Tiroler Gegenwartsliteratur

Christoph W. Bauer, Graubart Boulevard

h.schoenauer - 04.11.2008

Buch-CoverStädte tragen oft nicht nur den Panzer historischer Stadtmauern, die mehr oder weniger sichtbar und touristisch verwertbar um alte Gebäude herum verlaufen, unsichtbar und dramatisch verlaufen auch Gräben und Mauern der Erinnerung um solche Städte.

Christoph W. Bauer beschreibt einen solchen Erinnerungsgraben, er nennt ihn hoffnungsvoll Boulevard, damit man vielleicht eingedenk der Familie Graubart, die in Innsbruck vernichtet und vertrieben worden ist, etwas eingebremst durch die Erfolgsgeschichte der Stadt wandelt.

Ludwig Laher, Ixbeliebige Wahr-Zeichen?

h.schoenauer - 28.10.2008

Buch-CoverManchmal, wenn es politisch keine Einigung zu geben scheint, wird der Ruf nach einem Expertenkabinett laut. Was aber herauskommt, wenn man Fachtrottel-Experten ans Ruder lässt, zeigt die Rechtschreibreform. Hier haben ausgewiesene Fachleute vor allem eines zustande gebracht: Chaos, Unzuverlässigkeit und pure Willkür.

Ludwig Laher kommentiert in seinem Essay dieses neue Regelwerk mit detaillierten Fallbeispielen kühl, aber insgeheim fassungslos.

Turi Werkner, Idiomatik

h.schoenauer - 27.10.2008

Buch-CoverDie Kunst liefert oft Sachen, bei denen man ursprünglich gar nicht gedacht hat, dass sie als Kunst brauchbar sind.

So ist etwa die Idiomatik einerseits jene Teilwissenschaft der Sprache, die sich mit Idiomen (festen Wortverbindungen) beschäftigt, andererseits ist Idiomatik der Gesamtbestand der Idiome einer Sprache. Turi Werkner geht nun her und liefert seinen persönlichen Beitrag der Idiomatik ab.

Heinz D. Heisl, Abriss

h.schoenauer - 27.10.2008

Buch-CoverErinnerung gleicht manchmal jenem Vorgang, den wir "in die Speichen greifen" nennen, das Rad der Zeit dreht sich unbarmherzig, wer unvorsichtig hineingreift holt sich oft blutige Finger.

In Heinz D. Heisls Roman Abriss geht es um Verletzungen, Abrechnungen, Wunden aus der Kindheit.

Güni Noggler, Eine Selbstverständlichkeit

h.schoenauer - 09.10.2008

Buch-CoverEin Leben, das voller Selbstverständlichkeit abläuft, kann durchaus dick daherkommen. Güni Noggler erzählt auf beinahe siebenhundert Seiten in großen Schleifen von einem Dutzendleben, wie es im zwanzigsten Jahrhundert wohl mannigfach vorgekommen ist.

Leopold Kramer ist ein lebensintelligenter Mensch, der stets den Anforderungen der jeweiligen Gesellschaft gewachsen ist. Doch jetzt, am Ende seiner Durchschnittskarriere, löst sich sein Leben nicht nur biologisch auf, auch was ihn ideell zusammengehalten hat, geht restlos in die Binsen.

Klaus Rinner, Dr Stegers Herzensverdruss in sechs Tagen

andreas.markt-huter - 28.09.2008

Buch-CoverHerzensverdruss löst eine recht melancholische Stimmung aus und ist ein Mittelding zwischen Weltverdruss und Herzinfarkt.

Dr. Steger biegt als Ich-Erzähler seine Tage herunter mit dem Gefühl der Selbstverachtung, als Leser begleiten wir ihn sechs Tage lang, und jeder Tag liegt schwer auf dem Gemüt des Helden. Als Rechtsanwalt streunt Dr. Steger durch seine Fälle und stolpert zwischendurch über sich selbst.

Rosewith Holzknecht-Strickner, Windeln im Wind

h.schoenauer - 28.09.2008

Buch-CoverManchmal genügt eine Wortinsel, um einen ganzen Lebenslauf zu dokumentieren. Windeln im Wind ist so eine lyrische Fügung, die sofort heftige Bilder evoziert.

Veränderung steht vor der Tür, das Wetter schlägt vielleicht um, Wind kommt auf und peitscht die Windeln auf, die geometrisch abgeklärt im Freien hängen.

Paul Flora, Fauna Fabeln und Figuren

h.schoenauer - 22.09.2008

Buch-CoverWas gibt es Schöneres, als pünktlich zu Herbstbeginn einen neuen Flora-Band aufzuschlagen, der pünktlich zu Herbstbeginn frisch ausgeliefert worden ist?

Als Motto ist diesem Bildband jenes wunderbare Blatt aus dem Jahre 2001 vorgespannt, worin ein altösterreichischer Spion als Baum verkleidet einem ahnungslosen russischen Grenzwächter gegenübersteht.

Elias Schneitter, Österreich Karl

h.schoenauer - 21.09.2008

Buch-CoverWas der Herr Karl sagt, ist Österreich, und Österreich ist folglich Karl. Spätestens seit Helmut Qualtingers grandiosem Monolog "Der Herr Karl" aus dem Jahre 1961 lässt sich Österreich auf die Kurzformel Karl bringen.

Elias Schneitter nennt seine drei Erzählungen über wahnsinnige Österreicher schlicht Karl, denn obwohl die großen Adeligen oft Karl geheißen haben, ist dies der Name des kleinen Mannes, der durchaus zwischendurch etwas trinkt und dadurch allerhand von der Welt mitbekommt nach dem Motto: "Mir macht keiner mehr was vor."

Thomas Schafferer, Jahrzehnt Ligurien

h.schoenauer - 21.09.2008

Buch-CoverManchmal ziehen Maler in lichte Gefilde, um den Pinseln endlich jene Leuchtkraft zuzumuten, von der sie zu Hause nicht zu träumen wagen.

Thomas Schafferer hat sich zwischen 1992 und 2006 ein Dutzendmal ins Mediterrane begeben, um den Gedichten einen Wind zu verpassen, den es bei uns sonst nicht gibt.