„Wilma spürt die Frühlingsfreude durch das Rückenfell strömen, aber sie spürt auch den Hunger, der in ihrem flauschigen Bauch rumort. Ihre Schnurrhaare glühen fast in er Sonne. Ihr ganzer Körper sehnt sich danach, endlich in diese saftige, saure Vogelbeere zu beißen. Wilma schließt die Augen. Das ist bestimmt mein letzter Frühling als freies Murmelmädchen, denkt sie.“ (S. 7)
Die Gefahren sind groß in der freien Natur. Fressen und gefressen werden sind Teil davon, das gilt auch für das Leben der kleinen Murmeltiere. Wer nicht schnell genug ist, einer Gefahr auszuweichen, wird schnell zur Beute eines Adlers oder anderen Feindes. Doch die Gesetze der Natur gelten schon seit undenklichen Zeiten und solange sich niemand mehr nimmt, als ihm zusteht, bleibt das Gleichgewicht erhalten.
Wilma, das kleine Murmelmädchen, erwacht zum ersten Mal aus dem Winterschlaf und freut sich über den sonnigen Frühling und darauf eine saftige Vogelbeere verspeisen zu können. Sie ist gerade einem Adler entkommen und stolz darauf schneller als dieser gewesen zu sein. Für sie bietet das Geröllfeld die größte Sicherheit, während im gefährlichen Wald hungrige Raubtiere wie Füchse, Marder, Nerze u.a. lauern.
Von den Murmelvätern weiß Wilma, dass viele ihren Aufenthalt im Sommer im Wald nicht überleben oder mit Narben und kahlen Stellen ins Geröllfeld zurückkehren, wo sie von angriffslustigen Marderhunden und hungrigen Eulen berichten. Wilmas Papa ist von seinem letzten Aufenthalt im Wald nicht zurückgekehrt. Sie leidet darunter, weil andere Murmeltiere viele Papas in ihrem Clan haben und sie keine. So hofft sie inständig, dass er vielleicht im nächsten Jahr heimkommen wird.
Bald schon erwacht auch Wilmas kleiner Freund Knolle, mit dem sie einen Ausflug zur kleinen Eberesche macht. Sie müssen sie sich vor den Kreuzottern vorsehen, die den sonnigen Teil des Geröllfeldes für sich beanspruchen. Wilma erklärt ihrem Freund aufmüpfig, dass sie sich nicht von ihrer Mutter zum Arbeiten einteilen lassen werde, sondern selbst entscheiden will, wann sie mit der Arbeit beginnt.
Plötzlich bemerken die beiden, dass sich eine große Gruppe von Kreuzottern auf den Weg zu den Unterkünften der Murmeltiere macht. Der Anführer der Schlangen, General Vezimus Maximus Schwarzschwan, fordert eine Verschärfung des Abkommens zwischen Schlangen und Murmeltieren. Die Abgaben sollen verdoppelt werden. Wilma gelingt es ein wenig später, den Schlangengeneral zu belauschen und erfährt, dass dessen Sohn verschwunden ist. Auf ihrem Rückweg trifft sie auf Zickzack, den Sohn des Generals, der sich unter einem Felsen versteckt hat. Eine außergewöhnliche Freundschaft beginnt. Als die Schlangen dahinterkommen, geraten beide in Gefahr.
Die spannende Abenteuergeschichte „Ein Murmeltier gibt niemals auf“ entführt die jungen Leserinnen und Leser in die gefährliche Lebenswelt der Murmeltiere, wo sie sich einer Gruppe von Schlangen gegenübersehen, von denen sie seit langer Zeit unterdrückt werden. Dabei entsteht eine außergewöhnliche Freundschaft, die das gewohnte Freund-Feindschema aufbricht.
Ein überaus fesselnder Kinderroman mit starken Helden und gefährlichen Bösewichten, in dem Freundschaft, Mut und Zusammenhalt im Mittelpunkt stehen und alte Vorurteile abgebaut werden. Ein schönes Lesevergnügen, das durch eine starke Geschichte und ausdruckstarke Illustrationen zu überzeugen weiß.
Lena Frölander-Ulf, Wilma Wildpelz. Ein Murmeltier gibt niemals auf. Ill. v. Lena Frölander-Ulf, übers. v. Friederike Buchinger [Orig. Titel: Kampen om stenåkern – Rafsa Vildpäls], ab 8 Jahren
Stuttgart: Thienemann Verlag 2025, 192 Seiten, 15,95 €, ISBN 978-3-522-18678-0
Weiterführende Links:
Thienemann Verlag: Lena Frölander-Ulf, Wilma Wildpelz
Homepage: Lena Frölander-Ulf (engl.)
Andreas Markt-Huter, 17-09-2025