„Viele Jahre lang verlief das Leben im Haus vollkommen ereignislos. Dann kamen die Barbaren. Ausgerechnet Pietro erfuhr es als Erster, was eigentlich seltsam war, weil er zwar für das Haus arbeitete, jedoch nicht dort wohnte. Denn das Haus stand in der Stadt und gehörte dem Senator, der es mit seiner Familie und seinen engsten Vertrauten bewohnte. Pietro dagegen war nur der Schweinehirte.“ (S. 6)
Der Tag beginnt für den 14-jährigen Pietro ganz harmlos, als er den Auftrag erhält, ein junges Schwein zum Anwesen seines Herren, dem Senator von Ateste, Massimus Onoratus, zu bringen. Auf dem Weg dorthin trifft er auf einen Boten, der Nachricht vom Angriff der Barbaren auf die Stadt Aquileia bringt. Er ahnt nicht, dass sich sein bisher ruhiges Leben bald radikal verändern wird.
Pietro ist außergewöhnlich groß und stark für sein Alter. Als er eines Tages der Auftrag erhält, seinem Herrn, dem Senator von Ateste ein junges Schwein in die Stadt zu liefern, trifft er auf einen Boten mit einer dringenden Nachricht. Pietro hilft dem Reiter über den Fluss zu setzen und rasch den Senator zu erreich. Im Anwesen von Massiumus Onaratus trifft er auf dessen Kinder Justina und Constantius, die Pietro drängen, ihnen zu helfen, um das Gespräch des Senators mit dem Boten zu belauschen.
Als die drei Jugendlichen dabei erwischt werden, befiehlt der Senator Pietro mit Stockhieben bestrafen zu lassen. Kurz vor dem Heimweg fordert der Senator ihn auf, am nächsten Tag wieder zu erscheinen, um sich als Soldat für den Krieg gegen die Barbaren rekrutieren zu lassen. Seine Mutter, die bis auf Pietro alle ihre Kinder verloren hat, ist entsetzt und versucht vergeblich, den Senator umzustimmen. Für die Grundausbildung der spärlichen Zahl an Soldaten, die hauptsächlich aus Jugendlich und Alten besteht bleiben nur wenige Tage Zeit, bevor der Abmarsch Richtung Aquileia erfolgt.
Auf seinem weiteren Marsch freundet sich Pietro mit dem etwa gleichaltrigen Titus an. Bei einem heimlichen Bad im Fluss, wird ihm sein Proviant und die halbe Goldmünze seines Vaters gestohlen. Bei der Verfolgung des jungen Diebes stoßen Pietro und Titus auf eine Schar halbverhungerter Kinder, denen er einen Teil der wiedererlangten Verpflegung zurücklässt.
In Patavium wird Pietros Truppe weiter ausgebildet, dabei entdeckt er die Justina, die Tochter des Senators, die sich heimlich als ihr Bruder ausgegeben hat, um der Langeweile zu Hause zu entfliehen. Als es zur Schlacht gegen die Hunnen kommt, gerät Justina in Gefangenschaft und Pietro setzt alles darin sie aus der Hand des Feindes zu befreien.
Davide Morosinotto entführt seine jungen Leserinnen und Leser in die Welt der ausgehenden Antike, als die Hunnen die Regionen des Römischen Reiches plünderten und Angst und Schrecken verbreiteten. Eingebettet in eine spannende Geschichte werden die gesellschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Zeit um die Mitte des 5. Jahrhunderts anschaulich nähergebracht und ein nuancenreiches historisches Bild vermittelt.
Ein überaus lesenswerter historischer Jugendroman der auf lebendige Weise eine vergangene Welt skizziert und neben einem spannenden Leseabenteuer Geschichte auf einprägsame Weise näherzubringen versteht.
Davide Morosinotto, Sohn des Meeres. Ill. v. Timo Kümmel, übers. v. Cornelia Panzacchi [Orig. Titel: Il Figlio del Mare], ab 12 Jahre
Stuttgart: Thienemann Verlag 2024, 368 Seiten, 18,95 €, ISBN 978-3-522-20302-9
Weiterführende Links:
Thienemann Verlag: Davide Morosinotto, Sohn des Meeres
Wikipedia: Davide Morosinotto (ital.)
Wikipedia: Timo Kümmel
Homepage: Cornelia Panzacchi
Andreas Markt-Huter, 15-01-2025