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Die griffigste Sehnsucht entsteht durch eine einfache Landkarte, worauf magisch-reale Orte wie vergrabene Schätze verzeichnet sind. In Peter Plattners Reiseroman vom „Grün“ ist eine solche Sehnsuchtskarte im Vorspann eingelegt.

Die Karte zeigt in Abenteuer-Manier einen Ausriss aus Südamerika, in Kolumbien ist etwa Bahia Solana eingezeichnet, in Venezuela Ciudad Bolivar, in Bolivien Potosi. Zwischen den Orten wuchern Gebirge, wilde Wasser und Dschungel, Dschungel, Dschungel.

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Kunst kann verrückte Lebenswege auslösen und auch die Wege zur Kunst sind oft ziemlich verrückt. Im Mittelpunkt des Kunst-Road-Movies von Bernhard Aichner steht ein blaues Bild von Yves Klein.

Dieser Yves Klein, 1928 in Nizza geboren und 1962 in Paris gestorben, wurde in seiner kuren Karriere vor allem mit dem IKB (International Klein Blue) berühmt. Dabei werden Pigmente ohne Öl mit einem Fixativ aufgetragen und entwickeln ein unnachahmlich inniges Blau.

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Gute Geschichten müssen immer wieder neu erzählt werden, bis entweder das Kind zu Hause eingeschlafen oder das Festpublikum im Gemeindesaal eingenickt ist, ehe dieses von Applaus und jenes vom Harndrang zur Unzeit geweckt wird.

Susanne Schaber erzählt die Tiroler Einschlafgeschichten, bei denen normalerweise das Festpublikum wegdöst, so frech und spritzig, dass man als Leser unbedingt wissen will, wie sie weitererzählt, obwohl diese Geschichten ja jedem Patrioten schon bekannt sind.

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Manchmal gibt es zwischen den Lesern und dem Autor so etwas wie unausgesprochene Freundschaft, das heißt, die Leser warten tapfer auf das nächste Buch und machen sich Sorgen, ob der Autor wohl nicht verschollen ist mit seiner Erzählkunst.

Und dann taucht das Buch als fröhliches Lebenszeichen auf, alles in Ordnung, scheint der Autor zu erzählen, ich habe nur besonders sorgfältig gearbeitet, deshalb hat es ein wenig gedauert.

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„Verscharre die Blechbüchse im Garten oder sonst wo!“ – Nach so einem ersten Satz muss man als Leser unbedingt wissen, was es da mit der Büchse auf sich hat.

Mutter muss ins Spital, die zehnjährige Tochter vergisst die Büchse und alles drum herum, erst als nach Jahrzehnten die Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommen, taucht diese Blechbüchse wieder auf.

Buch-CoverKann ein unspektakulärer Mensch eine spektakuläre Biographie haben? Wolfgang Raffeiner zeigt mit seinen Mitschriften zum eigenen Leben, dass das so genannte einfache Leben durchaus aufregend sein kann.

Als Chef einer Zimmerei hat er ein Leben lang nicht nur die schwersten Stämme behauen und zersägt, sondern daneben auch immer sein Leben in wohl proportionierte Scheiter zerhackt und zu einer Tagebuchartigen Kulturmitschrift aufgeschlichtet.

Buch-CoverFahndungsfotos sind dann am wirkungsvollsten, wenn darauf nur die gröbsten Details scharf zu sehen sind und alles andere dem Fahnder überlassen bleibt.

Etwas Ähnliches ist David Honigmann mit seinem Porträt der Alpenstadt „Stöck“ gelungen. Zwar ist scheinbar nichts polizeischarf erzählt, dennoch aber ergibt der Roman hinter der Netzhaut des Lesers ein dichtes Porträt der Stadt Innsbruck, die mit all den kauzigen und wahnsinnigen Bewohnern mit klaustrophoben Tiefgang perfekt beschrieben wird.

Buch-CoverWo ist die toteste Gegend einer Stadt? – Meistens dort, wo nicht einmal mehr Einheimische wissen, wie die Straßenzüge heißen.

In Innsbruck gehört die Feldgasse sicher zum schattigsten Bewusstseinswinkel, den man sich in einer geistig schattigen Gegend vorzustellen hat. Mitten in diesem Brachland zwischen Pädagogischer Akademie und Umspannwerk ist in der ehemaligen „Konsum“-Zentrale das Westbahntheater untergebracht.

Buch-Cover„Ich werde, wenn’s hoch geht, noch zwanzig Jahre lang klettern gehen können. In jedem Jahr gibt es vielleicht zehn solcher Klettersonntage wie den verpatzten gestrigen. Zehn mal zwanzig sind zweihundert. Was sind zweihundert schöne Sonntage? Nichts, ein Wischer übers Gesicht. Ein Glück, dass ich in Innsbruck zur Welt gekommen bin, wo die Berge vom Stadtrand emporwachsen, oder besser – die letzten Häuser schon droben auf den Bergen stehen.“ (25)

Heinrich Klier hat mit seinem 1954 erschienen Roman „Verlorener Sommer“ vermutlich eine neue Literaturgattung eingeführt, den fiktionalen Routenplaner. Verlorener Sommer ist einerseits eine grandiose Schilderung von konkreten Bergrouten ins Karwendl, aufs Matterhorn oder überhaupt durchs Wallis, andererseits ist es ein mit dürrem Erzähldraht zusammen gewickelte Liebesgeschichte, in der es nur so von Steinschlägen und Blitzeinschlägen wummert.

Buch-CoverBestseller aus vergangenen Zeiten vermitteln bei der aktuellen Lektüre dieses spannende Knacksen, wenn die Patina durch heftigen Lichteinfall aus der Gegenwart aufspringt. Heinrich Kliers Bestseller aus dem Jahre 1964 liest sich nach vierzig Jahren wie eine Gebrauchsanweisung zur Eroberung der Alpen.

In der Hülle dieser Eroberungsgeschichte stecken kaum getarnt ein Gebirgs-, Abenteurer- Indio-, Liebes- und Schürfroman. So gut wie alles, was die damalige Fiktionslehre herzugeben vermochte, ist in diesem „Silber für die braune Göttin“ eingeschmolzen.