Anne Marie Pircher, Rosenquarz
Wenn du geil ins Leben gehst, springt dich dieses ebenso geil an. – So etwa lautet die lebensfreche Grundbotschaft in Anne Marie Pirchers Haupterzählung „Rosenquarz“.
Der Plot ist geradezu eine Rakete voller Abenteuerkraft. Die Friseurin Paula kann am Gemüse-Standl nicht bezahlen, ein Unbekannter hilft ihr mit zehn Euro aus, es macht klacks und Paula ist nicht mehr von dieser Welt.
Die ersten Nachtöne beginnen zu schwingen, wenn man diesen Lyrikband wie im Daumenkino rasch durch die Finger flirren lässt. Es bleibt der Eindruck von Harmonie, die Texte sind in gesunden Portionen abgedreht, alle Gedichte haben einen kurzen Titel, so dass man fast von lyrischen Wikipedia-Einträgen zu angenehm Begriffen sprechen kann.
Das Sinnvollste von Graz ist der Droschl-Verlag. Er gibt unter anderem die Serie „Dossier“ heraus, worin versucht wird, österreichische Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ihrer Wahrnehmung je nach Notwendigkeit ins rotieren zu bringen oder zu stabilisieren.
In manchen Gegenden des Gebirgslandes Tirol gilt der Seemannsgruß „Ahoi“ als Seufzer der Anerkennung und des fröhlichen Hoppalas. Wenn sich zwei Gebirgler unerwartet treffen, fassen sie ihre lyrischen Spontaneindrücke von der Welt durchaus mit der Fügung „oha“ oder „ahoi“ zusammen.
Die markanteste These vorweg: Obwohl das SOS-Kinderdorf in der Praxis von Frauen aufgebaut worden ist, dreht sich letztlich alles um einen Männermythos, den Übervater Hermann Gmeiner.
Eine Stadt, die üblicherweise als purer Verkehrsknoten, Flughafen oder schizophrenes Sozialgewebe zwischen Sport, Kultur und Universität wahrgenommen wird, mit "Gesängen" zu behängen, ist ein nicht alltäglicher Vorgang.
Meistens entsteht Literatur, weil eine Autorin oder ein Autor eine Lücke zwischen Realität und Vorstellungskraft sieht, und diese dann mit Text auskittet. Und dann gibt es noch die bestellte Literatur, wenn jemand aus Feierlichkeit, wegen eines Jubiläums oder einfach wegen einer statistischen Unausgewogenheit eine Literatur bestellt.
Wenn am Klappentext der Schriftsteller als Wunderguru mit Auszeichnungen und Sternen der Dritten Art herzunterglänzt, wird es für die Leserschaft so richtig interessant, diesen Balsam des gelungenen Lebens mit der Qualität des Textes zu vergleichen.
Wenn es so etwas wie eine Identität stiftende Hymne für Südtirol gibt, dann ist es vielleicht der Lyriker Gerhard Kofler als Leben und Werk. Früh ausgewandert ist er ein Weltdichter geworden, in vielen Sprachen zu Hause, und dennoch beinahe unsichtbar, denn seine Gedichte stecken meistens zwischen den Sprachen.