Buch-CoverOffensichtlich gibt es eine Literatur, die nicht für unkompliziertes Lesen gedacht ist. Der Reiz dieser Geschichten besteht oft darin, wie bei einem Rodeo-Ritt möglichst lange im Sattel zu bleiben, ehe man verlässlich abgeworfen wird.

Manfred Schullian fordert in seinen drei Erzählungen vom Leser eine gewisse Geduld. Fast jeder Satz wird ausgewalzt, bis auch der letzte denkbare Begriff darin untergebracht ist. Immer wieder hört man den Rechtsanwalt aus diesen Texten, unendliche Plädoyers für einen Helden, dessen juristische Vertretung der Autor übernommen hat.

Während sich Münchhausen angeblich mit dem eigenen Zopf aus dem Sumpf gezogen hat, zieht sich in Martin Kolozs Gedichtband das lyrische Ich mit dem Liebeszopf in den Sumpf der Gefühle hinein.

Schon der Titel, der im Bandinneren auch als aphoristisches Einzelgedicht ausgeführt ist, zeigt diese dramatische Verbindung zwischen dem Alles oder Nichts, der Gewöhnlichkeit und der Ungeheuerlichkeit, der physiologischen Normalfrequenz und dem Desaster.

Buch-CoverUnter dem Papier, auf dem die Literatur gedruckt ist, tut sich offensichtlich eine ganz andere Welt auf, in der es von besessenen, papierenen und ausgeklinkten Menschen nur so wimmelt.

Das Papierhaus erzählt von einer Welt, in der Menschen vollends abtauchen können, und in der letztlich alles in Vollendung endet, auch wenn dies mit den Maßstäben der normalen Welt etwas Verrücktes und Irres sein kann.

Buch-CoverDie so genannte „00-Nummer“ eines neuen Verlages ist immer aufschlussreich, gibt doch das erste Buch so etwas wie ein Programm vor.

Und für ein aufklärend essayistisches Programm, wie es der Innsbrucker Limbus Verlag in Zukunft betreuen will, bietet sich der Roman „Der lange Gang“ von Uwe Bolius geradezu von selbst an.

Buch-CoverVielleicht sollte man manche Texte gar nicht zu tief lesen, damit sie ihren Tiefgang entfalten können. Peter Handkes Kali-Roman ist jedenfalls eine Geschichte voller Leichtigkeit, Logik, Märchenhaftigkeit und Zeitlosigkeit.

Figuren kommen und gehen wie bei einem Scherenschnitt, den jemand angefangen und vergessen hat, manche Episoden werden angerissen und schon nach ein paar Gedankenansätzen wieder aufgegeben, dann kommt ein angeleimter Text aus einer anderen Epoche hinzu, die Jahreszeit ist zeitlos, auch wenn es vorwinterlich konkret um Schnee zu gehen scheint.

Buch-CoverWenn du geil ins Leben gehst, springt dich dieses ebenso geil an. – So etwa lautet die lebensfreche Grundbotschaft in Anne Marie Pirchers Haupterzählung „Rosenquarz“.

Der Plot ist geradezu eine Rakete voller Abenteuerkraft. Die Friseurin Paula kann am Gemüse-Standl nicht bezahlen, ein Unbekannter hilft ihr mit zehn Euro aus, es macht klacks und Paula ist nicht mehr von dieser Welt.

Die ersten Nachtöne beginnen zu schwingen, wenn man diesen Lyrikband wie im Daumenkino rasch durch die Finger flirren lässt. Es bleibt der Eindruck von Harmonie, die Texte sind in gesunden Portionen abgedreht, alle Gedichte haben einen kurzen Titel, so dass man fast von lyrischen Wikipedia-Einträgen zu angenehm Begriffen sprechen kann.

Die lyrischen Ausfugungen ziehen sich durch den Jahreslauf, markieren biographische Wartepunkte oder federn harte Gedankengänge in kurzen Stößen auf ein eindringliches Bild zusammen. Aurelia Seidl-Todt hat ihre über hundert Gedichte aufgefädelt nach den Kapiteln: Nachtöne - Übers Jahr – Aussichten.

Buch-CoverDas Sinnvollste von Graz ist der Droschl-Verlag. Er gibt unter anderem die Serie „Dossier“ heraus, worin versucht wird, österreichische Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ihrer Wahrnehmung je nach Notwendigkeit ins rotieren zu bringen oder zu stabilisieren.

Der Band 26 gilt dem Tiroler Norbert Gstrein und ist ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Denn Norbert Gstrein weigert sich mit Händen und Füssen, vom Literaturbetrieb gefesselt zu werden.

Buch-CoverIn manchen Gegenden des Gebirgslandes Tirol gilt der Seemannsgruß „Ahoi“ als Seufzer der Anerkennung und des fröhlichen Hoppalas. Wenn sich zwei Gebirgler unerwartet treffen, fassen sie ihre lyrischen Spontaneindrücke von der Welt durchaus mit der Fügung „oha“ oder „ahoi“ zusammen.

Christoph W. Bauer erzählt im Vorwort zur Geburtstagsgabe des Haymon Verlags, wie er einst vor einem Lyrikregal gestanden ist und ihn das Gefühl von Meer, Schiff und Welle umspült hat, ein typisches Ahoi-Erlebnis also.

Buch-CoverDie markanteste These vorweg: Obwohl das SOS-Kinderdorf in der Praxis von Frauen aufgebaut worden ist, dreht sich letztlich alles um einen Männermythos, den Übervater Hermann Gmeiner.

Bettina Hofer und Christina Lienhart wagen sich als Insider von SOS-Kinderdorf an die heikle Aufgabe, den Pionierinnen der Bewegung in herzlicher Weise gerecht zu werden sich dabei an wissenschaftliche Standards historischer Würdigung zu halten.