wolfgang hermann, das japanische FährtenbuchVon Kindheit an sind Leser Fährtensucher und Fährtenleser, Abenteuer sind nur zu bestehen, wenn man Spuren lesen kann. Und auch später gehen die Leser immer noch Fährten nach, um sich im Erlebnisdschungel der Welt jenseits aller Digitalisierung mit den eigenen Sinnesorganen zurechtzufinden.

Wolfgang Hermann bringt den Zustand des Schriftsteller-Seins mit Energie, Durchhaltevermögen, Sturheit, aber auch Beschränktheit, Blindheit, Verbissenheit in Verbindung. (85) Vollends gefordert ist er, wenn er sich durch eine fremde Kultur schlängeln muss, auf Wegen, die noch gar nicht existieren.

kirsten boie, ein sommer in sommerby„Dabei hat alles mit einer schlimmen Nachricht angefangen. Das ist ja manchmal so im Leben: Etwas Schreckliches passiert, aber wenn man nach Jahren zurückblickt, dann hat genau damit etwas Glückliches begonnen. Nur dass man das zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß.“ (S. 8)

Leonie, Marthas Mama, hat in New York, auf dem Weg zu ihrer Arbeit in einer Bank, einen Unfall gehabt. Ihr Papa Nils beschließt sofort zu ihr ins Krankenhaus in New York zu fahren, um bei ihr zu sein. Bleibt da nur das Problem wohin mit den Kindern. Sie müssen zu ihrer Großmutter Mutter, die auf einer Landzunge an der Ostsee lebt und seit acht Jahren nicht mehr mit ihrer Tochter Leonie und Nils gesprochen hat.

claire quigley, computer„Dieses Buch richtet sich an Eltern und junge Leser und kann durchaus auch gemeinsam gelesen werden. Das Buch ist so konzipiert, dass man es mit jedem Kenntnisstand lesen kann: Es ist also für Leser mit wenig oder gar keinem Vorwissen ebenso geeignet wie für Leser, die Informatik in der Schule oder an der Uni lehren.“ (S. 10)

Das Sachbuch für Eltern und Kinder ist in verschiedene Themenbereiche eingeteilt, in denen die jeweiligen Gebiete der Informatik, des Computers, des Internets und digitaler Netzwerke beschrieben werden. Neben ihrer Geschichte werden ihre Grundlagen, auch für Leserinnen und Leser die mit der Materie wenig vertraut sind, verständlich dargestellt.

Michael stavaric, in an schwoazzn kittl gwickltWer eine Sprache lernt, obwohl er angeblich schon eine hat, kann bereits den Lernvorgang beschreiben. Bei der Erstsprache hingegen muss man alles nehmen, wie es kommt.

Michael Stavaric hat an der deutschen Sprache immer die Dialektform interessiert, nach dem Motto: So etwas will ich auch haben! Dabei hat er sich in der ersten Phase mit Dialekten auseinandergesetzt, die oft nur Klang und schräge Bedeutung gehabt haben. Quellen für diese teils schriftlichen Auseinandersetzungen mit dem Dialekt sind naturgemäß H.C. Artmann und Helmut Qualtinger.

benedicte carboneill, der lesewolf„Er las! Der Vater las seiner Tochter aus einem Buch vor. Seine Worte faszinierten den Wolf sofort … Zu schade, dass er den Anfang der Geschichte verpasst hatte!“

Der Wolf wird im Wald in von Stimmen und lautem Lachen seinem Schlaft gestört, was ihn wütend aber auch neugierig macht. Er geht dem Krach nach und entdeckt einen Vater und seine Tochter auf einer Bank sitzend, die gemeinsam ein Buch lesen.

alejandro zambra, ferngesprächDer Titel Ferngespräch löst sofort Neugierde und Fernweh aus und macht ein weites Lesefeld auf, denn wie oft liest unsereins schon einen Band mit chilenischen Stories.

Alejandro Zambra erzählt in seinen elf Geschichten von diesen diffusen Metamorphosen, wo man mit der Wahrheit hineingeht und mit was Falschem herauskommt, wo das Kind mit ein paar Handgriffen erwachsen wird, wo ein Schriftsteller schließlich echt und professionell wird, weil er das passende Programm verwendet hat.

Josef guggenmos, verzeihung sagte die ameise„Es war einmal ein Reiter, / der ritt hinauf eine Leiter. / Die Leiter führte nicht weiter. / Sie stand nur in der Luft herum. / Da schauten Ross und Reiter stumm. / Drauf ritt der Reiter kopfunter / drüben wieder hinunter. // Das ist frühmorgens um zwölf geschehn. / Ich hab’s mit eigenen Ohren gesehn.“ (S. 39)

Mehr als 295 Kurzgedichte, Gedichte, Kurzgeschichten und Märchen bietet der große Josef-Guggenmos-Sammelband „Oh, Verzeihung, sagte die Ameise“. Die Textsammlung bietet unterhaltsame Gedichten vom Einschlafen ebenso wie witzige Sprachspiele oder besinnliche Geschichten aus der Natur zum Nachdenken.

lisa spalt, die zwei henriettasFrei komponierte Romane haben für den Leser den Vorteil, dass sie auf unterschiedliche Weise gelesen werden können und der Leser mit seiner Sichtweise immer recht hat. Diese offene Erzählform gibt letztlich nur ein paar Laserstrahlen vor, an denen bei jedem Lesevorgang die Episoden neu ausgerichtet werden müssen.

Lisa Spalt setzt mit den zwei Henriettas ihren Heldinnen ein Denkmal, das auf jeder Seite neu zusammengesetzt wird. Im Hintergrund agiert eine Erzählerin, Layouterin oder Forscherin, die aus einem Berg von Fotomaterial etwas Brauchbares gestalten will.

Friedrich hahn, lasse, das offensichtliche und die angstDas oft zitierte Bilderbuchleben ist letztlich nur das Gerüst, um darin Ängste mit schönen Worten unterzubringen.

Friedrich Hahn zeigt in seinem „erwachsenen Bilderbuch“ den Helden Lasse, der nach außen hin ein wunderschönes Leben führt. Er hat keine Geldsorgen, sein Vater hat ihm eine Tischlerei hinterlassen, der Hund heißt Frühling und frisst Leckerli, und ab und zu pfeift Lasse einer Inka nach, wie jenes Mädchen heißt, das zum Nachpfeifen ist. Das alles ist gut zum Vorlesen und zeigt das Offensichtliche.

hans-ulrich wiemer, theoderich der große„Das Jahr 493 begann schlecht für die Einwohner Ravennas. Die Stadt war von der Außenwelt abgeschnitten. Lebensmittel waren kaum noch aufzutreiben und für viele unerschwinglich geworden, man hatte begonnen, alles zu essen, was sich kauen ließ, selbst Unkraut und Leder. […] Der Grund für diese Not war der Krieg, den die Könige Odovakar und Theoderich um die Herrschaft in Italien gegeneinander führten.“ (S. 15)

Das Ende der Herrschaft Odovakars und der Beginn der Herrschaft Theoderichs ist ebenso grausam wie bekannt. Wenn man den Worten den Geschichtsschreibers Johannes der Antiochener Glauben schenken darf, hat Theoderich seinen Widersacher eigenhändig mit dem Schwert erschlagen und bemerkt haben: „Nicht ein Knochen war in dem Schuft!“ (S. 15)