50 €, ISBN 978-3-446-27716-8
Weiterführende Links:
Hanser Verlag: Louie Stowell, Loki - Warum man als schlechter Gott immer an allem schuld ist (oder auch nicht)
Wikipedia: Louie Stowell (engl.)
Wikipedia: Ulf K.
Wikipedia: André Mumot
Andreas Markt-Huter, 06-08-2025