Katherine Rundell, Impossible Creatures – Das Geheimnis der unglaublichen Wesen
„Der Tag war herrlich, bis ihn jemand fressen wollte. Es war ein schwarzes, hundeähnliches Biest, ähnelte aber keinem ihm bekannten Hund. Seine Zähne waren so lang wie sein Arm, mit den Klauen hätte es eine Eiche zerfetzen können. Es spricht also sehr für Christopher Forrester, dass er durch Tempo, List und Mut dem Schicksal entging, verschlungen zu werden. (S. 21)
Christopher Forrester und Mal Arvorian, die aus gänzlich unterschiedlichen Welten stammen, ahnen nicht, dass sie gemeinsam das Schicksal der Welt in ihren Händen tragen werden. Während Christopher im Stadtleben London zu Hause ist, lebt Mal im Archipel, einer geheimnisvollen verborgenen Region und dem letzten magischen Ort auf Erden, wo auf vierunddreißig Inseln abertausende magische Geschöpfe leben.
„Ich hatte zu viel Zeit zum Nachdenken. Ich saß in diesem Glaskäfig und dachte darüber nach, ob ich das Leben eines jungen Mädchens hätte verschonen sollen, ob ich für den Tod meiner Familie verantwortlich war und wie ich jemals den Mord an einem unschuldigen Menschen hätte rechtfertigen können, um das Leben eines anderen zu retten. Ich habe nachgedacht und nachgedacht, bis ich nicht mehr zwischen Gut und Böse unterscheiden konnte.“ (S. 8)
„Am Bahnhof angekommen, konnte Matthew weit und breit keinen Jungen entdecken. Dafür stand dort aber ein Mädchen. Unter ihrem ausgeblichenen, breitkrempigen Hut baumelten zwei rote Zöpfe. Sie hatte große Augen und ein spitzes Gesicht voller Sommersprossen und trug eine abgewetzte Reisetasche in der Hand.
„Ich bin die Geschichtenmacherin. Mein Name ist Horizabel Delft, auch bekannt als »die Grimm«, Vollwaise, Kopfgeldjägerin und die beste Sternenkreuzerin im Universum. Im Auftrag der Universumsregierung bewahre ich den Frieden. Und das ist eine Riesenaufgabe. Denn das Universum ist atemberaubend, ohrenbetäubend, hirnbenebelnd gigantisch groß.“
„Wenn ich meine Augen schließe, bin ich sofort wieder dort und sehe die lachenden Gesichter; die Leute jubeln und rufen meinen Namen, Lachtränen laufen über ihre Wangen. Ich kann die Samtvorhänge spüren, höre das Rascheln der Naschtüten und den Applaus. Der Applaus war das Beste.“ (S. 7)
„»Komm schon, Jess. Alle gehen hin.« Alyssa stupst mich sanft in die Seite. »Tegan macht die Party doch jeden Sommer. Da dürfen wir nicht fehlen.« Ich nicke, aber gleichzeitig steigt auch Trotz in mir hoch. Dieser Party-Gruppenzwang nervt. Viel zu viele Leute auf einem Haufen, die sich sinnlos betrinken, rumgrölen und wie die letzten Idioten aufführen, sind nun mal nicht mein Ding. Tegan Sheffields Lagerfeuerparty zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli ist zum Schluss auch total ausgeartet. Was das angeht, ticken Jake und ich leider komplett unterschiedlich.“ (S. 15)
„Dantessa galt als Insel der Spiele, aber keines war so berühmt wie Noctis. Nur mithilfe dieses Spiels hatte unsere Stadt die große Pest vor drei Jahrhunderten überstanden: Eiterbläschen hatten zu Fieber und Schmerzen geführt du schließlich zu einem Schlaf, aus dem die wenigsten erwacht waren. Die Prinzessin von Dantessa hatte die dunkle Fee des Todes höchstpersönlich zu einem Spiel herausgefordert und ihr eigenes Leben als Preis eingesetzt.“ (S. 11)
„Als Otto sieht, was Luzie und Klara tragen, zieht er empört eine Augenbraue nach oben. »Ein Abschleppseil?«, ruft er. »Ich muss nicht ge-hau-ruckt werden! Ich kann ganz allein!« »Aber nein, Otto!«, lacht Klara. »Das ist doch ein Kletterseil!« »Damit hau-rucken wir nicht dich. Damit kraxeln Klara und ich«, ergänzt Luzie. »Und ich halte euch«, freut Otto sich.“
„Diese Geschichte beginnt im Nordwesten Alaskas, damals hauptsächlich bewohnt von den Inupiat, einem der Völker der Arktis. Sie beherrschten die Kunst des Fischfangs, der Jagd, des Sammelns von Eiern, Beeren und Heilkräutern. Die Inupiat leben im Wandel der Jahreszeiten. Alles, was sie zum Leben brauchen, gewinnen sie aus den Ressourcen, die ihnen das Meer und das Land bieten.“ (S. 6)
„Basti blickte über die steilen, dicht bewaldeten Hänge auf das nächtliche Hallstatt hinunter. Unheimlich friedlich schmiegte sich der kleine Ort ein gutes Stück unter ihnen zwischen den Abhang und den See. Der markante Kirchturm ragte ihnen entgegen, und überall funkelten Lichter aus Fenstern heraus, während sich ringsherum die Dunkelheit erstreckte wie schwarzer Samt unter einer goldschimmernden Brosche. Am gegenüberliegenden Seeufer, knapp über einem Gipfel, stand der Vollmond am Himmel. Gespenstisch warf er einen Streifen silbrigen Lichts über die leicht gekräuselte Wasseroberfläche.“ (S. 10)