„Über Evolution weiß ich Bescheid. Dem Sohn einer Professorin für Evolutionsbiologie bleibt gar nichts anderes übrig. Und immerhin bin ich schon dreizehn. Bei jeder möglichen Gelegenheit zeigt mir meine Mutter, wie die Evolution dauernd in unser Leben eingreift.“ (S. 10)
Der dreizehnjährige Samuel erzählt gleich zu Beginn von der Entdeckung einer neuen Käferart während eines sommerlichen Bergausflugs. Seine Mutter, eine Koleopterologin oder Käferforscherin, ist begeistert und Samuel darf dem Tier einen neuen Namen geben, was allein für sich schon eine Wissenschaft ist. Er nennt den neuen Käfer: Samuelus lus prealpinus.
Zunächst erklärt Samuels Mutter, was es mit der wissenschaftlichen Bezeichnung von Tieren und Pflanzen auf sich hat und bringt dann die Sprache recht schnell auf die Evolution der Lebewesen und zeigt dabei, was Evolution mit Namen zu tun hat. Dabei macht sie einen Sprung in die Vergangenheit bis zum Philosophen Aristoteles, auf den die Taxonomie, die Lehre von Bezeichnung der Lebewesen, zurückgeht.
Von einem Kollegen seiner Mutter erhält Samuel zur weiteren Motivation das englische Buch „The journals & writings of Henry Walter Bates“, einem englischen Naturforscher des 19. Jahrhunderts, der seine wissenschaftliche Laufbahn als Käferforscher in Angriff genommen hatte.
Der Käfer, den er gefunden hat, befindet sich mittlerweile zum Konservieren in einem Glas mit Alkohol, wobei ihm zwei Beine fehlen, aus denen die DNA des Tieres entnommen worden ist, deren Bedeutung ihm auch gleich erklärt. Bei der intensiven Auseinandersetzung mit den Lebewesen dringt Samuel gemeinsam mit seiner Mutter immer tiefer in die Entwicklung der Wissenschaft über das Leben ein.
Zur Sprache kommen das Leben großer Denker und Forscher auf dem Gebiet der Evolution wie Thomas von Aquin, Carl von Linne, Jean-Baptiste de Lamarck, Gregor Mendel, Alfred Wallace, Charles Darwin, Ernst Mayer, Rosemary Grant, Catherine Peichel u.a. sowie große Persönlichkeiten Bertha von Suttner, Karl Marx.
Danebenbei erzählt Samuel auch von seinen privaten Familienverhältnissen, von der Trennung seiner Eltern, der er als befreiend empfindet oder von seiner Erkrankung, für die er ein Antibiotikum benötigt, was auch gleich einen Abstecher in die Welt der Bakterien und Mikroorganismen ermöglicht.
Spielerisch leicht entführt Andrea Grill ihre jungen Leserinnen und Leser in die Welt der Evolution und bringt dabei auch gleich eine kleine Geschichte der Wissenschaftsentwicklung näher. Erzählen lässt die den dreizehnjährigen Samuel, der in verständlichen Worten die gleichaltrige Zielgruppe anzusprechen versteht und neugierig auf die spannende Welt der Biologie und Evolution macht.
Ein überaus gelungenes Jugendbuch, das geschickt eine jugendliche Erlebniswelt mit komplexer Wissenschaft zu verbinden und den jungen Leserinnen und Lesern verständlich zu vermitteln weiß. Ein schönes Buch mit viel Wissen und schönen Bildern.
Andrea Grill, Sam und die Evolution. Eine kurze Geschichte der Evolutionsbiologie, ill. v. Raffaela Schöbitz, ab 12 Jahren
Innsbruck: Tyrolia Verlag 2022, 152 Seiten, 24,95 €, ISBN 978-3-7022-4046-2
Weiterführende Links:
Tyrolia Verlag: Andrea Grill, Sam und die Evolution
Wikipedia: Andrea Grill
Homepage: Raffaela Schöbitz
Andreas Markt-Huter, 16-03-2023