Ben Miller, Der Junge, der die Welt verschwinden ließ

ben miller, der junge, der die welt verschwinden ließ„Geschichten handeln oft von guten Menschen, die etwas Schlechtes tun, und diese Geschichte ist keine Ausnahme. Der Held unserer Geschichte heißt Harrison, und das mit dem »Helden« meine ich tatsächlich ernst. Denn bevor es losgeht, will ich unbedingt eines klarstellen: Harrison hatte ein großes Herz.“ (S. 7)

Harrison ist ein liebenswerter Junge, der sich Gedanken über den Regenwald macht, seiner Mutter Frühstück ans Bett bringt und sein Spielzeug mit seiner kleinen Schwester teilt. Dabei hat er es in der Schule nicht leicht, obwohl er zu allen Kindern nett ist, weil der gemeine Fiesling Hector Broom es ganz speziell auf ihn abgesehen hat und keine Gelegenheit ungenützt lässt, Harrison zu mobben.

Doch Harrison hat eine große Schwäche: seine unkontrollierten Wutanfälle. Obwohl sie nur sehr selten auftreten, sind sie dafür umso heftiger. Sein Vater erkennt die Anzeichen meist als erster und warnt den Rest der Familie mit „Alarmstufe Rot“. Harrison rastet dann aus und beruhigt sich erst wieder, wenn die Müdigkeit stärker als seine Wut wird. Doch die Geschichte, die ausgerechnet mit der Geburtstagsfeier seines gehassten Mitschülers Hector Broom beginnt, handelt nicht von seinen Wutanfällen, sondern von einem merkwürdigen Geschenk, das er auf Hectors Party erhält.

Am liebsten wäre Harrsion erst gar nicht zur Geburtstagsfeier gegangen, weil er sich vor Hectors schmerzhaftem Gummiband fürchtet, mit dem in dieser so gerne quält. Doch wollte er nicht als einzige Mitschüler fehlen und außerdem war das Motto der Party „Weltraum“ sein Lieblingsthema. Als Unterhaltung ist eine Programmeinlage mit der Astronautin Shelley angesagt, die einen Sternenhimmel an die Zimmerdecke projiziert. Zu seinem Ärger kann sich Harrison nicht auf die Vorführung konzentrieren, weil er sich von Hector ständig bedroht fühlt. Am Ende der Feier erhalten alle Kinder von Shelley einen Luftballon, wobei für Hector nur mehr ein tiefschwarzer Ballon an einem dünnen Faden übrigbleibt, der einem dunklen Magneten gleicht.

Zu Hause angekommen, wird Harrison vom ungestümen Nachbarhund Blu begrüßt. Als ihn der Hund anspringen will, duckt sich Harrison und der Hund verschwindet spurlos durch den schwarzen Ballon, der sich als Schwarzes Loch erweist. Zu Hause lässt Harrison zu Testzwecken nun zahlreiche unliebsame Gegenstände im Ballon verschwinden. Zunächst ist er von den zahlreichen Möglichkeiten begeistert, die sich ihm damit eröffnen. Er lässt den ungeliebten Brokkoli von seinem Essensteller und in der Schule das ganze Wasser aus dem Schwimmbecken verschwinden.

Als es bei der Essensausgabe in der Schule mit Hector einen Streit gibt und in dieser im Schulhof verprügeln will, passiert jedoch ein Unglück. Hector reist ihm den schwarzen Luftballon aus der Hand. Als der Junge dem Schwarzen Loch zu nahekommt, wird er mit großer Geschwindigkeit hineingezogen und verschwindet. Voller Angst sucht Harrison Hilfe bei Shelleys Großmutter, die ihm erklärt, dass nichts aus einem Schwarzen Loch zurückkehren kann:

„Es sei denn, du nutzt das Schwarze Loch für eine Zeitreise.“ (S. 103)

Ben Miller gelingt es in einer spannenden Geschichte typische Alltags- und Schulprobleme mit den Themen Astrophysik und Zeitreisen zu verbinden. Dabei steht die Idee im Mittelpunkt, was geschehen würde, wenn man in einem handlichen Schwarzen Loch alles verschwinden lassen könnte, was einem gerade nicht gefällt. Dabei wandelt sich der vermeintliche Wunschtraum sehr rasch in einen veritablen Alptraum.

Der ebenso unterhaltsame, wie spannende und lehrreiche Kinderroman besticht durch Fantasie und Witz und die ausgeprägte Freude am Erzählen. Ein überaus empfehlenswertes Lesevergnügen, das die jungen Leserinnen und Leser von der ersten Seite weg begeistern wird.

Ben Miller, Der Junge, der die Welt verschwinden ließ. Ill. v. Daniela Jaglenka Terrazzini, übers. v. Leena Flegler [Orig. Titel: The Boy Who Made the World Disappear], ab 8 Jahren
München: ars Edition 2022, 224 Seiten, 13,40 €, ISBN 978-3-8458-5047-4

 

Weiterführende Links:
ars Edition: Ben Miller, Der Junge, der die Welt verschwinden ließ
Wikipedia: Ben Miller
The Artworks: Daniela Terrazzini (engl.)
Homepage: Leen Flegler

 

Andreas Markt-Huter, 10-01-2023

Bibliographie

AutorIn

Ben Miller

Buchtitel

Der Junge, der die Welt verschwinden ließ

Originaltitel

The Boy Who Made the World Disappear

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2022

Verlag

Ars Edition

Illustration

Daniela Jaglenka Terrazzini

Übersetzung

Leena Flegler

Seitenzahl

224

Preis in EUR

13,40

ISBN

978-3-8458-5047-4

Lesealter

Altersangabe Verlag

8

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Ben Miller ist ein britischer Autor, Schauspieler und Regisseur. Am bekanntesten ist er in seinen Rollen als Rowan Atkinsons Handlanger in "Johnny English", als Colonel in "Paddington" und als Lord Featherington in "Bridgerton". Er hat mehrere Kinderbücher veröffentlicht, die in England die Bestsellerlisten gestürmt haben.

Daniela Terrazzini zog 1999 von Italien nach London, um am London College of Printing Fotografie zu studieren. Sie hat ihre Illustrationsarbeit in zwei unverwechselbare und gleichermaßen erfolgreiche Stile von detaillierten Gemälden und grafischen Oberflächenmustern aufzuteilen.

Leena Flegler ist in Mannheim aufgewachsen und studierte in Mainz Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft, der Vergleichenden Sprachwissenschaft/Sprachen Nordeuropas und des Baltikums sowie der Politikwissenschaft. Sie arbeitet als Übersetzerin und übersetzt Bücher aus dem Englischen und Schwedischen.