Buch-CoverBestseller aus vergangenen Zeiten vermitteln bei der aktuellen Lektüre dieses spannende Knacksen, wenn die Patina durch heftigen Lichteinfall aus der Gegenwart aufspringt. Heinrich Kliers Bestseller aus dem Jahre 1964 liest sich nach vierzig Jahren wie eine Gebrauchsanweisung zur Eroberung der Alpen.

In der Hülle dieser Eroberungsgeschichte stecken kaum getarnt ein Gebirgs-, Abenteurer- Indio-, Liebes- und Schürfroman. So gut wie alles, was die damalige Fiktionslehre herzugeben vermochte, ist in diesem „Silber für die braune Göttin“ eingeschmolzen.

Buch-CoverDie Eisenbahn ist wahrscheinlich der trivialste Mythos, mit dem wir es in einer Gesellschaft zu tun bekommen. Auf Österreichisch heißt das, es gibt den Mythos vom politisch upgedateten Eisenbahner, den Mythos von Pionierleistungen im Streckenbau, den Mythos starker Lokomotiven und den Mythos einer starken Zukunft der Eisenbahn überhaupt.

Beppo Beyerl räumt mit diesen Mythen ziemlich salopp auf, wahrscheinlich gelingt ihm das deshalb so gut, weil er erstens genau recherchiert hat, und zweitens seine Erfahrungen als aktiver Bahnbenützer authentisch sind.

Buch-CoverDas Leben hat letztlich zwei Konsistenzen, die amorphe Alltäglichkeit, die sich am ehesten wie ein Gel erzählen lässt, und diese grobkörnigen Flunsen, die wir uns als Geschichten erzählen.

Peter Oberdörfer berichtet in seinem Roman von den Spannungen zwischen unbewegten und bewegten Elementen des Lebens, zu diesem Zweck spannt er eine Dreiecksgeschichte zwischen Claudia, Willi und Hans aus und überblendet diese Konstellation mit der Gischt der fiktionalen Welt des Films. So verschwindet zu Beginn des Romans Willi und löst durch sein Fehlen das Beziehungsfeld auf, im letzten Kapitel sind alle drei Protagonisten an ihrem überspitzt dargelegten Endpunkt angelangt, nämlich im Alltag, im Jenseits und im Film.

Buch-CoverWenn der Titel eines Romans zu einem geflügelten Wort wird, ist eigentlich in der Literatur alles erreicht, was es zu erreichen gibt. Mittlerweile ist es im Smalltalk durchaus üblich, jemanden nach seiner Liebesblödigkeit zu fragen, also danach, wie vertrottelt er in seinem Liebesverhalten schon geworden ist.

Wilhelm Genazinos süffisanter Lebenskunde-Roman erzählt von Fünfzigjährigen, die in der Liebe alt werden und dabei ins Senil-Kindische ausreifen. Die Sicht der Dinge liefert ein mega-zeitgenössischer Icherzähler, der als Trainer gesellschaftliche Endzeitprognosen unterrichtet und dessen Liebespsyche von Sandra und Judith begleitet wird.

Buch-CoverAh, was für ein Titel! Nicht bloß eine Schlacht wird in diesem Krimi geschlagen, sondern wie in der Geschichte des Tiroler Freiheitskampfes ein ganzes Bündel!

Eine groß angelegte Schlachtenorgie verbaler und physischer Art bildet den Hintergrund für diesen Lokalthriller gigantischen Ausmaßes, und nicht alle Gefechte gehen für die Beteiligten gut aus. Man denke nur an die klassische Vierte Bergiselschlacht, in der die Tiroler ordentlich Dresch bekommen haben und die sie in der Folge aus ihren Gedächtnissen verbannt haben.

Buch-CoverManchmal geht ein Ruck durchs Land und es passiert etwas Aufregendes, aus einer heftigen Leserin ist eine leidenschaftliche Autorin geworden.

Margit Kröll liest seit „immer“ und schreibt seit ihrem zehnten Lebensjahr, dreizehn Jugendromane sind bisher entstanden, nach ihrem ersten publizierten Roman „Johanna …wie alles begann“ gibt es nun den zweiten, der von Katharina handelt.

Österreich und der Weltraum, ein steirischer Strohsack als Inhaber eines Weltkonzerns, österreichische Schwerelosigkeit allenthalben - Martin Amanshauser hat ein verrücktes Szenario gestaltet, wie Österreich tatsächlich im Weltraum verankert ist.

In der Gestalt einer Science-Fiction-Groteske treten auf: Viehböck, der erste und einzige Austronaut, mittlerweile ziemlich kaputt und Lebergeschädigt, Stronach, mit seinen 88 Jahren immer noch hellwach, wenn auch schon etwas hinüber wie immer, Rogan ein aalglatter Schwimmer, der die glatte Haut einer ungeschälten Banane in die Politik eingeführt hat, sowie eine kanadisch-chinesische Weltraumphysikerin, bei der man bis zum Schluss nicht weiß, ob sie nicht geklont ist.

Buch-CoverAus manchen Romanen erfährt man als Leser die Hauptbotschaft direkt aus dem Text, aus anderen wiederum aus der Begleitmusik, die diesem Text untergelegt ist.

Arno Geiger hat mit seiner österreichischen Kleinbürger-Saga "Es geht uns gut" genau jenen Sound getroffen, den Preismacher und Buchpromotoren offensichtlich momentan so lieben. Die Lobeshymnen über diesen Roman reißen nicht ab und somit gibt der Roman fürs erste einmal Auskunft darüber, was etwa fünfzig- bis siebzigjährige Literaturmanager gerne heutzutage für förderungswürdig halten.

Buch-CoverLiteratur dient oft der Aufklärung, sei es, dass vergangene Zeiten, die Kindheit oder das Leben am Lande erhellt wird, sei es, dass versteckte Kabel frei gelegt werden, welche zeigen, wie Schaltungen wirklich funktionieren und wie die Dinge im Leben wirklich zusammenhängen.

Im Roman "Paul Beers Beweis" geht es um all diese Dinge und so steht auf der Tagesordnung Aufklärung mit Esprit. Die Hauptfigur hat offensichtlich die erste Identität abgelegt und ist zu einem Helden wie aus dem Bilderbuch geworden. Im Leben gibt es manchmal diese Punkte, an denen man so gut wie alles verändern muss, also wird aus einem erfolglosen Urbewohner des Burgenlandes, der noch dazu täglich in der Zeitung steht, weil seine Frau auf seltsame Weise gestorben ist, ein arbeitsloser Fußballfan in Wien.

k%C3%B6gl_mutterseele.jpgDas Leben der Erzählerin, einer Mutter von drei Kindern, ist gelaufen, viele Dinge sind abgelaufen wie die sprichwörtliche Sanduhr ihre Körner ablaufen lässt, und letztlich sind auch noch die Wünsche davongelaufen. Die Frau geistert mit sich selbst durch das steirische Hinterland, nicht einmal nach Graz wird sie noch kommen, weil man ja ein gutes Bezirkskrankenhaus ins Land gebaut hat, und da wird die Mutterseele wohl auch eines Tages sterben.

Die Gedanken gehen in losem Zickzack nach vorne und nach hinten, vom Blumenschmuck am eigenen Grab ausgehend geht es zurück in die Jugend, wo einst der Haustyrann gestorben ist, nachdem er alle im Haus schikaniert hat. Die Nachbarn beargwöhnen diesen Tod und sind neidig, dass dieser Tyrann gestorben ist, während sie den ihrigen noch pflegen müssen.