Chris Adrian, Ein besserer Engel
Zum Unterschied vom Roman lassen sich bei Erzählungen oft besonders markant die typischen Erzähl-Fräsungen eines Autors feststellen, weil ja jede Erzählung wieder von null beginnt und jedes Mal der ganze Handwerkskoffer ausgepackt werden muss.
Chris Adrian stellt neun solcher Erzähleinsätze vor, die meist mit einem Vorspann eines Kindes beginnen. Also jemand ist gerade sechs oder neun, dann wird das Markante dieser Figur erzählt, ehe Jahre später dann die Kern-Erzählung einsetzt.
Ein kluges Buch wendet sich an die Intelligenz des Lesers und bietet so nebenbei seine Freundschaft an. Wenn das Buch als abgerissener Konsumartikel mit der Brechstange der Werbesemantik auftritt, wird man als Leser vorsichtig.
Alle Krankheiten, die nach alten griechischen Sagenfiguren benannt sind, sind in Wirklichkeit moderne Seelen-Deformationen, die es mit antikem Design zu modischer Anerkennung bringen. Polykrates, der Tyrann von Samos, hat so viel Glück, dass er sich schließlich selbst davor zu fürchten anfängt.
Im weiten Land des Krimis ist alles erlaubt, wenn es nur eine Art Handlung dabei gibt. Nach den mühsamen Erzähl-Experimenten gerade der österreichischen Autoren und Autorinnen vor der Jahrhundertwende ist das Publikum mittlerweile so dankbar um jeden Faden Handlung, dass es den Verlagen jeden Krimi aus der Hand frisst.
Das Wichtigste an einem Roman ist oft das vorangesetzte Motto, oft schreiben Autoren nur einen Roman, um das Motto ins rechte Licht zu rücken.
Seit im Südtiroler Grenzgebiet Bären zum Auffinden von wild abgelegten Leichen eingesetzt werden, erscheint alles, was in einem Südtiroler Krimi passiert, als höchst wahrscheinlich.
Kinder oder Hunde, die sich auffällig benehmen, werden gegenüber der Umwelt oft mit den Sätzen verteidigt, der tut nichts, der ist ein braver Hund, das ist kein böses Kind!
Das Verbrechen existiert nicht nur immer und überall, es hat auch immer einen handfesten Grund – Geld! Je peripherer das Böse freilich auftaucht, umso kleiner fallen die dabei unterschlagenen Summen aus, so dass es selbst in der Geldstadt Innsbruck meist um Summen geht, die du und ich beiseite räumen könnten.
Kabinen sind der ideale Ort für Abenteuer, ob es sich nun um Sex-, Umkleide-, Telefon oder Seilbahnkabinen handelt.
Vielleicht ist das Leben nur ein Streich, den man sich selber spielt, indem man jeden Tag von einem Lebenssinn in den nächsten stolpert.