Aktuelle Buchtipps

 

Bosko Tomasevic, Risse

andreas.markt-huter - 11.03.2016

Ähnlich der Programmmusik gibt es auch eine Programmlyrik, worin ein bestimmtes Gedankensystem lyrisch verknotet werden soll.

Bosko Tomasevic legt als Philosoph und Lyriker ausdrücklich Wert auf diese Verknüpfung. Im Nachwort zu dem Lyrikband „Risse“ distanziert er sich von früheren Werken und zählt dann seine diversen Schreibjahrzehnte auf, in denen er sich als lyrischer Kompositeur programmatisch vor allem Heidegger, Beckett oder Celan genähert hat. Die literarische Vorgangsweise bezeichnet der Autor als „Dichtung der Erfahrung“, womit das Aufzeigen gewisser Begleitumstände der Existenz gemeint sei. (130)

Daniele Meocci, Ksss!

andreas.markt-huter - 10.03.2016

„Was für ein Glück, sie ist nicht abgeschlossen! Beim nächsten Windstoß gehe ich rein, beschließt etwas Kleines. Es nimmt seinen ganzen Mut zusammen, rollt auf die Tür zu, und als der Wind erneut aufheult, schlüpft es schnell hinein.“ (7)

An einem stürmischen Tag passiert etwas Außergewöhnliches. Ein kleines rundes tennisballgroßes Ding mit grünen Haaren und kleinen scharfen Zähnen versteckt sich in der Mädchenumkleidekabine der Schulturnhalle. Als sich Lise für den Turnunterricht umziehen will, sieht sie sich dem grünen Ding gegenüber, das leise „Ksss“ zischt und sich rasch wieder unter der Bank versteckt.

Rainbow Rowell, Eleanor & Park

andreas.markt-huter - 08.03.2016

„Sie kam zu spät zum Mittagessen und zu spät zu Englisch. Und wenn sie nicht schon gewusst hätte, dass sie diesen blöden, bescheuerten kleinen Asiaten mochte, dann wusste sie es jetzt.“ (63)

Eleanor und Park sind beide Außenseiter, könnten aber dennoch unterschiedlicher nicht sein. Eleanor fällt schon von weitem durch ihre rote Haarpracht, ihre schmuddelige Kleidung und ihren starken Körperbau auf, während Park, ein schmächtiger Junge mit asiatischen Gesichtszügen, eher unauffällig erscheint. Park ist froh, von seinen Mitschülern zumeist in Ruhe gelassen zu werden, als sich das neue rothaarige und ausgeflippte Mädchen im Bus ausgerechnet neben ihn setzen muss.

Günther Pfeifer, Hawelka & Schierhuber laufen heiß

andreas.markt-huter - 07.03.2016

Gibt es in entlegenen Landstrichen genauso typische Mordtodesarten wie es eben typische Speisen und Getränke gibt? Ein guter Provinzkrimi muss solche Überlegungen schlüssig beantworten.

Günther Pfeifer stellt die gängigste Hinrichtungsform der Gegend in seinem Waldviertler-Mordbuben-Krimi gleich zu Beginn vor: Der Delinquent wird kopfüber in das Blatt einer Kreissäge gerückt und anschließend wird die Bude abgefackelt.

Philip Stead, Als Bär erzählen wollte

andreas.markt-huter - 05.03.2016

„Es war fast Winter und Bär war müde. Aber vorher wollte Bär unbedingt noch eine Geschichte erzählen. »Maus, will du eine Geschichte hören?«, fragte Bär gähnend.“

Der Winter steht vor der Tür und alle Tiere haben Eile, um sich auf die nahende Kälte vorzubereiten. Bär hat das dringende Bedürfnis, unbedingt noch jemandem eine Geschichte zu erzählen. Aber alle sind zu beschäftigt, um sich die Geschichte des Bären anzuhören.

Horst Moser, Etwas bleibt immer

andreas.markt-huter - 04.03.2016

Hat das Leben einen Plan, wenn es aus fröhlichen Kindern ernst abgerackerte Erwachsene macht, oder ist auch das Leben ein Spiel wie das der Kinder im Innenhof?

Horst Moser führt in seinem Roman „Etwas bleibt immer“ ein paar Figuren zusammen, die einst einmal glücklich und ungeniert ihre Kinderzeit im Innenhof einer Wohnanlage verbracht und sich später aus dem Auge verloren haben. Damit die arme Leser-Seele eine Ruhe gibt, setzt er eine Art lose Krimi-Handlung über seinen wirklichen Fall, in welchem es darum geht, wie wir uns alle immer weiter auseinander entwickeln und dabei schrullig und ausgebeult werden.

Niki Foreman, Hai-Abenteuer am Riff

andreas.markt-huter - 03.03.2016

„Der Hai heißt Alba. Sie ist ein Weißspitzen-Riffhai und sucht im Korallenriff nach Futter. Alba bekommt immer, was sie will. Nichts und niemand hindert sie am Fressen.“ (6)

Im Korallenriff herrscht ein hektisches Treiben. Eine Unzahl von Meeresbewohnern tummelt sich dicht unter den Wellen des Ozeans, bis plötzlich ein Weißspitzen-Riffhai aus einer Höhle auftaucht. Er ist auf der Jagd und das bedeutet höchste Gefahr für alle Meeresbewohner.

Gustav Ernst, Zur unmöglichen Aussicht

h.schoenauer - 02.03.2016

Die österreichische Kaffeehaus-Seele sucht vor allem eines: das Unglück. Und wenn es einem im gewöhnlichen Leben draußen nicht begegnet, muss man so lange ins Café, bis es sich tatsächlich zu einem an den Tisch hockt.

Gustav Ernst stellt mit seinem grotesken Depressionsroman seine Leser vor eine „unmögliche Aussicht“: man wird Zeuge einer geradezu weltbewegenden Untergangsstimmung.

Cornelia Hermanns, Von Kaisern und Barbaren

andreas.markt-huter - 01.03.2016

„Von Shanhaiguan am Gelben Meer bis nach Jiayuguan in der Wüste Gobi verläuft die Große Chinesische Mauer. Sie ist imposanter als alle Sieben Weltwunder zusammengenommen, sagte man in Europa schon, als noch kaum einer sie mit eigenen Augen gesehen hatte.“ (6)

Immer schon war China ein Land der Mauern, die um alle Städte, Dörfer, Stadtviertel, Quartiere und um jeden einzelnen Hof gezogen wurden. Und so schützte China auch seine Nordgrenze mit eine Mauer, die um 200 v. Chr. begonnen und im Laufe der Jahrhunderte immer weiter angewachsen worden war, um sich dem verändernden Grenzverlauf anzupassen.

Andreas Maier, Der Ort

h.schoenauer - 29.02.2016

Jede Epoche hat ihren Schlüsselbegriff, wenn es gelingt, ihn unaufgeregt zu finden, kann   man die jeweilige Gegenwart knacken.

In Andreas Maiers Roman „Der Ort“ wird plötzlich für das erzählende Ich die Ortsumgehung zu diesem Schlüsselbegriff. Während rund herum in den Siebzigern des vorigen Jahrhunderts  alles platt gemacht und vernetzt wird, erklärt die Methode Ortsumgehung die neue Weltordnung. Jetzt, Jahrzehnte später, sitzt der Erzähler im Zimmer seines verstorbenen Onkels und arbeitet an der persönlichen Ortsumgehung.