Buch-CoverNatürlich denkt man bei einem Romantitel mit der semantischen Schwingung "Mona Liza" an das einmalige Antlitz aus dem Gemäldekosmos, die Mona Lisa als Inbegriff der Porträtkunst, halb idealisierte Fiktion, halb dokumentierte Poesie.

Erika Kronabitter versteckt in ihren Romantitel ein raffiniertes Erzählprogramm.

Buch-CoverWie kann man zwischen Wahn und Wahrnehmung hin und her driften, ohne dass man nicht restlos den Überblick verliert?

Im Kriminalgenre gibt es die Idee der Dissoziation. Davon betroffen sind Individuen, die sich aus zwei unverbundenen Teilen zusammensetzen, einem, der tötet, und einem anderen, der ein normales Leben führt, wobei die beiden Hälften nichts von einander wissen. (34)

Buch-CoverDie wichtigsten Erlebnisse eines durchschnittlichen Menschenlebens sind seit erdenklichen Zeiten die reife Erotik und die edle Sinnlosigkeit. Für die Erotik ist Don Juan zuständig und für den Ritt in die Turbine einer Windmühle Don Quixote de la Mancha.

Robert Menasse hat für sein Heldenepos eines Beinahe-68ers die beiden Dons elegant zusammengemischt. Im Mittelpunkt dieser modernen Durchschnittsbiographie steht Nathan, der in einem Hochglanzmedium für die allgemeingültige Sparte "Leben" zuständig ist. Schon von der ersten Seite an ist Nathan an der Sexualität gereift, er erwartet sich nichts mehr und erklärt sich selbst und den Lesern recht süffisant, wie das so zwischen Männern und Frauen funktioniert.

Buch-CoverWarum ist Malapartes "Haut" sechzig Jahre nach ihrem Erscheinen immer noch fassungslos wild und aufregend? - Vielleicht, weil der Erzählstandpunkt als immer noch aufreizend vage empfunden wird, und weil an allen Kriegsschauplätzen der Welt die Frage brisant ist, wie kippt Kultur während einer Besatzung in Unkultur.

Der Roman Die Haut ist ein Text voller expressionistischer Kulturphilosophie, politischer Tagesbeurteilung, durchsetzt mit verbaler Überhitzung und derangiertem Heldentum.

Buch-CoverWas für ein sinnlich gruseliger Titel! - Unter die Haut geht bekanntlich alles, was man an Schrecken und Gefühlsexplosion als Inhaber eines Körpers noch nicht richtig einem Sinnesorgan zuordnen kann, und unter die Haut wird im medizinischen oder Junkie-Bereich alles gespritzt, was nicht in die Venen gehört.

Andreas Renoldner bringt für seine verspielt kühle Liebesgeschichte einen Erzähler in Stellung, der immer wieder ins lyrische Du hinüberwechselt, aber dann doch recht ernüchtert unter seine eigene Haut schlüpft, in der er manchmal gar nicht stecken will.

Buch-CoverDer Gugelhupf gilt nicht nur als der König der österreichischen Kaffeejause, unter Gugelhupf versteht man auch eine psychiatrische Anstalt mit mehr oder weniger ringförmigem Auslauf.

Der Roman Stierhunger beginnt wie eine Vorabendserie. Eine unbekannte Frau bittet die Ich-Erzählerin, ihr doch den halben Gugelhupf abzunehmen, da ihr ein ganzer zu viel ist. Über den Gugelhupf kommen bekanntlich die skurrilsten Leute zusammen, die Erzählerin ist bald einmal bei der Gugelhupffrau zu Gast und erlebt einen Transfer in eine andere Zeit.

Buch-CoverWas passiert, wenn unsere Illusionen Wirklichkeit werden? – Führen sanfte Illusionen nicht zwangsläufig zu einer harten Landung?

Carsten Otte führt die vorgestanzten Welten der Groschenhefte und des Kurbetriebes jäh zusammen, so dass daraus glaubhafte Realität entsteht. In der Mega-Kurstadt Baden-Baden gibt es einen Blumenladen, den Tamara nach den Gesetzen des Kitsches und der halbseidenen Lieblichkeit über die Runden zu bringen versucht.

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Unsichtbar ist ja eine doppelte Eigenschaft, einmal die des Objekts, dass man etwas nicht sieht, und zum andern jene des Subjekts, dass man selbst nicht gesehen werden will.

In der Liebe, im Flirt, in der Ehe und in allen gesellschaftlichen oder philosophischen Formen des Zusammenbandelns zwischen Männern und Frauen geht es um dieses permanente Wechselspiel von Unsichtbarkeiten.

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Manche gesellschaftlichen Konstellationen riechen förmlich nach Verbrechen und Verdammnis.

pattison_bergSo entlegen kann eine Gegend gar nicht sein, dass darin nicht ein Krimi spielen könnte. Man braucht nur den wundersamen Begriff „Tibet“ im Kopf in seine Begriffsfelder zu zerlegen und hat schon die Zutaten für einen vortrefflichen History-Transzendenz-Exotic-Krimi.

Im entlegenen Hochland geben natürlich die Spannungen zwischen den Chinesischen Besatzern und der religiösen Urbevölkerung den idealen Nährboden für kriminelle Auseinandersetzungen. Der Ermittler Shan ist zwar Chinese, hilft aber immer wieder verständnisvoll zu den buddhistischen Mönchen und versucht auszugleichen, so gut es eben die Bürokratie zulässt.