Was macht man in einem fremden Land, wenn man keinen dezidierten Arbeitsauftrag hat? Man schießt jede Menge Fotos, spaziert so oft es geht an den Strand und schaut Pizzabäckern und Kellnern bei der Arbeit zu.

In Christoph Wilhelm Aigners Prosatext hat sich ein beobachtendes und schreibendes Ich selbständig gemacht und geht eigene Wege. Zudem fotografiert es ohne Auftrag, die Polaroids werden wie von selbst mit einem Kommentar versehen. Einige dieser Polaroids sind im Anhang des Textes beigefügt. Darauf sieht man verfremdete Motive, wie einen Geparden-Jäger, der eine Schafherde zusammentreibt, einen aufgeschlitzten Marsmenschen, der als Überbleibsel des Tourismus am Strand liegt, oder einen Fisch, der grinsend an Land gegangen ist und den Untertitel auslöst: „Zuerst hatten wir geglaubt, es sei Korsika.'

Was haben uns die Häuser zu erzählen, an denen wir täglich vorüber gehen? Können sie vielleicht helfen, den Blick zu öffnen für unsere Geschichte? Wie war das damals, als die großen Pestepidemien in Europa wüteten, oder zur Zeit des Nationalsozialismus - was berichten die Häuser Innsbrucks darüber?

In seinem neuesten Buch Im Alphabet der Häuser erzählt Christoph W. Bauer Stadtgeschichte und nimmt zugleich Stellung gegen die Blindheit, gegen die Gleichgültigkeit, die uns nichts mehr sehen lässt. Das Buch soll auch aufzeigen, wie man mit Geschichte umgeht und wie man Geschichte erzählen kann, ausgehend vom konkreten Ort, von der konkreten Person, eben vom konkreten Haus.

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Wer einmal die Kraft der Kindheit verspürt hat, weiß, dass man nur mit einem Flugzeug aus Karton in die Luft gehen kann.

Andrzej Stasiuk geht in seinen Essays und Skizzen diesen Augenblicken nach, wo die Schwerkraft aufgehoben und durch Poesie ersetzt wird.

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So wie innen und außen relative Begriffe sind, ist auch nicht eindeutig, was abwesend anwesend und was anwesend abwesend ist.

Für Gerhard Jaschke ist dieses Zucken zwischen anwesend und abwesend die Grundlage für Literatur und folglich auch des Lebens. Denn seine Literatur hat immer mit der Formung und Formulierung der Welt zu tun, weshalb die Bezeichnung Weltbude eine ziemlich gute Umschreibung für seine Bühne ist. Einerseits kleinkariert wie eine Kirchtagsbude, andererseits universell wie das Weltall selbst.

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Wenn man die wahre Kultur einer Gesellschaft entdecken will, muss man zu ihren Bewohnern hautnah in die Wohnung kriechen.

Beppo Beyerl fühlt in seiner Erzählung ?Die alten Leiden der Frau Hermi einer gewissen österreichischen Durchschnittsstimmung auf den Zahn. Die Frau Hermi im Wiener Gemeindebau ist vollgestopft mit Vorurteilen, die sie offensichtlich regelmäßig aus der Krone nachschürt. Da ihr Leben aus Leiden besteht, ist sie auf die Mithilfe anderer Menschen angewiesen. Sinnigerweise kommen diese Helferinnen und Helfer meist aus einer anderen Kultur, so dass Hermi quasi täglich eine Ausnahme von ihren Vorurteilen machen muss, um diese fremde Hilfe zu ertragen.

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So wie es in der Literatur eine Liste mit den größten Plots gibt, gibt es auch ein Ranking der unauffälligsten Begebenheiten im Aktionismus von Helden.

William Trevor gilt als der Meister der stillen Verfestigung von Erzähllava. ?Mogeln beim Canasta ist wahrscheinlich etwas vom Unaufgeregtesten, was man sich bei vollem Bewusstsein ausdenken kann. Nicht nur dass das Kartenspiel in sich schon die komplette Unruhe in ein beschauliches Leben bringt, dabei noch zu mogeln ist tatsächlich Kreislauf schädigend.

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Kolonisation ist dann vollkommen, wenn die Identität des Einzelnen korrumpiert ist, folglich gelingt Kolonisation über die Invasion des Privaten.

Im Frühjahr 2010 reist die Schriftstellerin Anna Kim nach Grönland, statt der üblichen Fotoreportagen schreibt sie in der grönländischen Hauptstadt Nuuk sowie im entlegenen Touristen-Expeditionsort Kangerlussuaq einen Essay, der den Spuren der Kolonisation nachgeht und die Auswirkungen auf die quasi dänisch gewordenen Bewohner beschreibt.

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Geld ist ein Klebstoff, der alle gängigen Materialien und Psychogramme zusammen hält, Geld kann sogar Feuer und Wasser zusammenkleben. - Was ist nicht schon alles gesagt worden über das Geld.

Peter Rosei versteckt es in einer unauffälligen Geschichte und gibt ihm ein Rufzeichen: seht her, hier ist es, wie ein Befehl!

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"Kleine Kinder werden ins Taufwasser geschüttet. Damit werden sie in die Gemeinschaft der Kirchgänger aufgenommen." (26)

Das ist der Südtiroler Schriftsteller Georg Paulmichl. Kurz, humorvoll, genau, und scheinbar leicht daneben. Der Autor gilt als das Paradebeispiel für eine Literatur des Handicaps. ?Ich bin nicht behindert, ich kann reden lautet einer seiner wichtigsten Sätze.

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Nichts ist für ein Land wertvoller, als wenn zwischendurch jemand von außen kurz einen Blick darauf wirft.

Andrzej Stasiuk wirft einen beinahe magischen Blick auf das Gebilde, das in einer Mischung aus Paradies und Verachtung "Dojczland" genannt wird. Im Sinne eines frechen Essays oder eines hitzigen Reise-Romans fährt ein erzählendes Ich durch Deutschland, meist wegen literarischer Auftritte, so spult das Ich Stadt für Stadt und Literaturhaus für Literaturhaus (31) herunter. Zwischendurch gibt es diese Arbeitsessen, manchmal sogar in einem Keller voller Fressen, überall liegt beim Empfang Essen herum. Und die Hotels haben es auch in sich, am besten beurteilt man sie nach den Auswüchsen der Minibar.