Otto Licha, Kripp
Manchmal sucht sich die regionale Zeitgeschichte eine Lichtgestalt, um an ihr ein Stück Gegenwart abzuhandeln.
Otto Licha greift in seiner Doku-fiktionalen Schilderung der späten sechziger und frühen siebzieger Jahre in Innsbruck auf die legendäre Figur Kripp zurück, „Kripp und klar“, wie die Parole aus der damaligen Zeit lautete.
„Steht die Welt denn nachts nicht still? Von wegen! Der Bäcker schlummert tief und fest, während quietschfidele Mausmakis all die Arbeit machen.“
Wenn Menschen der Gegenwart aktuelle Nachrichten empfangen, wischen sie gerne mit den Zwicke-Gliedmaßen Daumen und Finger über die glatte Fläche des Smartphones, um dann eine Portion Glück unter der Glätte des Displays zu empfangen.
Meist dauert es nicht lange und die anfängliche Begeisterung der jungen Schülerinnen und Schüler nimmt durch den Schulalltag zunehmenden ab.
Eine Novelle muss uns eine unerhörte Begebenheit nahebringen, die uns vielleicht sogar nahe geht.
„And next to the old peoples’s home there was a tall building. That’s where the penguins lived. Really they’re called nuns, but we called them penguins because they wore black clothes and white bonnets on their heads.“ (15)
Was gibt es Wuchtigeres als einen Stammbaum, dessen Verwurzelungen sich über Jahrhunderte in das Gestein der Geschichte hineinzwängen und diese manchmal sprengen!
„Ich bringe den Regen für das dürstende Leben von den Strömen und Seen; ich trage den Schatten für die Blätter die matten, die des Mittags zum Träumen gehen.“
Erst wenn man sich auf die Suche nach seiner verdeckten Herkunft gemacht hat, kann man mit dem Leben beginnen.
„Sprachlos starren die beiden auf den Bildschirm. Marie findet als Erste Worte. ‚Bist du verrückt geworden! Mensch, Anne!‘ Kreidebleich im Gesicht stottert Anne: „Was sind das für Fotos? Das bin ich doch gar nicht. Nackt auf dem Surfbrett …“ (123)